Dass chinesische Hacker die USA und die Europäische Union angreifen, ist hinlänglich bekannt. Überraschend ist hingegen, wen das Regime in Peking noch im Visier haben soll, obwohl offiziell die Freundschaft beider Staaten propagiert wird. Die Rede ist von: Russland.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben Hackergruppen, die der chinesischen Regierung zugeordnet werden, wiederholt russische Unternehmen und Regierungsapparate angegriffen, wie die „New York Times“ unter Berufung auf Cyberanalysten berichtet. Unter den Hackergruppen soll auch die bekannteste chinesische namens „Mustang Panda“ sein.
Ukraine-Update
Mit unserem Update-Newsletter zum Ukraine-Krieg erhalten Sie aktuelle Nachrichten, wichtige Hintergründe und exklusive Analysen von den Expertinnen und Experten des Tagesspiegels.
Die Chinesen haben es dem Bericht zufolge auf russische Militärgeheimnisse abgesehen. China sieht den Ukraine-Krieg demnach als Chance, Informationen über moderne Kriegstaktiken und westliche Waffensysteme zu gewinnen.
„China will wahrscheinlich Informationen über die russische Vorgehensweise sammeln“, sagt Che Chang von der taiwanesischen Cybersicherheitsfirma TeamT5, die eine chinesische Attacke auf Russland laut „New York Times“ im vergangenen Jahr entdeckte. Es sei unklar, wie erfolgreich die Hackerangriffe waren. Indizien ergeben sich demnach allerdings aus einem internen Dokument des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.
In dem FSB-Dokument steht dem Bericht zufolge, dass der Geheimdienst besorgt ist durch die chinesischen Versuche, an Informationen zu kommen. Demnach wird China dort als „Feind“ bezeichnet und die Beziehung komplizierter dargestellt, als die Staatschefs Xi Jinping und Wladimir Putin es tun.
Die Hackerangriffe legen nahe, dass China Russland nicht vollends vertraut und lieber aus erster Hand erfährt, was der Partner macht. Die Informationen sind den Chinesen dem Bericht zufolge deshalb so wichtig, weil sie sich damit besser auf einen möglichen Angriffskrieg auf Taiwan vorbereiten wollen – wo sie gegen westliche Waffen kämpfen könnten.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
© REUTERS/ANATOLII STEPANOV
- Russlands Präsident Putin hat sich zu einem Gespräch mit Kanzler Friedrich Merz bereiterklärt – wenn dieser den Kontakt zu ihm suchen sollte. „Wir sind immer dafür offen“, antwortete Putin in St. Petersburg auf eine Frage der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig warnte der Kremlchef vor einem „sehr schweren Schaden“ für die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland, falls die Bundesregierung den Marschflugkörper Taurus an die Ukraine liefern sollte. Mehr dazu hier.
- Putin schließt ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht aus – allerdings würde dies erst in einer „finalen Phase“ der Verhandlungen mit Kiew stattfinden können. Mehr dazu im Newsblog.
- Mehr als drei Jahre Angriffskrieg mit Hunderttausenden Toten und Verletzten und kein Ende in Sicht: Russische Hardliner setzen Putin deshalb jetzt offenbar unter Druck – und fordern sogar den Einsatz von taktischen Atomwaffen. Mehr dazu hier.
- Angesichts der wachsenden Spannungen mit Russland hat Finnland den Ausstieg aus dem internationalen Landminenabkommen beschlossen. Das Parlament in Helsinki stimmte am Donnerstag für den Rückzug aus der sogenannten Ottawa-Konvention. Mehr dazu hier.
- Russland und die Ukraine haben am Donnerstag einen weiteren Gefangenenaustausch abgeschlossen. Nach Angaben der ukrainischen Regierung waren „schwer kranke und verletzte“ Soldaten unter den Freigelassenen. Eine genaue Zahl der ausgetauschten Gefangenen gaben beide Seiten nicht bekannt.
- Durch russische Drohnenangriffe in der Nacht ist laut ukrainischen Angaben ein 59-Jähriger im Gebiet Dnipropetrowsk getötet worden. Vier weitere Menschen wurden demnach verletzt. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge attackierte Russland mit 104 Drohnen und Drohnenattrappen.
- Der russische Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow hat nach zwei starken Wachstumsjahren auf eine deutliche Konjunkturschwäche hingewiesen: Russland stehe „am Rande der Rezession“, sagte er am Donnerstag auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg.
- Bundesfinanzminister Lars Klingbeil glaubt, dass Russland im Energie- und Bankenbereich verwundbar ist. Die EU müsse nun das 18. Sanktionspaket gut vorbereiten, sagte er vor Beratungen der Euro-Finanzminister in Luxemburg.
- Dänemark will in der eigenen EU-Ratspräsidentschaft ab dem 1. Juli die Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union vorantreiben. Die dänische Europaministerin Marie Bjerre sagte, dass die Regierung „so viel Druck wie möglich“ auf den EU-Partner Ungarn ausüben werde, der bisher einen schnellen Aufnahmeprozess der Ukraine verhindert.
Hintergrund und Analyse Kritis-Wächter unter Wasser Welche Tauchdrohnen die Bundeswehr testet – und was sie können