Kleines Apartment nahe Montmartre: So wurden viele Mini-Räume zu einer lichtdurchfluteten und funktionalen Wohnung für ein Paar.
Ein echtes Raumwunder entstand im sechsten und obersten Stockwerk eines Pariser Gebäudes im 10. Arrondissement: Für dieses Projekt, das zwischen Montmartre und dem Bahnhof Gare du Nord liegt, wurden 12 Räumlichkeiten von zehn verschiedenen Eigentümer:innen erworben und zusammengelegt. Bei den Einheiten, die zwischen sechs Quadratmetern und 50 Quadratzentimetern (!) groß waren, handelte es sich um ehemalige Dienstmädchenzimmer, Abstellräume, Wandschränke oder auch kleine Gemeinschaftsräume, die nun ein Apartment von 55 Quadratmetern bilden. Veröffentlicht wurde die Anzeige für den Raum-Komplex einen Tag vor Beginn des Lockdowns in Frankreich, im Jahr 2020. Die meisten würden vor einem derart umfangreichen Renovierungsprojekt wohl zurückschrecken, doch nicht Johanna Lapray und Hugo Lahellec, Gründer des in Paris ansässigen Designbüros Acte Deux Studio. Das Kreativ-Duo scheute sich weder vor dem Umbau noch vor dem damit verbundenen Zeitaufwand: „Wir haben es gekauft, ohne es gesehen zu haben, wir hatten es jedoch nicht eilig. Es sollte unser Zuhause werden, und wir haben gewusst, dass wir das Projekt besser umsetzen könnten, wenn wir uns etwas Zeit lassen würden …“
Die Wohnung im obersten Stockwerk eines Gebäudes ist von den unterschiedlichen Konturen und Volumina des Dachstuhl geprägt – geometrische Formen treffen auf weißen Putz und beigen Beton Ciré sowie mediterranen Flair. Letzteres geht auf die hellen Holzstühle mit Strohgeflecht und den Esstisch aus Kastanie zurück. Auf der rechten Seite sind raumhohe Schränke unauffällig integriert, um den Raum so offen wie möglich zu gestalten.
Jean Baptiste ThirietUmfangreiche Renovierungsarbeiten
Das Ausmaß der Aufgabe lässt sich erahnen: Alles wurden von A bis Z entkernt, Trennwände, Verkleidungen und Fußböden mussten entfernt werden. Um die Höhe unter dem Dach freizulegen und ausnutzen zu können, entschieden die Designer:innen, Decken zu durchbrechen und ein kleines Zwischengeschoss über dem Badezimmer zu schaffen. Darüber hinaus wurde das Dachgebälk renoviert und an einigen Stellen verändert, um es zu verstärken, sodass die neu eingebauten Dachfenster besser zur Geltung kommen. Eine weitere Herausforderung bestand darin, eine tragende Wand mit etwa 20 Rauchabzügen zu entfernen, nachdem die Miteigentümer:innen der unteren Stockwerke eingewilligt hatten, ihre Abzüge stillzulegen. Anschließend wurden eine Wärmedämmung aus Holzwolle gemäß den neuesten Komfortstandards für Sommer und Winter installiert, ein neuer Fußboden verlegt und Schallschutzwände eingebaut. Damit war die aufwändigste Phase des Projekts abgeschlossen und der Fokus konnte auf das Interiordesign gelegt werden.