US-Präsident Donald Trump hat ein Kohle-Revival für sein Land eingeleitet – und dabei Deutschland fälschlicherweise als positives Beispiel genannt. Er unterzeichnete ein Dekret mit dem erklärten Ziel, den Kohleabbau in den USA „auf Hochtouren“ zu bringen.
„Wir werden die Voreingenommenheit der Regierung gegenüber Kohle beenden“, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) bei einer Zeremonie im Weißen Haus. Schon im Wahlkampf hatte er stets von der schönen sauberen Kohle geschwärmt.
Vor Bergleuten mit Schutzhelmen verkündete Trump, dass er die Bundesbehörden anweise, Beschränkungen für den Abbau und den Export von Kohle zu lockern. Ältere Kraftwerke, die abgeschaltet werden sollten, dürfen weiter betrieben werden.
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Trump betonte, die Energie werde etwa für KI-Rechenzentren gebraucht. Die Rechenzentren für künstliche Intelligenz brauchen viel Energie für ihren Betrieb.
Durch die Steigerung des Kohleabbaus werde es auch möglich, „enorme Mengen“ an strategisch wichtigen Rohstoffen und Seltenen Erden zu fördern, fügte der US-Präsident an.
Der Abbau von Kohle – der umweltschädlichsten fossilen Energiequelle – geht in den USA seit 15 Jahren stark zurück. Im Jahr 2024 wurden nur noch 15 Prozent der gesamten Energie im Land durch die Verbrennung von Kohle produziert. Der Anteil von Wind und Sonne an der Stromversorgung kam auf zusammen 17 Prozent.
Wiederholte Fake News von neuen Kohlekraftwerken in Deutschland
Zu Beginn seiner Rede verwies Trump erneut auf Deutschland, wo angeblich überall neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen würden, obwohl dies seit Jahren nicht mehr geschehen ist.
„Jede Woche ein neues Kraftwerk“ Trump will Kohlekraft-Boom in Deutschland erkennen
Deutschland habe lange grüne Politik betrieben. „Sie sind so grün geworden, dass sie fast pleitegegangen sind“, sagte Trump. „Deutschland war am Ende.“ Dann habe Deutschland auf Wind umgestellt. „Der Wind wehte nicht sehr stark.“
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Und dann habe das Land alle möglichen anderen Dinge probiert, fuhr Trump fort, ohne dies zu belegen. Jetzt sei Deutschland wieder bei der Kohle, behaupte der Präsident. „Überall in Deutschland werden Kohlekraftwerke in Betrieb genommen.“ Und die USA hätten es bisher nicht getan.
Schon am Vortag hatte Trump bei einem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu im Weißen Haus behauptet, in Deutschland werde jede Woche ein Kohlekraftwerk in Betrieb genommen.
Zu großer Energiefresser Künstliche Intelligenz bedroht die Klimaziele der USA
Das stimmt aber nicht: Laut Bundesnetzagentur wurde das letzte Kohlekraftwerk 2020 in Datteln fertiggestellt. Zudem ist in Deutschland der Kohleausstieg für 2038 vereinbart. Die Ampel-Koalition hatte sich vorgenommen, das Datum „idealerweise“ auf 2030 vorzuziehen.
Auch das Bundeswirtschaftsministerium hat den Aussagen Trumps widersprochen. Deutschland werde bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen, sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin. „Neue Kohlekraftwerke werden nicht errichtet. Hingegen wurden 2024 achtzehn Kohlekraftwerke abgeschaltet.“
Förderung fossiler Brennstoffe Teil der Trump-Agenda
Trump steht dem Klimawandel skeptisch gegenüber und bezeichnet die Energiewende als Betrug. Stattdessen will der republikanische Präsident die Förderung fossiler Brennstoffe ausweiten.
Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai 2023 hatte sich die Weltgemeinschaft nach jahrzehntelanger Diskussion erstmals auf die Abkehr von Kohle, Öl und Gas geeinigt.
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Doch bereits an seinem ersten Amtstag im Januar verfügte Trump den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen, einer internationalen Übereinkunft zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Die Leiterin der Klimaorganisation Evergreen, Lea Moffitt, warf Trump vor, KI als Vorwand zu nutzen, um seine Spender aus der Branche der fossilen Energie „mit der dreckigsten, teuersten Energiequelle aus der Klemme zu helfen“. (dpa, AFP)