Und dann waren es sieben: Kurz vor Toresschluss hat ein siebtes Team für das Ocean Race Europe gemeldet. Wenn am 10. August in der Kieler Innenförde der Startschuss zum Fünf-Etappen-Rennen rund um Europa fällt, dann wird auch der Schweizer Alan Roura dabei sein. Der 32-Jährige meldete eine ganz frische Kampagne.
Alan Roura hat sich mit „Amaala“, einem saudischen Tourismus-Megaprojekt, zusammengetan, um am Ocean Race Europe 2025 und am Weltrennen 2027 teilzunehmen. Die im Bau befindliche Destination am Roten Meer ist Teil des Programms Saudi Vision 2030.
Angetrieben von dem umstrittenen Prinzen Mohammed bin Salman soll hier auf 4.200 Quadratkilometern ein Ultra-Luxusressort am Meer entstehen. Zwei der wichtigsten Attraktionen von Amaala sind das Corallium Marine Life Institute, ein Erlebnis-, Bildungs- und Forschungszentrum, und der Yacht Club, der sich zu einem internationalen Zentrum für Luxusyachten entwickeln soll.
Seit das Projekt vor sechseinhalb Jahren angekündigt wurde, haben sich schon diverse Luxus-Hotelketten Baurechte in dem Küstenort am Rande der Wüste gesichert. In den kommenden Jahren sollen die Bauten hochgezogen werden. Und zum Ocean Race 2027 wird Amaala Zielort des Weltrennens werden, nachdem die Teams durch das Mittelmeer gesegelt sind und durch den Suez-Kanal transferiert wurden.
Botschafter für saudisches Tourismus-Projekt
„Wir sind seit 2023 als Red Sea Global Teil der Ocean-Race-Familie, aber jetzt ist es an der Zeit, dass Amaala Flagge zeigt und eine internationale Community mit dem Yachting-Lifestyle verbindet, der ein wichtiger Bestandteil der Destination sein wird“, sagt John Pagano, CEO von Red Sea Global, dem Entwickler von Amaala.
Als segelnder Botschafter wurde nun Alan Roura auserkoren, der mit der Hublot bei der vergangenen Vendée Globe als 18. ins Ziel kam. Es war bereits die dritte Vendée-Teilnahme für den Mann vom Genfer See. Allerdings war der 18. Platz sportlich eher enttäuschend. Auf der ehemaligen Hugo Boss 7 hatte sich Roura mehr erhofft.
Mit der Hublot landete Roura zur Vendée Globe 2024/25 auf Platz 18 © Jean-Louis Carli
Nun will er mit einem neuen Boot noch mal durchstarten. Ende Juni soll die Yacht in Lorient vom Stapel laufen. Damit drängt die Zeit bis zum Start des Ocean Race Europe in Kiel. Denn innerhalb von nur sechs Wochen muss Roura die Yacht für den Hochsee-Einsatz fertig machen und das Team zusammenstellen. Zur Kerncrew gehören Simon Koster und Elodie Mettraux, weitere Teammitglieder werden noch benannt.
„Wir haben lange darauf hingearbeitet, eine Kampagne zu starten und beim Ocean Race Europe an der Startlinie zu stehen“, sagte Roura. „Ich bin sehr stolz, nun Skipper des Teams Amaala zu sein. Wir wollen Werte wie Design und Innovation, Wettbewerb, Teamwork und unser Engagement für die Gesundheit und Regeneration der Ozeane vermitteln.“
„Wir haben keine Minute zu verlieren“
Und weiter erklärte er: „Dies ist der Beginn eines unglaublichen Abenteuers, und wir haben keine Minute zu verlieren. Unser Boot erhält derzeit ein neues Design in den Farben von Amaala. Wir rekrutieren unsere Crew, bereiten Trainingsübungen vor und bringen die Logistik in Gang. Es ist eine spannende Phase für uns.“
Nach zehn Jahren Solosegeln und drei Vendée-Globe-Teilnahmen verfolgt der 32-jährige Skipper nun einen Team-Ansatz. Bereits zum Start der vergangenen Vendée Globe hatte Roura eine Schweizer Kampagne für das Ocean Race angekündigt. Dann war es aber still geworden.
Nun hat er sich zum Ziel gesetzt, 2027 am Weltrennen teilzunehmen und ein fähiges und wettbewerbsfähiges Team zu führen. „Wir wollen ein internationales Team zusammenstellen, das Hochseeregatta-Experten mit jungen Talenten vereint. Dafür haben wir zwei Auswahlrunden organisiert, eine auf dem Genfersee und eine in Lorient“, sagte Roura.
Nach zehn Jahren Solo-Segeln reizt Alan Roura nun der Teamgedanke © Jean-Louis Carli
„Das Crew-Format ist neu für mich. Es ist das gemeinsame Erlebnis an Bord, das mich reizt, und die Herausforderung, ein leistungsstarkes und gut harmonierendes Team zusammenzustellen. Zwischen den Imoca-Teams herrscht während des gesamten Rennens ein starkes Gefühl der Kameradschaft. Trotz der Intensität des Wettbewerbs sind dies Rennen, bei denen wir uns gegenseitig sehr unterstützen.“
Das sportliche Niveau des Ocean Race Europe verspreche sehr hoch zu sein, so Roura. Wettertechnisch kann viel passieren, und er gehe davon aus, dass die Entscheidung erst auf der letzten Etappe nach Montenegro fallen wird.