Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins erneut auf dem bisherigen Niveau von 4,25 bis 4,5 Prozent belassen. Damit stellte sich die Fed ein halbes Jahr nach der bislang letzten Zinssenkung gegen die Forderungen von US-Präsident Donald Trump, die Zinsen weiter zu senken.
Die Notenbank senkte zudem ihre Erwartung an das Wirtschaftswachstum für dieses Jahr. Sie gehe nur noch von einem Wachstum von 1,4 Prozent aus, teilte die Fed mit. Bei der vorigen Prognose im März hatte die Fed die Entwicklung ebenfalls skeptisch beurteilt. Damals senkte sie die Prognose auf 1,7 Prozent. Damit würde sich die Wachstumsrate halbieren: 2024 war die US-Wirtschaft noch um 2,8 Prozent gewachsen, das Jahr zuvor um 2,9 Prozent.
Zugleich geht die Notenbank nun von einer höheren Inflationsrate als bisher aus: Statt 2,7 Prozent im März erwartet die Fed nun eine Teuerungsrate von drei Prozent. Damit wäre die Teuerungsrate in diesem Jahr höher als 2024, als sie 2,9 Prozent betrug.
Trump attackiert Fed-Chef Powell
Kurz vor der Verkündung der Zinsentscheidung hatte Trump seine Kritik am Fed-Chef Jerome Powell erneut verschärft. Powell sei ein „dummer Mensch“, weil er die Leitzinsen offenbar nicht senken wolle, sagte Trump. Der Präsident stellt seit seinem Amtsantritt die Unabhängigkeit der Notenbank infrage und fordert, die Zinsen zu senken.
Zentralbanken erhöhen den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken verschulden können, traditionell als Maßnahme gegen Inflation: Hohe Zinsen senken Kreditaufnahmen und dadurch Investitionen, was wiederum die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen senkt und die Preise dafür wieder sinken lässt.
Bei niedriger Inflation gelten zu hohe Leitzinsen hingegen als Konjunkturbremse. Nach mehreren Erhöhungen auf bis zu 5,5 Prozent während der Coronakrise hatte die Fed im September 2024 die Zinswende eingeleitet und den Leitzins im Dezember das bisher letzte Mal gesenkt – ihn seitdem aber nicht mehr verändert.
Fed sieht Inflationsrisiken durch Zölle
Trump, der im Wahlkampf versprochen hatte, die Inflation zu senken, will dies von der Fed bestätigt sehen und fordert einen niedrigeren Zins. Die Zentralbank gab dem bislang nicht nach und verwies auf Risiken für die Inflation und den Arbeitsmarkt, unter anderem durch die Auswirkungen von Trumps Zollpolitik. Da Unternehmen höhere Zölle mindestens teilweise an Kunden weitergeben, drohen die vom Präsidenten erlassenen Handelsbarrieren, die Inflation zu erhöhen.
Trump hatte im Zusammenhang mit der bisherigen Weigerung der Fed, seine Forderungen zu erfüllen, schon mehrfach Notenbankchef Powell kritisiert und ihm Inkompetenz vorgeworfen. Powell leiste „schlechte Arbeit“, sagte Trump auch im Vorfeld der neuen Zinsentscheidung. Der Fed-Chef sagte in der Vergangenheit mehrfach, er wolle sich bei Zinsentscheidungen nicht von der Regierung unter Druck setzen lassen.
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