Frau Förster, wie würden Sie das Museum beschreiben? In Frankfurt leben ja mehr als 180 Nationalitäten.

Unser Museum hieß früher „Städtisches Völkermuseum“. Wir sind also mit dem Thema Kolonialismus eng verbunden, wir haben Verantwortung, aber auch Kompetenz. Und meine Disziplin, die Kultur- und Sozialanthropologie der Gegenwart, ist eine Wissenschaft, die Beziehungen zu anderen Gesellschaften thematisiert, den Blick anderer Gesellschaften auf uns, unseren Blick auf andere Gesellschaften und das Aushandeln dessen, was uns verbindet oder trennt. Damit spielt das Museum in einer sehr diversen Stadt wie Frankfurt eine große Rolle.

Was läuft gut in Frankfurt, was wollen Sie ändern?

Da ich erst kurz hier bin, kann ich eher Subjektives sagen: Das Museum ist ein lebendiges Haus mit guter Kommunikation, engem Netzwerk und einer langen Geschichte von interessanten Ausstellungen. Eine besondere Herausforderung sind jedoch unsere drei Villen am Schaumainkai. Manchmal irren Besucher von Villa zu Villa, weil sie nicht wissen, wo sich welcher Eingang befindet – die Bauten am Museumsufer waren ja Wohnhäuser und die heutigen Büros, Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen sind über die Häuser verteilt. Das könnte man besser miteinander verbinden. Grundsätzlich möchte ich, dass das Museum noch mehr zu einem offenen Ort für alle wird und Raum für Debatten gibt – im physischen wie im übertragenen Sinne. Neben der Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus bieten sich auch Themen wie Migration, Klimawandel oder Gesundheit an. Gerade für viele indigene Gesellschaften bzw. Länder des globalen Südens hat der Klimawandel schon heute katastrophale Auswirkungen.