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Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen mit gemeinsamen Risikofaktoren

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer teilen viele Risikofaktoren: Bewegungsmangel, Hypertonie, Diabetes mellitus oder Adipositas. Die American Heart Association definierte mit „Life’s Simple 7“ sieben modifizierbare Faktoren zur Förderung der kardiovaskulären Gesundheit (CVH), die sich auch als protektiv für kognitive Funktionen erwiesen haben. Der CHV umfasst gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, normaler Body-Mass-Index, Nichtraucherstatus und die Abwesenheit von Dyslipidämie, Diabetes und Hypertonie. 

Trotz wachsender Evidenz zur Bedeutung von CVH in der Demenzprävention bleibt die Verbindung zu zellulären neurodegenerativen Prozessen bislang weitgehend unklar. Diese Verbindung wurde nun in einer Studie untersucht, deren Ergebnisse im Fachjournal „JAMA Network Open“ publiziert wurden.

Zusammenhang zwischen Herzgesundheit und neurodegenerativen Biomarkern

Die vorliegende prospektive Kohortenstudie von Dr. Anisa Dhana und Team (Rush University Medical Center, Chicago, USA) untersuchte, ob eine gute kardiovaskuläre Gesundheit mit niedrigeren Konzentrationen neurodegenerativer Biomarker – insbesondere Neurofilament Light Chain (NfL) und totalem Tau-Protein (t-tau) – im Serum älterer Erwachsener assoziiert ist. Im Fokus standen sowohl Querschnitts- als auch Längsschnittanalysen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Untersuchung erfolgte im Rahmen des Chicago Health and Aging Project (CHAP) mit 1.018 Teilnehmenden im Alter von ≥65 Jahren.

Weniger neuronale Schädigung bei hoher Herzgesundheit

Die Analyse zeigte, dass Teilnehmende mit hohen CVH-Scores (10–14 Punkte), was eine bessere kardiovaskuläre Gesundheit bedeutet, signifikant niedrigere NfL-Spiegel aufwiesen (−18,9 % relativ im Vergleich zur niedrigsten CVH-Gruppe). Ein kontinuierlicher CVH-Anstieg um einen Punkt korrelierte mit einem 3,5 % niedrigeren NfL-Wert. Zudem verlief der altersbedingte Anstieg des NfL-Spiegels bei Personen mit hoher CVH deutlich langsamer. Für das t-tau-Protein konnte hingegen keine signifikante Assoziation festgestellt werden.

Ergebnisse in Subgruppenanalysen bestätigt

Subgruppenanalysen bestätigten die inverse Beziehung zwischen CVH und NfL unabhängig von Geschlecht und Ethnie. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei APOE-ε4-Trägern, einem genetischen Risikofaktor für Alzheimer. Auch in Abwesenheit manifester kardiovaskulärer Erkrankungen war der Zusammenhang erkennbar.

Bedeutung der kardiovaskulären Gesundheit für Prävention von Demenz & Co.

NfL ist ein etablierter Biomarker für neuronale Schäden und ein sensitiver Indikator für neurodegenerative Prozesse. Die vorliegenden Ergebnisse stützen die Hypothese, dass kardiovaskuläre Risikofaktoren nicht nur vaskuläre Demenz begünstigen, sondern auch primär-neurodegenerative Mechanismen mit beeinflussen. Die fehlende Assoziation zu t-tau weist darauf hin, dass CVH insbesondere die strukturelle neuronale Integrität fördert, während Tau-Pathologien möglicherweise weniger beeinflusst werden

Gesunder Lebensstil bleibt wichtiger Baustein in Prävention neurologischer Erkrankungen

Diese Studie liefert starke Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen modifizierbaren Lebensstilfaktoren und neurodegenerativer Krankheitsprogression. Besonders für Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem vaskulärem Risiko könnte die Förderung der CVH eine wirksame Präventionsstrategie darstellen.

Dennoch bleibt weiterer Forschungsbedarf, insbesondere zur Kausalität. Auch differenzierte Biomarkerprofile könnten helfen, die pathophysiologischen Zusammenhänge weiter aufzuklären.