Straßburg – Gelingt es endlich, die skrupellose Welpen-Mafia zu stoppen?
Vor allem aus Rumänien, Bulgarien oder der Türkei kommen junge Hunde nach Deutschland, die unter qualvollen Bedingungen gezüchtet und meist viel zu jung von ihrer Mutter getrennt werden. Oft sind sie krank und ungeimpft. Der illegale Handel boomt, weil inzwischen 60 Prozent des EU-weit auf 1,3 Milliarden Euro jährlich geschätzten Umsatzes im Online-Handel gemacht werden. Und weil viele Haustierkäufer auf ein Schnäppchen schielen.
Mit diesem Geschäft mit dem Tierleid will das EU-Parlament Schluss machen: Es stimmte heute für neue Tierschutzstandards, die die EU-Kommission von Ursula von der Leyen (66, CDU) vorgelegt hat. Diese sehen u. a. vor, dass künftig alle Hunde und Katzen „gechippt“ und in ein europäisches Register eingetragen werden müssen, bevor sie zum Kauf angeboten werden.
Der illegale Welpenhandel wird von der EU als organisiertes Verbrechen eingestuft. Diese Welpen aus Polen entdeckte die Polizei bei einer Razzia in Hamburg
Foto: Stefan Klippstein
Mehrheit der Hunde in Deutschland gechippt
Das Chippen erfordert keine Narkose und kostet um 50 Euro. Die Reiskorn-großen Transponder werden mit einer Spezial-Spritze unter die Haut, meist an der linken Halsseite, injiziert. Sie enthalten eine 15-stellige Identifikationsnummer, die auch als Nachweis für den Besitzer dient.
In Deutschland sind bereits knapp drei Viertel aller Hunde gechippt, in einigen Bundesländern sind die Mini-Transponder sogar schon Pflicht, ebenso bei grenzüberschreitenden Reisen in der EU. Bei Katzen sieht das anders aus, und vor allem aus der Landwirtschaft kamen Bedenken, dass die Vorschrift z. B. auf einem Bauernhof viel zu bürokratisch sei. Folge: Für alle Tiere auf Bauernhöfen, z.B. auch Herdenschutzhunde, kommt die Chip-Pflicht nach jetzigem Stand des Gesetzes nicht.
Hoffnung auf Entlastung der Tierheime
Zufrieden mit dem Abstimmungsergebnis ist der EU-Umweltpolitiker Peter Liese (60, CDU): „Das Chippen und Registrieren der Hunde ist das entscheidende Instrument, um den illegalen Welpenhandel zu bekämpfen, weil man nur so die Tiere rückverfolgen kann“, sagt er. Außerdem bestehe die Hoffnung, dass Tierheime entlastet werden, wenn sich entlaufene oder ausgesetzte Tiere künftig zu ihrem Besitzer zurückverfolgen lassen.
Allerdings: Nach Inkrafttreten der Verordnung soll es nach dem Willen des EU-Parlaments Übergangsfristen für private Tierhalter geben. Erst nach fünf Jahren müssen wirklich alle Hunde, nach zehn Jahren alle Katzen identifizierbar sein.
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Gut für den Tierschutz: Der Gesetzentwurf, der final noch im Trilog (informelles Verhandlungstreffen) mit der Kommission und den Mitgliedstaaten abgestimmt werden muss, enthält auch ein Verbot von Verstümmelungen wie dem Kupieren von Ohren und Schwänzen, wenn es keine medizinischen Gründe gibt.
Und: Die saarländische Europaabgeordnete Manuela Ripa (49, ÖDP) äußerte sich als EVP-Berichterstatterin des Umweltausschusses hochzufrieden darüber, dass das Parlament auch „den Verkauf von Katzen und Hunden in Zoohandlungen verbieten will“.