Die Geschichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich, Sisi genannt, fasziniert seit Jahren. Dutzende Male wurde ihr Leben schon verfilmt – am prominentesten wohl in der 50er-Jahre Version, in der Romy Schneider mit ihrer süßlich-liebreizenden Darstellung das Bild der Kaiserin prägte. Auch das Musical „Elisabeth“ von Michael Kunze und Sylvester Levay erzählt ihre Geschichte. Bei der Bremen-Premiere am Dienstagabend wurde eins sofort klar: Mit der sonst oft kitschigen Darstellung Sisis bricht das Musical.

Die Geschichte

Der Bruch gelingt gleich in der ersten Szene: Das Musical beginnt mit einer Befragung von Luigi Lucheni (Robin Reitsma/Gerrit Hericks), der als Mörder der Kaiserin (Kristine Emde) verurteilt wurde. Statt sein Motiv zu erläutern, verweist dieser auf Sisis Beziehung mit dem Tod. Der Tod (Lukas Mayer/Robin Reitsma) erzählt daraufhin selbst von seinem Verhältnis mit der Kaiserin. „Ich habe sie geliebt“, erfährt der Zuschauer. Mit Lucheni als Erzähler wird Elisabeths Geschichte nun Stück für Stück erzählt – der Tod ist dabei ihr ständiger Wegbegleiter.

Das Leben der Kaiserin beginnt fast wie im Märchen: Statt ihrer Schwester Helene (Madleen Dederding), erwählt Kaiser Franz Joseph (Arvid Assarson) die junge, freiheitsliebende Elisabeth zu seiner Frau. Schon bei der Hochzeit warnt Erzherzogin Sophie (Esther Ardoin) vor dem, was sich später bestätigen soll: Elisabeth passt nicht in die Welt am österreichischen Hof. Denn hier gelten Regeln, die vor allem Sophie mit harter Strenge durchsetzt. Mehr und mehr fühlt sich Sisi durch die Zwänge des Hofes eingesperrt. Als Franz Joseph sich schließlich auch noch auf die Seite seiner Mutter stellt, verschärft sich die Lage. Dann erschüttert ein Schicksalsschlag Sisis Leben: Ihre erste Tochter stirbt. Von Franz und ihrem Sohn Rudolf (Dennis Hupka) zieht sie sich immer mehr zurück. Mit dem Tod liebäugelt sie immer mehr. Nach dem Selbstmord ihres Sohnes verliert sie ihren Lebenswillen komplett. Als die Kaiserin beim Attentat von Luigi Lucheni ermordet wird, wirkt es fast wie ein Happy End: Sie und der Tod finden wie zwei Geliebte in einer innigen Umarmung zusammen.

Das Ensemble

Kristine Emde hat als Kaiserin Elisabeth eine starke Ausstrahlung auf der Bühne. Mit ihrer hellen Stimme schafft sie es, den Zuschauer zu berühren. Den Wandel von der jungen, naiven Sisi zur immer verbitterteren Elisabeth stellt sie mitreißend dar. Aber auch das restliche Ensemble überzeugt. Lukas Mayer sorgt als der Tod für mysteriöse und teils unheimliche Momente. Seine dunkle Stimmfarbe passt perfekt ins Bild. Robin Reitsma als Lucheni führt als Erzähler mit herrlich spöttischem Sarkasmus durch den Abend. Nach der Pause gab es einen Wechsel: Reitsma ersetzte nun auch noch Mayer als den Tod, der kurzfristig erkrankt war. Auch hier liefert er ab. Sein Cover Gerrit Hericks spielt Lucheni ähnlich unterhaltsam, kommt aber nicht ganz an den Auftritt von Reitsma heran. Auch die Nebenrollen begeistern: Esther Ardoin beispielsweise spielt die Erzherzogin Sophie mit überzeugender Strenge.

Das Bühnenbild

Das Orchester sitzt sichtbar mit auf der Bühne, was das Schauspiel schön umrahmt. Das Bühnenbild ist insgesamt eher schlicht gehalten, ein beleuchtetes Tor steht vor einer LED-Wand, auf der passend zur Szene ein Videodesign zu sehen ist.Die Requisiten und Kostüme überzeugen mit vielen kleinen Details – gerade die Kleider von Elisabeth fangen ihre Entwicklung in dem Stück exzellent ein.

Fazit

Dem Musical „Elisabeth“ gelingt es, das Leben der Kaiserin facettenreich zu erzählen. Die insgesamt sehr dichte und schnelle Erzählweise kann zu Beginn vielleicht überfordernd wirken, wird aber im Laufe der Geschichte immer wieder durch ruhige Momente kontrastiert und ausgeglichen. Die Wahl von Sisis Mörder Lucheni als Erzähler sorgt bei der doch eher düsteren Geschichte für genau das richtige Level an Unterhaltung. Eine sehr gelungene Inszenierung, für die es am Ende zu Recht stehende Ovationen gab.

Info

Weitere Termine im Metropol-Theater: Donnerstag 19. Juni, Freitag, 20. Juni und Sonnabend, 21. Juni um 19.30 Uhr, Sonnabend, 21. Juni, um 14.30 Uhr und Sonntag, 22. Juni, um 14 Uhr. Karten gibt es unter anderem bei Nordwest-Ticket

Zur Startseite