Berlin. Ein Hausarzt stirbt offenbar nach einem Überfall in seiner Berliner Praxis. Nun gibt die Obduktion Hinweise zur Todesursache.

Der am Freitag tot in seiner Praxis in Wedding gefundene Arzt war gefesselt und nicht allein in den Räumen. Laut Obduktionsbericht sei der 76-jährige Wolfgang Conzelmann wahrscheinlich erstickt, teilte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit. Eine 35-jährige Frau habe berichtet, sie sei zusammen mit dem Arzt in der Praxis gewesen und von einem Täter gefesselt und in einem anderen Zimmer eingesperrt worden. Die „Berliner Zeitung“ hatte darüber zuerst berichtet.

Prozess gegen Arzt Wolfgang Conzelmann

Der Angeklagte Wolfgang Conzelmann zwischen seinen Anwälten Martin Luft (links) und Steffen Dietrich.
© Philipp Siebert | Philipp Siebert

Alarmierte Polizisten fanden Conzelmann gefesselt und tot vor. Die 35-jährige Frau war in einer benachbarten Bar aufgetaucht, wo sie sich von ihrer Armfesselung mit Klebeband befreien ließ. Sie eilte dann zurück in die Praxis, setzte einen Notruf ab und versuchte, den Arzt wiederzubeleben. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

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Praxis Wolfgang Conzelmann

Die Frau sagte laut Staatsanwaltschaft aus, sie sei mit Conzelmann befreundet gewesen. Sie wisse nicht, wie er gestorben sei, weil sie eingesperrt worden sei und nur Schreie gehört habe. Später habe sie sich befreien können und sei in die Bar gegangen.

Conzelmann hatte noch am vorletzten Dienstag (10. Juni) vor Gericht gesessen, nachdem er den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck öffentlich mit den Nazis verglichen haben soll. Der 76 Jahre alte Allgemeinmediziner soll am 3. Oktober 2022 unter dem Pseudonym Joe Frieden in einer Facebook-Gruppe ein Bild gepostet und damit Robert Habeck beleidigt haben.

Laut Anklage verwendete Conzelmann ein Propagandaplakat der NS-Organisation Winterhilfswerk aus dem Jahr 1938, fügte die Gesichter des Grünenpolitikers ein und ersetzte das Hakenkreuz gegen das Logo der grünen Partei. Aus dem ursprünglichen Satz „Ein Volk hilft sich selbst“ soll er „Frieren für den Endsieg“ gemacht haben – möglicherweise eine Anspielung auf Habecks umstrittenes Heizungsgesetz. Conzelmann habe Habeck „und dessen politische Arbeit mit Personen und Handlungen des NS-Regimes verglichen“. Die zuständige Richterin hatte die Ermittlungen wegen Geringfügigkeit eingestellt.