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„Hilfe, die Algen haben meinen Po berührt!“, ruft auf dem Werdersee ein Mädchen in einem großen Schwimmreifen in Form einer Ananas. Gemeinsam mit zwei weiteren Jugendlichen kreischt und lacht sie zwischen Ekel und Spaß. In diesen Tagen bemerken immer mehr Badegäste am Werdersee den ungewöhnlich dichten Bewuchs mit Wasserpflanzen an der Uferzone, der so manchen Schwimmer am Ufer zögern lässt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, scheint dennoch kein so rechtes Vergnügen am Baden zu finden. Was die Umweltbehörde zu den neuen Bewohnern des Werdersees sagt.

Woher kommen die Wasserpflanzen?

Es handelt sich um keine Algen, sondern laut Umweltbehörde um eine Wasserpest genannte Wasserpflanze, die äußerst wuchsfreudig ist. Bereits im Herbst vergangenen Jahres ist an einigen Stellen des Sees aufgefallen, dass die ursprünglich aus Nordamerika stammende Pflanze den Werdersee als neue Heimat auserkoren hat. Mittlerweile hat sie sich auf weite Bereiche des Sees ausgebreitet und wächst in großen Teilen der Uferzone vom Seegrund bis an die Wasseroberfläche.

Fachleute sprechen in diesem Fall von „invasiven Neophyten“, also neuen Pflanzen, die sich im heimischen Ökosystem überfallartig rasch ausbreiten. Fachleute der Umweltbehörde vermuten, dass sie eventuell gedankenlos aus einem Aquarium im Werdersee ausgesetzt worden sein könnten. Ebenfalls möglich sei ein Eintrag durch Enten, Stand-up-Paddler oder Kanuten.

Sind die Pflanzen gefährlich?

Die Pflanzen sind nicht giftig und stellen keine Gefahr für die Wasserqualität dar, versichert die Sprecherin der Umweltbehörde, Ramona Schlee. Eher im Gegenteil: Die Wasserpest ist dafür bekannt, dass sie dem natürlichen Ökosystem See – anders als Blaualgen – keinerlei Sauerstoff entzieht, sondern sogar welchen produziert. Außerdem finden Fische und andere Tiere Unterschlupf im dichten Unterwasser-Gestrüpp. Auch der Algenwuchs im See wird reguliert, weil die Wasserpest in der Lage ist, das Seewasser von zu viel Nährstoffen zu reinigen.

Ungefährlich, aber unangenehm auf der Haut beim Schwimmen: die Wasserpest.

Ungefährlich, aber unangenehm auf der Haut beim Schwimmen: die Wasserpest.

Foto:
Roland Scheitz

Da es sich bei der im Werdersee gefundenen Wasserpflanze allerdings um eine „schnell wachsende und konkurrenzstarke Art“ handelt, die möglicherweise Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben kann, behält die Umweltbehörde das vermehrte Wachstum der Wasserpest im Blick, versichert die Sprecherin. „Unsere Sorge ist, dass die Wasserpest derart überhandnimmt, dass dadurch heimische Tiere und Pflanzen Probleme bekommen und verdrängt werden könnten“, so Schlee

Was unternimmt die Stadt?

Auch wenn keine Gefahr von der Wasserpest ausgehe, habe man sich dennoch entschieden, einen kleinen Teil des Sees von den Wasserpflanzen zu befreien, heißt es aktuell aus der Umweltbehörde. Damit ungeübte Schwimmer nicht vom Körperkontakt mit den Pflanzen verunsichert werden „und das Badevergnügen auch wirklich ein Vergnügen sein kann“, sagt Behördensprecherin Ramona Schlee.

Offenbar haben Privatleute damit schon im Nichtschwimmerbereich begonnen: Dort liegen am Ufer große Haufen herausgerissener Pflanzen und das Wasser scheint schon relativ frei von der Wasserpest zu sein.

Die komplette Wasserzone rings um den offiziellen Badestrand am Nordufer wird bis zu den Bojen von den Wasserpflanzen befreit.

Die komplette Wasserzone rings um den offiziellen Badestrand am Nordufer wird bis zu den Bojen von den Wasserpflanzen befreit.

Foto:
Roland Scheitz

In Kürze werde ein von der Umweltbehörde beauftragtes Unternehmen in dem Bereich rings um den Badestrand am Nordufer die Wasserpest mitsamt ihrer Wurzeln herausreißen, kündigt die Umweltbehörde an. Konkret gehe es um die gesamte von Bojen eingerahmte Wasserzone, die im Sommer auch stundenweise von Ehrenamtlichen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft bewacht wird.

Was sollten Schwimmerinnen und Schwimmer beachten?

Auch wenn diese Wasserpflanzen gesundheitlich unbedenklich sind, weist die Umweltbehörde darauf hin, dass zum Schwimmen die offizielle Badestelle am Nordufer genutzt werden soll. Der Grund habe mit dem Umweltschutz zu tun: „In den Bereichen, an denen sich bereits wertvolle Röhrichtbestände angesiedelt haben, sollte kein Zugang ins Wasser erfolgen, damit die Bestände und die neu wachsenden jungen Röhrichttriebe nicht zertrampelt werden“, teilt Behördensprecherin Schlee mit.

Werden die Wasserpflanzen wieder verschwinden?

Davon ist momentan nicht auszugehen, „das ist aber auch nichts Schlimmes“, so Schlee. Mit der Befreiung der offiziellen Badezone werde der Bestand der Wasserpest lediglich eingehegt. So eine konkurrenzstarke Art wieder komplett aus dem See zu bekommen, sei aber nahezu unmöglich. Schlee: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Pflanze im Werdersee dauerhaft bleibt.“

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