Ein Mann schiebt eine Person in einem Rollstuhl zum Evakuierungszentrum.

Stand: 17.06.2025 22:54 Uhr

Im Osnabrücker Lokviertel ist am Dienstagnachmittag erneut eine Weltkriegsbombe entdeckt worden. Innerhalb weniger Stunden mussten 11.000 Menschen das Gebiet verlassen. Mit Verzögerung hat nun die Arbeit des Kampfmittelräumdienstes begonnen.

Rund 6.500 Haushalte seien von der Evakuierung betroffen, hatte die Polizei am späten Nachmittag mitgeteilt. Bis 19 Uhr sollte die Räumung abgeschlossen sein, doch erst gegen 22.30 Uhr konnte der Sprengmeister mit seiner Arbeit beginnen, wie die Stadt mitteilte,

Mehrere Personen weigerten sich, Wohnungen zu verlassen

Zuvor hatten Räumungstrupps das abgesperrte Evakuierungsgebiet durchkämmt, um sicherzustellen, dass sich dort keine Personen mehr aufhalten. Dabei war es nach Angaben der Stadt auch mehr als zwei Stunden nach Ablauf der Frist zu Störungen gekommen. Einige Bewohner weigerten sich, ihre Wohnungen zu verlassen oder versuchten, die Absperrungen zu durchbrechen.

Evakuierungsradius bei 500-Kilo-Bomben

Bei der Räumung von Fliegerbomben mit einem Gesamtgewicht von 500 Kilogramm wird nach Angaben der Stadt Osnabrück in der Regel ein Evakuierungsradius von einem Kilometer festgelegt. Grund sei zum einen, dass solche Bomben auch nach Jahrzehnten im Boden explosionsfähig sein können. Hinzu komme die enorme Sprengkraft solcher Blindgänger.

500-Kilo-Bomben enthielten zwischen 200 und 250 Kilogramm Sprengstoff. „Im Fall einer Detonation entsteht eine Druck- und Splitterwirkung, die in einem Umkreis von mehreren hundert Metern gefährlich sein kann“, sagt die Stadt.

Immer wieder versuchen Menschen, die Absperrungen zu durchbrechen oder zu umgehen, um in ihre Wohnungen zurückzukehren. Leute, lasst das einfach sein! Wir kriegen das sowieso mit. Und wegen euch verzögern sich die Entschärfungsarbeiten. Haltet euch einfach an die Anweisungen der Einsatzkräfte.

Stadt Osnabrück

Der Evakuierungsbereich erstreckt sich über die Stadtteile Innenstadt, Fledder und Schinkel. Eine Karte sowie eine Auflistung der entsprechenden Straßen sind auf der Internetseite der Stadt einsehbar. Bürgerinnen und Bürger wurden gebeten, auch ihre Nachbarn sowie ausländische Mitbürger über die Evakuierung zu informieren.

Bürgertelefon und Anlaufstelle für Betroffene

Die Stadt Osnabrück informiert auf ihrer Internetseite zudem über aktuelle Entwicklungen. Betroffene werden gebeten, den Anweisungen der örtlichen Behörden und Einsatzkräfte zu folgen. Ein Bürgertelefon ist unter der Telefonnummer (0541) 323 44 90 zu erreichen. Wer einen Krankentransport benötigte, konnte sich laut Stadt ebenfalls an das Bürgertelefon wenden. Bis zum Ende der Evakuierung fahren den Angaben zufolge Busse von den Haltestellen im betroffenen Gebiet zum Evakuierungszentrum in der Gesamtschule Schinkel. Seit 19 Uhr ist das Aussteigen im Gebiet nicht mehr möglich. Diverse Buslinien werden umgeleitet.

Auf einem Stadtplan ist ein Evakuierungs-Gebiet eingezeichnet.

Der Evakuierungsbereich ist ab 19 Uhr gesperrt. Auf der Homepage der Stadt Osnabrück sind die betroffenen Straßen aufgeführt.

Regional- und Fernverkehr ebenfalls eingeschränkt

Auch der Hauptbahnhof liegt in dem betroffenen Gebiet. Deshalb halten dort nach Angaben der Deutschen Bahn seit 19 Uhr keine Züge mehr. Im Fernverkehr wurden ab 22 Uhr alle ICE- und IC-Züge mit Halt am Osnabrücker Hauptbahnhof umgeleitet werden. Bahnreisende müssen mit einer Verspätung von 40 Minuten rechnen, heißt es. Auch die Regionalzüge fahren seit 19 Uhr den Hauptbahnhof nicht mehr an. Laut NordWestBahn sind davon die Linien RE 18 und RB 58 zwischen Bramsche und Osnabrück sowie die Linie RB 75 zwischen Wellendorf und Osnabrück betroffen. Seit 19 Uhr soll es einen Ersatzverkehr mit Bussen geben. Bis wann der Bahnverkehr eingeschränkt ist, sei unklar, heißt es von der NordWestBahn. Reisende müssten mit Einschränkungen bis Betriebsschluss rechnen.

Experten optimistisch, dass Bombe entschärft werden kann

Nach Angaben der Stadt Osnabrück handelt es sich bei dem Blindgänger um eine 500 Kilogramm schwere Bombe mit einem Front- und Heckzünder. Sie sei heute bei Bauarbeiten im Lokviertel entdeckt worden. Nach einer ersten Überprüfung habe der Kampfmittelräumdienst entschieden, dass noch am selben Tag gehandelt werden müsse, sagte ein Stadtsprecher.

Eine Straßenschild "Durchfahrt verboten" mit dem Zusatz "Bombenentschärfung".

Vier Bombenräumungen rund um das Lokviertel gab es bereits. Die Stadt Osnabrück rechnet mit weiteren Blindgängern. Ein Überblick.

Gelände, auf dem in Osnabrück eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft wird.

14.000 Menschen konnten erst nachts in ihre Wohnungen zurückkehren. Morgen steht schon die nächste Evakuierung an.