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Vor Emmanuel Adjei liegen aufreibende Tage. Auf seiner Fahrradmission muss der Münchner auch die Wüste durchqueren. Was den 38-Jährigen antreibt.

München – Emmanuel Adjei hat ein großes Ziel. Er will in 100 Tagen mit dem Fahrrad von München nach Ghana fahren. Das sind etwa 10.000 Kilometer durch 15 Länder. Die Reise wird anstrengend, womöglich auch gefährlich. „Ich vertraue auf das Gute im Menschen“, sagt Adjei. „biketomyroots“ (Deutsch: „Zu meinen Wurzeln radeln“) heißt das Projekt, für das der 38-Jährige die Strapazen auf sich nimmt.

Erinnerungen an Kindheit in Ghana: „Konnte mich dann im Unterricht kaum konzentrieren“

Im Gespräch mit unserer Redaktion blickt er auf seine Kindheit in Ghana zurück: „Ich bin viele Kilometer zu Fuß in die Schule gegangen. Manchmal musste ich rennen, um pünktlich zu sein und konnte mich dann im Unterricht kaum konzentrieren.“ Oft sei er mit seinen Geschwistern stundenlang durch die Hitze marschiert, um Wasser von einer Quelle zu holen. Heute sagt Adjej: „Für mich ist es nicht selbstverständlich, dass Kinder in diesem Alter mit solchen Aufgaben konfrontiert sind.“

Manu auf BikeEmmanuel Adjej lebt seit fast 15 Jahren in München. © privat

Auf seiner Fahrradreise will der Sportwissenschaftler, der an der TU München arbeitet, Spenden für lokale Initiativen sammeln. Der 38-Jährige unterstreicht: „Bildung ist der Schlüssel.“ 100.000 Euro hat er sich als ehrgeiziges Ziel gesetzt. Am 7. Juni ist Adjej in München aufgebrochen. Mit seinem Vorhaben hat er nicht nur Begeisterungsstürme ausgelöst. „Aber meine Familie kennt mich gut genug: die wissen, dass ich durchziehe, was ich mir in den Kopf gesetzt habe.“

Weiterer Münchner fällt mit Fahrrad-Projekt auf:

Mickel Rentsch zieht sein „Häusl“ auf einem Anhänger hinter sich her – und radelt damit durch Deutschland. „Das finden viele schon toll“, sagt Rentsch über die selbst gebaute Konstruktion. Der Ökoativist aus München sammelt Aufnahmen für seinen Dokumentarfilm „Systemwandeln“. Das bunt bemalte „Häusl“ erleichtere den Gesprächseinstieg merklich, erzählt der Filmemacher.

Filmprojekt für DeutschlandMickel Rentsch legt mit seinem „Häusl“ eine Pause ein. Etwa 120 Kilo zieht der Filmemacher hinter sich her. © privatMit dem Fahrrad durch 15 Länder: Mann aus München erklärt ehrgeiziges Vorhaben

Über den Verlauf seiner Etappen informiert Adjej auf einer eigens für das Projekt aufgesetzten Homepage – und auf dem Instagram-Kanal „bike2myroots“ (siehe unten). In den Monaten vor der Reise hat der 38-Jährige fleißig trainiert. Im Winter hat er auf der Rolle (ein Indoor-Trainingsgerät, Anm. d. Red.) Kilometer gesammelt. Zuletzt saß er rund um München im Sattel. Adjejs Lieblingsstrecke führt von seiner Sendlinger Wohnung um den Starnberger See und wieder zurück.

Insgesamt 15 Länder muss der 38-Jährige bis zu seiner Ankunft in Ghanas Hauptstadt Accra durchqueren. Darunter sind Regionen, in denen die politische Lage derzeit ein wenig angespannt ist. „Ich informiere mich natürlich laufend über die aktuelle Situation“, sagt der Sportwissenschaftler. „Auf den Ernstfall kann ich mich aber nur schwer vorbereiten.“ Im Zweifelsfall werde er auf die Einschätzung der lokalen Bevölkerung setzen.

„Auf den Campingstuhl wollte ich auf keinen Fall verzichten“

Er hoffe darauf, die Tour durch Europa recht souverän zu beenden. „Hinter Marokko wird’s interessant“, blickt Adjej mit einem Schmunzeln voraus. „Das kann sehr mühsam, aber auch ein unvergessliches Abenteuer werden.“ Über 2000 Kilometer Fahrt durch die Wüste liegen vor ihm.

Manu auf BikeSchwer bepackt ist der 38-Jährige unterwegs. © privat

Geschlafen wird im Zelt, sein Essen will er sich mit einem Gaskocher zubereiten. Etwa 35 Kilogramm wiegen Adjejs Satteltaschen zusammengenommen. Unter anderem einen „Luxus-Artikel“ habe er dabei, scherzt der 38-Jährige: „Auf den Campingstuhl wollte ich auf gar keinen Fall verzichten.“