Rettungskräfte stehen vor einem stark beschädigten Gebäude, ein Teil des vorgelagerten Platzes ist abgesperrt.

Zerstörtes Gebäude in Ramat Gan bei Tel Aviv nach einem iranischen Luftangriff (AFP / AHMAD GHARABLI)

Donnerstag, 19. Juni
+++ Israel nennt iranischen Angriff auf Krankenhaus ein Kriegsverbrechen +++

Israels Regierung wertet den Einschlag einer iranischen Rakete in der Universitätsklinik von Beerscheba im Süden des Landes als vorsätzlichen Angriff auf ein ziviles Ziel. Außenminister Saar bezeichnete die Attacke als Kriegsverbrechen. Ministerpräsident Netanjahu kündigte Vergeltung an. Rettungskräften zufolge wurden in dem Krankenhaus und an weiteren Orten im Land mehr als 40 Menschen verletzt. Aus dem Raum Tel Aviv wurden Raketentreffer an einem Hochhaus und an anderen Wohngebäuden gemeldet.

+++ Der CDU-Außenpolitiker Röttgen sieht die Gefahr, dass die USA an der Seite Israels in den Krieg gegen den Iran eintreten. +++

Es dürfte die größte Angst von US-Präsident Trump sein, dass er als schwach dastehe und dass ihm die Dinge entgleiten würden, sagte Röttgen im Deutschlandfunk. Nun wolle der Republikaner Teil einer militärisch erfolgreichen Aktion sein. Röttgen erklärte weiter, er glaube aber nicht, dass es ein langanhaltender Krieg werde wie im Irak oder in Afghanistan.

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion äußerte Kritik an der bisherigen Außenpolitik Deutschlands. Man habe sich viel zu lange von dem iranischen Regime an der Nase herumführen lassen, etwa durch Ankündigungen eines Atomabkommens. Den Aufbau eines Terrornetzwerks zu ignorieren sei ein schwerer Fehler gewesen, fügte Röttgen hinzu.

+++ Die deutsch-iranische Publizistin Gilda Sahebi hat das militärische Vorgehen Israels gegen den Iran scharf kritisiert. +++

Das Regime in Teheran lasse sich „auf gar keinen Fall“ mit Bomben stürzen, sagte Sahebi im Deutschlandfunk. Der Oberste Führer des Irans, Chamenei, verfolge einzig und allein das Ziel, die Islamische Republik zu retten. Die Regierung tue „gar nichts“ für den Bevölkerungsschutz. Doch es gehe um Millionen von Menschenleben. Israel und die USA agierten vor diesem Hintergrund, „als wäre das alles nur ein Spiel“. Für sie selbst sei das „schlimm mit anzusehen“, sagte die Publizistin.

+++ Bei einem iranischen Angriff ist auch ein israelisches Krankenhaus getroffen worden. +++

In der Soroka-Klinik in der Wüstenstadt Beerscheva schlug eine Rakete ein. Es habe mehrere Verletzte großen Sachschaden gegeben, sagte ein Krankenhaussprecher. Auch an anderen Orten, etwa im Großraum Tel Aviv, gab es Einschläge. Insgesamt seien mehr als 30 Menschen verletzt worden, berichten örtliche Medien. Die israelische Armee rief die Bevölkerung vorübergehend auf, sich in Schutzräume zu begeben.

+++ Israel hat in der Nacht seine Angriffe auf die iranische Hauptstadt Teheran fortgesetzt. +++

Wie ein Sprecher des israelischen Militärs mitteilte, waren erneut Raketen-Abschussanlagen und entsprechende Depots Ziel der Luftangriffe. Zudem rief Israel die Einwohner der iranischen Städte Arak und Khandab auf, sich in Sicherheit zu bringen.

Nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens attackierte Israel einen Schwerwasserreaktor nordwestlich der Stadt Arak. Die Anlage sei bereits zuvor evakuiert worden. Der Reaktor befindet sich etwa 250 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Teheran. Schweres Wasser dient zur Kühlung bestimmter Atomreaktoren und erzeugt dabei als Nebenprodukt Plutonium – einen Stoff, der potenziell zur Herstellung von Atomwaffen genutzt werden kann.

+++ Außenminister Wadephul und seine Kollegen aus Frankreich und Großbritannien wollen morgen den iranischen Außenminister Araghtschi treffen. +++

Es sei ein Gespräch in Genf geplant, wie mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Diplomatenkreise berichten. Zuvor hatte Frankreichs Präsident Macron eine diplomatische Initiative angekündigt.

Bundeskanzler Merz schrieb im Onlinedienst X, er unterstütze die Bemühungen. Sie seien mit den USA abgestimmt. Der Iran sei aufgerufen, jetzt schnell ein Abkommen auszuhandeln, das die gravierenden Bedenken zum Nuklearprogramm ausräume. Deutschland wolle dazu seinen diplomatischen Beitrag leisten.

