Kleinmachnow/Calau – Antisemitismus-Skandal in Brandenburg: Ein Schneider soll Juden Hausverbot erteilt haben. Die Polizei ermittelt jetzt wegen Volksverhetzung.
Am Sonntagvormittag wurde unter dem Namen der Änderungsschneiderei folgende Nachricht bei Facebook gepostet – inklusive Rechtschreibfehlern: „Ab heute in meinem beinenbetrieb darf keine Jude eintreten nämlich wir wollen Frieden haben keine Krieg, deshalb jede Jude hat oder Israeli in meinem beidem Laden Hausverbot.“ Wenig später wurde der antisemitische Post gelöscht.
Einen Tag später stand die Polizei vor Osman Uyars Laden „Yörük I“ in Kleinmachnow, hielt ihm den üblen, antisemitischen Post vor.
Diesen unfassbaren Post hat eine Änderungsschneiderei aus Brandenburg am Sonntag auf Facebook abgesetzt
Foto: privat
Zu BILD sagt er: „Ich war das nicht. Mein Sohn hat das geschrieben. Ich habe ihn sofort angerufen, nachdem die Polizei da war, ich habe erst heute davon erfahren. Für mich sind alle Menschen Menschen. Viele jüdische Leute sind meine Kunden.“ BILD soll deshalb bei seinem Sohn nachfragen.
Osman Uyar behauptet gegenüber BILD, sein Sohn sei für den antisemitischen Facebook-Post verantwortlich
Foto: Olaf Selchow
Der Sohn betreibt die Änderungsschneiderei „Yörük II“ in Calau. Auf Instagram-Fotos ist zu sehen, wie Mehmet Uyar mit dem Wolfsgruß – dem Symbol der türkischen rechtsextremen Gruppierung Graue Wölfe – posiert. Auf anderen Bildern ist er mit Altkanzler Olaf Scholz (67, SPD) zu sehen.
Am Montagmittag sitzt Mehmet Uyar vor seinem Laden. BILD fragt nach: Warum haben Juden seit gestern bei Ihnen Hausverbot? „Nein, nein, haben die nicht. Irgendjemand hat meine Seite gehackt. Ich hab versucht, es überall zu löschen, ich habe es leider zu spät gemerkt“, sagt Uyar gegenüber BILD. Sonst habe der unbekannte Hacker aber nichts gepostet. „Ich bin Geschäftsmann, mir ist egal, ob Jude, Muslim, Christ, was weiß ich“, sagt er.
Mehmet Uyar streitet gegenüber BILD alles ab, behauptet, der Facebook-Account der Änderungsschneiderei sei gehackt worden
Foto: Olaf Selchow
Warum sein Vater sagt, dass er für den Post verantwortlich ist? Das schiebt der Schneidermeister auf Sprachprobleme: „Mein Papa und Deutsch ist bisschen andere Sache.“
Lesen Sie auch
BILD fragt bei der Polizei Brandenburg-West nach. Hat die Polizei Kenntnis darüber, dass der Account angeblich gehackt wurde? „In diese Richtung ist mir derzeit nichts bekannt“, sagt Polizeisprecherin Stefanie Wagner-Leppin. Die Polizei hat stattdessen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung aufgenommen. Gegen wen sie sich richten, teilt die Polizei „aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes“ nicht mit.
„Mit der Person, die den Text nach derzeitigen Erkenntnissen der Polizei verfasst und veröffentlicht haben soll, soll im weiteren Verlauf eine sogenannte Gefährderansprache durchgeführt werden“, so die Polizeisprecherin.