Berlin – Rentner Bernd Kranz (79) sucht seit Monaten verzweifelt einen Job – und wird immer wieder abgelehnt. Der gelernte Kfz-Meister aus dem Berliner Bezirk Reinickendorf fühlt sich aufs berufliche Abstellgleis geschoben. Dabei ist er topfit und hoch motiviert.
Er hat jahrzehntelang gearbeitet, war selbstständig, hat Lehrlinge ausgebildet – jetzt fühlt Bernd Kranz sich aussortiert. „Ich will noch arbeiten. Ich bin fit, motiviert, kann mit anpacken – aber ich bekomme nur Absagen“, sagt er.
Bis Februar führte er noch seine eigene kleine Werkstatt. Corona und die schwierige Lage für kleine Betriebe zwangen ihn schließlich zur Aufgabe. „Ich habe bis zuletzt selbst unter dem Auto gelegen“, sagt Kranz. „Ich will gebraucht werden – einfach mitmachen, weitergeben, was ich kann.“ Vollzeit oder Teilzeit? Egal.
Der Berliner zeigt seinen Meisterbrief. Trotz Qualifikation und Erfahrung bekommt er einfach keine Arbeit
Foto: Fabian Matzerath/BILD
Seit Monaten bewirbt sich der 79-Jährige auf Kfz-Meister-Stellen, mehr als 40 Bewerbungen hat er bereits verschickt. Die Rückmeldungen: Absagen oder gar keine Antwort. „Das fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an.“
Besonders frustrierend: Auch von der Polizei, wo er sich als KfZ-Meister für den Fuhrpark beworben hatte, gab es eine Absage. „Die Polizei hat mir sogar offen geschrieben, dass ich zu alt bin“, sagt Kranz. Auch das Arbeitsamt half nicht weiter: „Dort ist man nicht für mich zuständig, wurde mir gesagt.“
Das sagt die Handwerkskammer
Die Handwerkskammer Berlin sagt dazu auf BILD-Nachfrage: „Viele Handwerksbetriebe schätzen die Erfahrung, das Wissen und die Verlässlichkeit älterer Beschäftigter. Altersvielfalt in den Teams kann eine große Bereicherung darstellen.“ Und weiter: „Gerade beim Fachkräftemangel sollten alle Potenziale berücksichtigt werden, die gerne einen Beitrag leisten möchten.“
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Für Kranz wäre es ideal, wenn Jung und Alt gemeinsam arbeiten würden. „Die Jungen lernen von der Praxis der Alten – und wir Alten von den Jungen. So funktioniert das doch.“
Doch im Moment bleibt er zu Hause und das fällt ihm schwer: „Ich fühle mich ungebraucht. Das zieht mich runter. Ich war nie krank – aber seit ich nichts mehr tue, merke ich es zum ersten Mal in den Knochen.“