+++ Der UNO-Sicherheitsrat wird sich am Freitag erneut mit dem eskalierten Konflikt zwischen Israel und dem Iran befassen. +++

Das gab der Vorsitz des mächtigstens Gremiums der Vereinten Nationen bekannt. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen wurde das Treffen vom Iran beantragt; das Land wurde dabei von Russland, China und Pakistan unterstützt.

+++ Irans Vizeaußenminister Madschid Tacht-Rawantschi hat den USA für den Fall eines Kriegseintritts an der Seite Israels mit Vergeltung gedroht. +++

„Wenn die Amerikaner beschließen, sich militärisch einzumischen, haben wir keine andere Wahl, als Vergeltung zu üben, wo immer wir Ziele finden, auf die wir reagieren müssen“, sagte Tacht-Rawantschi in einem Interview des US-Senders CNN. Der Iran würde sich dann selbst verteidigen.

Wenn sich die Amerikaner direkt einmischen würden, seien dem Iran nicht die Hände gebunden. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um unser Volk und unsere Interessen zu schützen“, betonte der Vizeaußenminister. 

+++ In Frankfurt ist ein erster Sonderflug mit Deutschen gelandet, die Israel aufgrund des Luftkriegs mit dem Iran verlassen haben. +++

Die Maschine war in der jordanischen Hauptstadt Amman gestartet. An Bord befanden sich nach Angaben des Auswärtigen Amts 171 Passagiere. Es war demnach keine Rückholaktion oder Evakuierung, sondern ein kommerzieller Charterflug zum Preis von 300 Euro für einen Platz. Alle Teilnehmer des Flugs mussten individuell nach Jordanien ausreisen. Für Donnerstag ist ein weiterer Flug geplant.

Demgegenüber wollen die USA ihre Bürger aus Israel mit Kreuzfahrtschiffen und Flugzeugen evakuieren. Interessenten könnten sich dafür im Internet registrieren, schrieb der US-Botschafter in Israel im Onlinedienst X. Deutsche, die derzeit im Iran festsitzen, müssen über die Türkei, Armenien oder Aserbaidschan ausreisen, um dort einen Flug auf eigene Kosten zu nehmen.

+++ Frankreichs Präsident Macron hat eine diplomatische Initiative angekündigt, um den Konflikt zwischen Israel und dem Iran beizulegen. +++

Er habe Außenminister Barrot beauftragt, gemeinsam mit nahestehenden europäischen Partnern eine anspruchsvolle Verhandlungslösung vorzuschlagen, erklärte Macron. Er verwies dabei auf die wachsende Zahl an zivilen Opfern im Iran und in Israel. Zuvor hatte der Nationale Sicherheitsrat Frankreichs getagt.

Bundeskanzler Merz schrieb im Onlinedienst X, er unterstütze die Bemühungen von Bundesaußenminister Wadephul und seinen Amtskollegen aus Frankreich und Großbritannien gegenüber Iran. Diese seien mit den USA abgestimmt. Der Iran sei aufgerufen, jetzt schnell ein Abkommen auszuhandeln, das die gravierenden Bedenken zum Nuklearprogramm ausräumte. Deutschland wolle dazu seinen diplomatischen Beitrag leisten.

+++ US-Präsident Trump erklärt, er habe die Tür für Verhandlungen mit dem Iran noch nicht geschlossen. +++

Es könne immer noch ein Abkommen über das Atomprogramm der Islamischen Republik geben. Iran wolle ein Treffen, sagt er und ergänzt: „Könnte sein, dass ich das mache.“ Zu der unterirdischen iranischen Atomanlage Fordow sagte der Präsident, er habe dazu noch keine Entscheidung getroffen. Die Anlage kann offenbar von der israelischen Armee nicht zerstört werden, da sie im Gegensatz zur US-Luftwaffe nicht über besondere, bunkersprengende Bomben verfügt. Trump kündigt an, er werde das weitere Vorgehen im Laufe des Tages im „Situation Room“ beraten.

+++ Wegen Äußerungen von Bundeskanzler Merz zum israelischen Angriff auf den Iran ist der deutsche Botschafter in Teheran einbestellt worden. +++

Merz hatte in einem ZDF-Interview den Mut Israels gelobt und zugleich das Wort „Drecksarbeit“ benutzt. Die iranische Regierung protestierte gegen die, wie es hieß, beleidigenden Äußerungen.

+++ Israel hat erneut Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran beschossen. +++

Die iranischen Staatsmedien meldeten einen Angriff nahe dem Polizei-Hauptquartier. Verschiedene Gebäude in der Nähe der Polizeizentrale seien angegriffen und mehrere Beamte verletzt worden. Die israelische Armee meldete indes erneute Angriffe auf Raketen-Abschussanlagen und -silos im Westen des Iran.

+++ Im Iran ist das Internet großflächig zusammengebrochen. +++

Echtzeitdaten bestätigten einen fast vollständigen nationalen Internet-Blackout, wie die Organisation Netblocks mitteilte. Bewohner der Hauptstadt Teherans sowie Reporter der Nachrichtenagentur AP bestätigen den Ausfall.

Archiv: Newsblog von Mittwoch, 18. Juni 2025

Diese Nachricht wurde am 19.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.