Berlin – Verkehrssicherheit oder Hindernis für Rettungskräfte? In Berlin gibt es einen neuen Fall, bei dem Poller einem Krankenwagen den Weg versperrten. Er konnte nicht zum Einsatzort fahren.

Im Kiez zwischen Ostkreuz und Warschauer Straße (Friedrichshain) will das grün geführte Bezirksamt rigoros gegen den Durchgangsverkehr vorgehen. Erste Poller wurden bereits errichtet, weitere sind geplant. Außerdem noch ein Gewirr aus Fahrrad- und Einbahnstraßen, um Autofahrer zu verdrängen.

Viele Anwohner und Gewerbetreibende ärgern die Maßnahmen. Sie befürchten dadurch erst recht ein Verkehrs-Chaos im Kiez – sowie Probleme bei der Anfahrt von Rettungskräften.

Viele Anwohner hätten die Poller gerne wieder entfernt

Viele Anwohner hätten die Poller gerne wieder entfernt

Foto: Stefanie Herbst

Sanitäter müssen zum Einsatzort laufen

Bislang lachten Poller-Befürworter die Kritiker aus. Doch am Wochenende konnte wegen der massiven Pfeiler, die nur mit einem Schlüssel umgelegt werden können, tatsächlich ein Krankenwagen nicht direkt zum Einsatzort fahren.

Es passierte an der Scharnweberstraße: Ein Rettungswagen der Malteser blieb vor den Pfosten stehen, die Sanitäter machten sich zu Fuß auf den Weg zum Spielplatz auf dem Hof der Jane-Goodall-Grundschule. Dann zurück zum Wagen, um die Trage zu holen.

Lesen Sie auch

Martin Wiedemann (44), Chef einer Event-Firma an der Scharnweberstraße, hielt den Vorfall mit der Kamera fest. „Sonst glauben einem die Poller-Befürworter ja wieder nicht“, so der Geschäftsmann. Seine Wut wächst: „Unsere Einwände werden von den Grünen nicht ernst genommen, stattdessen werden wir als Schwurbler diffamiert.“

Unternehmer Martin Wiedemann hielt den Vorfall mit seiner Kamera fest

Unternehmer Martin Wiedemann hielt den Vorfall mit seiner Kamera fest

Foto: Sven Meissner

Müllabfuhr öffnet massive Poller zu zweit

Noch ist unklar, warum die Besatzung des Krankenwagens die Pfeiler nicht umlegen konnte. „Die Poller sind ein bekanntes Hindernis“, so Wiedemann. „Die Müllabfuhr benötigt regelmäßig zwei Personen, um sie zu öffnen.“ Und: Der Lieferant für das Schulessen spart sich den Aufwand gleich ganz, bringt die Boxen mit einem Handwagen zur Schule.

Der durch die Pfosten abgesperrte Teil der Scharnweberstraße ist nicht unbedingt attraktiver geworden: Auf der Fahrbahn stehen jetzt wahllos ein paar Stühle und Boxen, doch selbst bei schönem Wetter lässt sich dort kaum jemand nieder.

Stühle auf der Fahrbahn – so sieht es hinter den Pollern der Scharnweberstraße jetzt aus

Stühle auf der Fahrbahn – so sieht es hinter den Pollern der Scharnweberstraße jetzt aus

Foto: Stefanie Herbst

Wiedemann hat beobachtet: „Stattdessen brettern nun Radfahrer dicht an spielenden Kindern vorbei.“