Das ist eine faustdicke Überraschung: Mario Vukoja ist der neue Trainer des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack. Der dann 26-Jährige bittet am Montag, 7. Juli, zum Trainingsauftakt und kehrt damit unerwartet schnell an die Stätte zurück, die er im November vergangenen Jahres verlassen musste. Denn der Vorstand des JFV Bremen (dem auch die SG Aumund-Vegesack angehört) hatte beschlossen, sich von Mario Vukoja – der ein Trainerduo mit Mete Doener bildete und zudem für die SAV spielte – zu trennen. Dem JFV-Vorstand gehört auch Bernd Siems an, der nun in seiner Funktion als Fußball-Abteilungsleiter der SAV Mario Vukoja vom OSC Bremerhaven zurückholte, bei dem der Innenverteidiger die zweite Halbserie gespielt und auch bereits einen Vertrag für die kommende Saison unterschrieben hatte.

Dass Mario Vukoja nun also seine Zelte wieder auf den Sportplätzen nahe dem Vegesacker Bahnhof aufschlägt, ist das Ergebnis eines von Bernd Siems unterbreiteten Angebotes, dort den Umbruch im Bremen-Liga-Team vorzunehmen und von „internen und vernünftigen Gesprächen“, wie der Funktionär und der neue Coach betonen. Beide heben auch hervor, dass der OSC Bremerhaven um seinen Teammanager Björn Böning Verständnis für den Wechselwunsch von Mario Vukoja gezeigt und ihm keine Steine den Weg gelegt habe. Dass der Defensivspieler damit die Nachfolge des glücklosen Ugur Biricik und von Retter Björn Krämer antritt, überrascht aber nicht nur die Fußballszene, sondern auch den Betroffenen selbst: „Gerechnet habe ich damit nicht. Es ist eine super Chance, ich freue mich darauf.“

Die Trainersuche hatte Bernd Siems nach eigener Aussage am 15. Mai begonnen, als Björn Krämer ihm nach geschafftem Klassenerhalt und einer mehrtägigen Bedenkzeit mitgeteilt hätte, nicht weiterhin zur Verfügung zu stehen. Die folgenden Wochen bezeichnet Bernd Siems zurückblickend auf die schlimmsten seiner jahrzehntelangen Zeit als Abteilungsleiter, denn sowohl auf dem Trainer- wie auch auf dem Spielermarkt waren die meisten Würfel längst gefallen.

Aber schließlich hatte Bernd Siems einen Nachfolger gefunden, der trotz erfolgter Zusage wieder abgesprungen sei. Damit öffnete sich die Tür für Mario Vukoja, der seinen Plan kurzfristig ändern musste. Er sollte plötzlich nicht mehr Spieler sein, sondern konnte seine durchaus vorhandenen Ambitionen als Trainer vorantreiben. Und er musste in Windeseile einen Kader auf die Beine stellen. Namen gab es gestern weder von Mario Vukoja, noch von Bernd Siems. Dafür müssten erst die Freigaben vorliegen. Aber so viel verriet der neue Coach: „Wir werden einen vernünftigen, konkurrenzfähigen Kader haben.“ Darunter Spieler, die er aus seiner Zeit als Jugendtrainer kenne und Ex-Spielerkollegen. Die zahlreichen Abgänge sollen so kompensiert werden. An diesem Donnerstag soll es eine erste Zusammenkunft zwischen Trainer und Mannschaft geben. Bernd Siems verriet allerdings, dass der in der Winterpause vom TSV Ottersberg zurückgeholte Torhüter Jan Dähne der SAV erhalten bleibt. Für Kräfte wie Christian Böhmer, Fahrudin Ramic, Bakary Grote Lambers, Rezan Celik, Philemon Owusu und Sebastian Kurkiewicz gilt das nicht.

Welche Rolle Trainer Mario Vukoja auf dem Spielfeld einnehmen wird, muss sich noch zeigen. Bernd Siems sieht den Innenverteidiger nach der Vorbereitung eher als Spielertrainer, Mario Vukoja selbst will sich auf die Trainertätigkeit konzentrieren, niemandem einen Platz wegnehmen und nur im Notfall („Oder wenn es sein muss“) auf dem Platz mitmischen. Sollte er sich auf dem Platz wiederfinden, hat er ja immer noch seinen verlängerten Arm an der Seitenlinie: Issam El-Madhoun, der immer mal wieder als Interimstrainer eingesprungen ist, sich aber als Co-Trainer viel wohler fühlt. „Issam ist das Beste, was als Co-Trainer passieren kann. Wir sprechen dieselbe Sprache“, freut sich Mario Vukoja auf die Zusammenarbeit.

Und wie soll der Fußball unter Trainer Mario Vukoja aussehen? „Ballbesitzfußball. Intensiv und laufstark“, lautet die Vorstellung des neuen Coaches, der im Juli die Abschlussprüfung zur B-Lizenz absolviert. Taktisch bevorzugt der Mittzwanziger ein 4-2-3-1-System, mit dem seine Spieler im letzten Drittel, also vor dem gegnerischen Tor, „Spaß haben sollen“.

Über die näheren Hintergründe der Demission im November 2024 will Mario Vukoja nicht mehr im Detail sprechen. Seine damalige Reaktion: „Ich bin schockiert.“ Mit ein paar Monaten Abstand schätzt er die Situation so ein: „Ich habe selber auch einen Teil dazu beigetragen.“ Damals hatte der JFV-Vorstand dem jungen Erfolgstrainer Mario Vukoja, der mit den A-Junioren in die Regionalliga aufgestiegen war, den mit der entsprechenden Lizenz ausgestatteten Mete Doener zur Seite gestellt und die Machtverhältnisse verändert. Jetzt haben beide aus dem damaligen Duo eine eigene Mannschaft und arbeiten aufgrund der Verzahnung von A-Junioren und Herren wieder eng miteinander.

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