Gleich vorweg: Rein technisch gesehen können wir in Europa alles, was wir brauchen, selbst produzieren. Natürlich müsste man sich im Fall des Falls genau ansehen, zu welchen Rahmenbedingungen und zu welchen Preisen dies machbar wäre und vor allem, wie man an die nötigen Rohstoffe gelangt, denn hier sind wir derzeit durchaus abhängig. Was auch immer getan werden soll, es muss natürlich wirtschaftlich Sinn ergeben. Schließlich befinden wir uns absolut nicht in einer Notlage, die uns zwingen würde, kompromisslos und nach dem Motto „Koste es, was es wolle“ alles vor Ort zu produzieren. Doch selbst eine solche Extremsituation könnten wir in Europa, wenn es sein muss, bewältigen, daher lautet meine Botschaft ganz klar: Keine Panik!
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Um im Fall des Falls nicht Hals über Kopf agieren zu müssen, schadet es aber sicher nicht, sich damit auseinanderzusetzen, wie Europa seine systemerhaltenden Produkte selbst herstellen könnte und dies dann zumindest für einige wirklich essenzielle Dinge auch ohne den Zwang einer Krise jetzt schon umzusetzen. Im Normalfall braucht die Realisierung einer Fabrik etwa drei Jahre. Auch wenn es im Krisenfall schneller gehen kann, so wie wir es in der Covid-Pandemie beobachten konnten, sollte man dennoch proaktiv mit einer Risikobewertung und einer Planung beginnen.
Bei aller Liebe zur globalisierten Wirtschaftsweise sollte dieser Ratschlag jedenfalls befolgt werden, denn für eine weltweite Zusammenarbeit müssen auch die anderen mitspielen. Und dass das nicht immer der Fall ist, wird uns gerade vor Augen geführt. Es kann also sinnvoll sein, Abhängigkeiten zu reduzieren und die Fertigungstiefe um einen gewissen Grad zu erhöhen. Für mehr Liefertreue und bessere Qualität kann dabei je nach Risikoprofil auch eine kleine Preissteigerung akzeptabel sein.