Bei Dinner in the Sky, sagt Veranstalter Rafael Moreno, leiden 25 Prozent der Gäste unter Höhenangst – und kommen trotzdem. Mit neuem Caterer kehrt der Nervenkitzel zurück.
Auf dem Boden ein Essen genießen – das kann jeder! Bei Dinner in the Sky kommt noch der Nervenkitzel dazu. Menschen, die schon viel erlebt haben, aber eben noch nicht alles, suchen den verschärften Kick. Ein 160-Tonnen-Kran zieht die festgegurteten Gäste auf 50 Meter Höhe hinauf.
Zum dritten Mal kommen die Kölner Eventveranstalter von der Mindset Media GmbH, die weltweit 85 Plattformen im Einsatz haben, zwecks Nervenkitzels nach Stuttgart – und zwar vom 26. Juni bis zum 6. Juli. Im ersten Jahr war der Perkins Park Partner, weshalb es auf dem Killesberg hoch hinauf ging zum Schlemmen mit Aussicht. Dann stieg der Club aus – und der Kran sollte im Kulturpark Berg beim Restaurant Da Capo aufgestellt werden. Die Stadt verhinderte dies wegen fehlender Genehmigung, die man aus Gründen des Naturschutzes an diesem Ort auch gar nicht erteilt hätte.
Franco Caramba aus Hamburg ist der neue Caterer bei Dinner in the Sky in Stuttgart. Foto: Casa Franco
Deshalb baute das Dinner-in-the-Sky-Team den Kran kurzfristig auf dem Cannstatter Wasen auf, weil die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart grünes Licht gab. Was damals niemand ahnte: Wenige Monate starb der Da-Capo-Wirt, der das Catering auf der Aussichtsplattform übernehmen wollte, in den Flammen eines Brandes in seinem Restaurant. Diese Tragödie hat viele Menschen in der Stadt tief berührt.
Beim erneuten Gastspiel des Eventformats in Stuttgart kommt der Caterer aus Hamburg: Franco Caramba, der für die TV-Serie „Mein Lokal, dein Lokal“ vor der Kamera stand, wird das Vier-Gang-Menü zubereiten. Seine Spezialität sind portugiesisch und spanisch inspirierte Fisch- und Fleischgerichte. Auch in seiner Heimatstadt Hamburg hat er die Gäste für Dinner in the Sky bekocht.
„Wir haben die Preise nicht erhöht“, sagt Rafael Moreno von der Mindset Media GmbH. Die etwa einstündige Luftfahrt kostet zwischen 79 Euro (für den Afternoon Tea) und 179 Euro (für das Vier-Gänge-Menü inklusive Getränke). Laut dem Veranstalter werden die Karten, die man im Netz bestellen kann, bereits knapp. Die Nachfrage sei unverändert hoch in Stuttgart.
Viele wollen ihre Höhenangst überwinden
Bei Befragungen, berichtet Veranstalter Moreno, geben etwa 25 Prozent der Gäste zu, dass sie unter Höhenangst leiden – sie wollten aber trotzdem mitmachen, sei es zur Therapie oder weil sie das Ticket geschenkt bekommen haben. In all den Jahren, in denen seine Firma das Himmelsdinner anbietet, habe man nur „ganz, ganz selten“ wegen der Panikattacke eines Besuchers die Plattform nach kurzer Zeit herablassen müssen. „Viel öfter war dies nötig, weil jemand dringend auf die Toilette musste“, sagt er.
So wird’s angerichtet beim kulinarischen Höhenflug Foto: Mindset Media
Adrenalin trifft Fine Dining: Beliebt sei das Angebot auch bei Influencern, die besondere Filme über den Dächern von Stuttgart drehen wollten, erklärt der Mindset-Media-Mann. „Natürlich muss niemand abheben, um etwas Gutes zu essen“, sagt er, „aber sehr viele haben großen Spaß daran.“ Die einen Gäste schauen lieber nicht nach unten, sondern immer nur gerade aus, andere wackeln vergnügt mit den Sitzen und werden mit jedem Schluck Sekt noch verwegener.
Party-People, die schon viel gesehen haben, greifen für besondere „Wow-Momente“ gern mal tiefer in die Tasche. Dinner in the Sky, sagen Kritiker, ist ein Paradebeispiel für die zunehmende Eventisierung des Alltags. Es gehe nicht mehr nur ums Essen, sondern darum, das Erlebnis möglichst spektakulär zu inszenieren. Die große Nachfrage gibt den Veranstalter aber Recht, mit diesem Angebot auf dem Wasen zu punkten.