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Nur 11 Sekunden nach dem Start funkte Kapitän Sumeet Sabharwal seinen letzten Hilferuf – dann stürzte die Maschine mit 242 Menschen in den Tod. Nur einer überlebte das Inferno.
Ahmedabad – Nach dem verheerenden Flugzeugabsturz in Indien mit über 240 Toten läuft die Suche nach der Ursache für das Unglück. Die Maschine der Gesellschaft Air India war am Donnerstag kurz nach dem Start in ein Wohngebiet nahe dem Flughafen der Großstadt Ahmedabad gestürzt. Die Boeing 787-8 war auf dem Weg nach London. Doch unmittelbar nach dem Start verlor die Maschine an Höhe, wie mittlerweile öffentlich gewordene Videos vom Start zeigen.
Experten mit unterschiedlichen Überlegungen zur Ursache beim Flugzeugabsturz in Indien
Laut Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt ist die Auswertung der Daten der Blackbox entscheidend für die Aufklärung des Unglücks. Derzeit sei es für eine Einschätzung noch zu früh. „Eine Erklärung könnte zum Beispiel sein, dass die Startklappen nicht richtig gefahren sind“, sagte Großbongardt in der ARD-„Tagesschau“. „Aber man kann im Augenblick wirklich nur spekulieren, denn entscheidend ist, dass der Flugdatenschreiber geborgen wird, dass die Daten analysiert werden und man dann sieht, was passiert ist im Flugzeug.“ Einer von zwei Flugschreibern sei gefunden worden, berichtete die Zeitung „Hindustan Times“.
Einer Einschätzung nach Sichtung der Videos heißt es in einem Spiegel-Bericht: „Das Fahrwerk des Flugzeuges ist bis zuletzt ausgefahren, obwohl es in dieser Flugphase bereits eingeklappt sein sollte, damit das Flugzeug mit geringerem Luftwiderstand leichter aufsteigen kann. Gleichzeitig erscheint es so, als seien die beim Start gesetzten Landeklappen, sogenannte »Flaps«, schon eingefahren worden.“ Der Spiegel-Verdacht, ohne Bezug auf einen Luftfahrtexperten: „Einer der Piloten hat womöglich die beiden Hebel im Cockpit verwechselt, mit denen Fahrwerk und Flaps bedient werden. Statt die Räder einzuziehen, könnte er so irrtümlich die Landeklappen eingefahren haben.“
Laut BBC spekulieren Experten über einen „äußerst seltenen“ Ausfall beider Triebwerke. Der einzige Überlebende der Flugzeugkatastrophe erklärte lokalen Medien zufolge: „Dreißig Sekunden nach dem Start gab es ein lautes Geräusch und dann stürzte das Flugzeug ab. Es ging alles so schnell.“
Boeing-Absturz in Indien: Fotos zeigen Ausmaß der Flugzeug-Explosion – und erste Fotos des ÜberlebendenFotostrecke ansehenWer waren die Piloten des Air-India-Flugs AI 171? Berichte über „Mayday“-Ruf
Der Pilot gerät in den Fokus. Sumeet Sabharwal war nach Angaben der indischen Generaldirektion für Zivilluftfahrt der Kapitän des verunglückten Air-India-Flugs AI 171. Er hatte 8200 Stunden an Flugerfahrung, war über 22 Jahre als Pilot im Einsatz. Er war demnach auch als Ausbilder und Prüfer tätig. Erste Offizier Clive Kundar war der Co-Pilot. Mit einer Erfahrung von rund 1100 Flugstunden einschließlich seiner Ausbildung stand er noch am Beginn seiner Karriere.
Um 13:38 Uhr Ortszeit hob die mit vielen Tonnen Kerosin betankte Maschine ab. Das Flugzeug gewann aber kaum 200 Meter Höhe und stieg nicht weiter auf. Einer der Piloten setzte einen Notruf ab. Der zuständige Fluglotse reagierte laut Spiegel auch sofort mit Nachfragen, doch niemand antwortete.
Wie internationale Medien, vornehmlich aus Großbritannien berichten, funkte Kapitän Sumeet Sabharwal nur elf Sekunden nach dem Start der Maschine: „Mayday…no thrust, losing power, unable to lift.“ Auf Deutsch: „Mayday … kein Schub, Verlust der Leistung, können nicht abheben.“ Von der Flugsicherung (ATC) gab es auf den „Mayday“-Notruf keine Rückmeldung, teilte die Generaldirektion für Zivilluftfahrt (DGCA) mit.
Wenig später crashte der Flug in ein Wohnheim für Medizinstudenten und verwandelte sich in einen Feuerball.
Sumeet Sabharwal war der Kapitän des verunglückten Air-India-Flugs AI 171. Er galt als erfahrender Pilot. © Punit PARANJPE / AFPBoeing-Flugzeug stürzt in Indien ab – Trump bietet Hilfe an
Unter den Passagieren und Passagierinnen befanden sich nach Angaben der Airline 169 indische Staatsangehörige, 53 Briten, sieben portugiesische Staatsbürger und ein Kanadier. Bei dem Überlebenden handelt es sich um einen britischen Staatsangehörigen indischer Herkunft. Wie viele Menschen bei dem Absturz der Maschine in ein Wohngebiet am Boden getötet wurden, war zunächst unklar.
Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein eigenes Team nach Indien zu schicken, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen. Auch US-Präsident Donald Trump bot Hilfe an. Der Flugzeughersteller Boeing erklärte sich ebenfalls bereit, die Ermittlungen zu unterstützen. Die verheerende Pannenserie von Boeing nimmt damit kein Ende. (mke)