Bereits zum 2. Mal steht Frau R. vor dem defekten Fahrstuhl/Foto: privat

Garbsen – Zweimal vergeblich beim Kardiologen – 86 Jährige scheitert an defektem Fahrstuhl in Garbsen-Mitte.

Für Frau Bärbel R. (86) aus Garbsen wurde der längst vereinbarte Besuch beim Kardiologen zum Kraftakt – und am Ende zum Frust. Die Seniorin, die auf einen Rollator angewiesen ist, wollte bereits am 3. Juni wie gewohnt zur Kardiologie Garbsen in Garbsen-Mitte. Doch bereits vor dem Betreten der Praxis endete der Termin: Der Fahrstuhl im Gebäude war außer Betrieb – und das mit schwerwiegenden Folgen.

Frau R. ist langjährige Patientin der Praxis. Als sie bemerkte, dass sie mit dem Rollator nicht in die oberen Stockwerke gelangen konnte, versuchte sie, telefonisch Hilfe zu bekommen. Doch trotz mehrfacher Versuche nahm in der Praxis niemand ab. Ratlos saß sie im Treppenhaus – bis eine Mitarbeiterin eines im selben Gebäude ansässigen Hörakustikers auf sie aufmerksam wurde. Die Frau ging für Frau R. zur Praxis und schilderte die Situation.

Was dann passierte, empörte die Seniorin zutiefst: Statt Hilfe oder einer Lösung bekam sie über eine Mitarbeiterin der Praxis eine unfreundliche Rückmeldung – sie solle doch einfach in der Praxis anrufen. „Das habe ich ja getan! Es ging nur keiner dran“, so Frau R. gegenüber Garbsen-City-News. Eine Untersuchung fand nicht statt – die 86-Jährige musste unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen.

Zweiter Versuch – gleiche Enttäuschung

Ein neuer Termin wurde für den 16. Juni um 8:30 Uhr vereinbart. Frau R. erschien erneut pünktlich – und wieder war der Fahrstuhl defekt. Wieder saß sie ratlos vor dem Gerät, wieder konnte sie die Treppen unmöglich bewältigen. Eine Mitarbeiterin des Hörakustikers eilte erneut zur Hilfe und informierte die Praxis. Doch diesmal lautete die Antwort: Frau R. werde angerufen, sobald der Fahrstuhl repariert sei.

Doch für die Seniorin ist das keine Lösung. „Ich bin verärgert, enttäuscht und auch ängstlich“, sagt sie. „Ich gehe ja nicht in die Praxis, um Kaffee zu trinken oder Zeitung zu lesen. Ich fühle mich schlecht und möchte deshalb zum Arzt. Gerade ein Termin beim Kardiologen ist wichtig – ich weiß nicht, wann oder ob ich überhaupt angerufen werde. Das geht gar nicht.“

Was sagt die Praxis?

Nachdem Garbsen-City-News erneut versuchte, die Praxis telefonisch zu erreichen, gelang es uns schließlich – nach über 15 Minuten in der Warteschleife – mit einer Mitarbeiterin zu sprechen. Diese zeigte sich informiert über den Fall und bestätigte, dass auch andere Patientinnen und Patienten betroffen seien. „Wir wissen um das Problem mit dem Fahrstuhl und fragen jeden Tag beim zuständigen Dienstleister nach, wann die Reparatur endlich erfolgt – aber bislang ohne Ergebnis“, so die Mitarbeiterin. Auf unsere Nachfrage, ob es kurzfristig eine Lösung für Frau R. geben könne, antwortete sie sichtlich ratlos: „Was sollen wir denn machen? Wir können die Leute doch nicht per Huckepack hier hoch tragen.“

Laut Aussage der Praxis habe das Ärzteteam bereits mehrfach Druck auf den Vermieter des Gebäudes ausgeübt. Für betroffene Patienten, die den Weg in die oberen Stockwerke nicht bewältigen können, sei inzwischen eine Warteliste eingerichtet worden. Sie sollen „zeitnah“ einen neuen Termin erhalten – sobald der Fahrstuhl repariert ist.

Für Frau R. ist das ein schwacher Trost. Denn wann das sein wird, weiß niemand. Ihre Sorge um ihre Gesundheit bleibt – und die Ungewissheit ebenso.

Barrierefreiheit? Fehlanzeige. Kommunikation? In so einem Fall schwierig

Dieser Fall wirft viele Fragen auf: Warum ist die Praxis in so einem Fall telefonisch so schwierig erreichbar? Warum gibt es kein Konzept für den Umgang mit immobilen Patientinnen und Patienten, wenn der Fahrstuhl ausfällt?

Vor allem aber stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass eine 86-jährige Frau zwei Mal nicht zum dringend benötigten Arzttermin kommt – und niemand sich verantwortlich fühlt?

Ein Appell an Vermieter und Praxen

Barrierefreiheit ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – gerade in einer alternden Gesellschaft. Arztpraxen, die sich in oberen Etagen befinden, müssen sicherstellen, dass ihre Patientinnen und Patienten auch dann versorgt werden, wenn Technik versagt. Dazu gehört nicht nur eine funktionierende Alternative, sondern auch ein respektvoller und lösungsorientierter Umgang.

Frau Bärbel R. hofft nun, dass sie bald einen Termin erhält – und vor allem, dass sie dann auch untersucht wird.

GCN/bs