Für Kiew war es eine Schreckensnacht: Mindestens 14 Tote und mehr als 110 Verletzte wurde nach einem schweren nächtlichen russischen Luftangriff in der ukrainischen Hauptstadt gezählt. Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte auch die anderen Ziele: die Städte Odessa, Saporischschja, Tschernihiw, Kirowohrad, Mykolajiw. Die russische Armee habe etwa 440 Kampfdrohnen und 32 Raketen gegen die Ukraine eingesetzt, schrieb Selenskyj auf X.

Fast neun Stunden dauerte nachts der Luftalarm in Kiew. Dem Portal „The Kyiv Independent“ zufolge hörten Reporter Drohnen- und Raketengeräusche und zahlreiche Explosionen in der Stadt. An 27 Orten seien Brände ausgebrochen, teilte Innenminister Klymenko mit. Betroffen seien Wohnhäuser, Bildungseinrichtungen und wichtige Infrastruktureinrichtungen. „Solche Angriffe sind purer Terrorismus. Und die ganze Welt, die USA und Europa müssen endlich als zivilisierte Gesellschaften auf Terroristen reagieren“, erklärte der ukrainische Präsident schrieb Selenskyj auf X. Kremlchef Putin greife an, „weil er es sich leisten kann, den Krieg fortzusetzen“.

Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete auf Telegram von zahlreichen Bränden. In einem Hochhaus seien mehr als 40 Wohnungen zerstört worden. „Die Suche nach Menschen unter Trümmern geht weiter“, teilte der Militärgouverneur der Hauptstadt, Tymur Tkatschenko, mit. Zwischen 4 und 14 Menschen würden noch vermisst. Er berichtete mittags von mindestens 114 Verletzten, von denen 68 im Krankenhaus seien. Auch Stromausfälle wurden gemeldet. Für Mittwoch wurde in Kiew ein Trauertag ausgerufen. Ein 62-jähriger US-Amerikaner in Kiew sei während des Angriffs gestorben, berichtete Bürgermeister Klitschko. Ärzte hätten bei ihm einen natürlichen Tod festgestellt.

Russische Luftabwehreinheiten haben nach Angaben des Bürgermeisters von Moskau, Sergej Sobjanin, am frühen Dienstagmorgen zwei ukrainische Drohnen abgeschossen. Sobjanin schrieb in der Messaging-App Telegram, dass Notfallteams Fragmente an den Stellen untersuchten, an denen die Drohnen abgestürzt waren.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und US-Präsident Donald Trump haben in ihrem 20-minütigen Gespräch am Rande des G7-Gipfels in Kanada über die Eskalation im Nahen Osten und den Ukraine-Krieg gesprochen. Der Kanzler schrieb anschließend auf der Plattform X, es sei „ein vertrauensvoller und offener Austausch“ gewesen. Eine Zusage für US-Sanktionen gegen Russland konnte er dem US-Präsidenten aber nicht abringen. Ein Thema sparten die beiden ganz aus: den Zollstreit zwischen der EU und den USA.