Die britische Inflation hat im Mai trotz des stärksten Anstiegs der Lebensmittelpreise seit mehr als einem Jahr nachgelassen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 3,4 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten diesen Wert erwartet. Im April lag die Inflationsrate noch bei 3,5 Prozent. Die Bank of England (BoE), die am Donnerstag wieder über ihren Leitzins berät, peilt einen Wert von zwei Prozent an.
Dienstleistungen verteuerten sich mit 4,7 Prozent deutlich langsamer als im April mit 5,4 Prozent. Dagegen mussten die Verbraucher für Lebensmittel im Schnitt 4,4 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor. Das trifft vor allem ärmere Haushalte, die einen größeren Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen. Nach einem sprunghaften Anstieg der Flugpreise während der Osterfeiertage gingen sie diesmal deutlich zurück.
Experten erwarten, dass die Währungshüter um BoE-Chef Andrew Bailey die Füße stillhalten, auch wenn der Zinsentscheid intern umstritten sein dürfte. So könnten womöglich zwei der neun Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss vergeblich für eine Senkung votieren. Ein nächster geldpolitischer Schritt nach unten dürfte erst im August kommen, wenn die BoE-Beobachter richtig liegen. Die Zentralbank hatte die geldpolitischen Zügel im Mai zum zweiten Mal in diesem Jahr gelockert und den Leitzins auf 4,25 Prozent gesetzt.