EZB-Zentrale in FrankfurtFoto: rcphotostock-Freepik.com

Kommt die Inflation zurück durch den Handelskrieg? Offenbar scheinen Bankexperten deflationäre Tendenzen für Europa weitaus stärker einzuschätzen, weil der Handelskrieg das Wirtschaftswachstum abwürgt. Die EZB hat die Zinsen bisher schon kräftig gesenkt, seit Juni um 1,5 Prozentpunkte auf jetzt 2,50 % im Einlagensatz. Im Chart sehen wir den Verlauf der letzten vier Jahre. Analysten der größten US-Bank sehen nun bei den nächsten vier EZB-Sitzungen jeweils eine weitere Zinssenkung!

Grafik zeigt Entwicklung der EZB-Zinsen seit 2021

EZB wird Zinsen weiter massiv senken

Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen bei ihren nächsten vier Sitzungen senken, da die wirtschaftlichen Kosten der US-Zölle steigen, so die Analysten von JPMorgan Chase laut Bloomberg. Das Wachstum in der Eurozone wird in naher Zukunft stärker beeinträchtigt werden als bisher erwartet, was in den nächsten drei Quartalen zu einer „sehr schwachen“ Expansion führen wird, so Greg Fuzesi, Raphael Brun-Aguerre und Mariana Monteiro heute in einem Research-Bericht.

„Für die EZB ist es von Bedeutung, dass die Inflation bereits auf dem Weg zur Zielmarke war und dass jeder weitere Schock das Risiko einer Unterschreitung birgt“, sagten sie. “Das globale Umfeld wird sich in den kommenden Monaten sehr schwierig gestalten.“ Die EZB hat die Zinsen seit Juni sechs Mal gesenkt. Vier weitere Schritte würden den Einlagensatz auf 1,5 % bringen, und JPMorgan sieht die Risiken für dieses Ergebnis sogar als nach unten verzerrt an. In einer Bloomberg-Umfrage im vergangenen Monat sagten Ökonomen voraus, dass die Kreditkosten nur auf 2 % fallen würden.

Die meisten Entscheidungsträger haben sich angesichts der erhöhten Unsicherheit zurückgehalten, eine Prognose über die mögliche Entwicklung der Zinssätze abzugeben. Doch nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Zölle zu erheben, sind die Erwartungen an weitere Senkungen der Zinsen gestiegen. Anatoli Annenkov, Ökonom bei Société Générale, sagte heute, dass eine überproportionale Senkung um einen halben Prozentpunkt in der nächsten Woche nicht ausgeschlossen werden könne.

FMW/Bloomberg

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