Berlin – Man kann ja nicht oft genug nachfragen, also fragen wir noch einmal: Wo bleibt eigentlich das Freiheits- und Einheitsdenkmal?

Rückblende: Vor 18 Jahren, also 2007, beschloss der Bundestag, den Aufstand der Bürgerrechtler in der DDR von 1989 zu würdigen, mit einem Denkmal vor dem Stadtschloss (Humboldt-Forum).

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Das Denkmal in Form einer großen begehbaren Wippe sollte 2013 eröffnet werden, dann 2019. Doch daraus wurde nichts, bis heute ist erst der halbe Sockel fertig. Die Wippe selbst (150 Tonnen) steht beim Hersteller, bei der Firma „Stahlbau Heinrich Rohlfing“ in Stemwede (NRW).

Zuständig für den Bau ist an oberster Stelle das Bundeskanzleramt, in Gestalt des Staatsministers für Kultur, Wolfram Weimer (CDU). Seine Vorgängerinnen Monika Grütters (CDU) und Claudia Roth (Grüne) scheiterten an der Wippe.

Alle Augen ruhen nun auf Weimer: Kann er den Knoten durchschlagen? „Es wird Zeit, dass das Einheitsdenkmal mal fertig wird“, sagte er uns auf Nachfrage, „die deutsche Einheit war eines der glücklichsten Ereignisse unserer Geschichte.“

So soll das Freiheits- und Einheitsdenkmal aussehen

So soll das Freiheits- und Einheitsdenkmal aussehen

Foto: dpa

Ursache der schier endlosen Verzögerung ist ein Streit um Geld. Die Firma Stahlbau Heinrich Rohlfing behauptet, Staatsministerin Roth habe die Rechnungen nicht bezahlt. Deshalb seien starke Verluste entstanden. Anfang 2024 stellte Rohlfing einen Insolvenzantrag. 

Die für den Bau des Denkmals zuständige Agentur Milla & Partner erklärte ihrerseits, Rohlfing sei vertragsbrüchig geworden und habe „Mehrforderungen“ gestellt, denen man nicht habe nachkommen können. Im Juli 2024 meldete auch Milla & Partner Insolvenz an.

Die Verfahren hängen seitdem bei Gericht fest. In diesem Sommer soll die Entscheidung über den Insolvenzplan von Stahlbau Heinrich Rohlfing fallen. Erst dann kann wieder über die Wippe gesprochen werden, wer sie bezahlt und wie sie nach Berlin kommt. Der Koloss müsste aus der Insolvenzmasse von Rohlfing herausgekauft werden.

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Um Licht ins Dunkel der verkorksten Geschäfte zu bringen, wurde unterdessen die Hanseatische Prüfungs- und Beratungsgesellschaft mbH (HPB) beauftragt. Sie soll die „wirtschaftlichen Vorgänge“ im Zusammenhang mit der „Realisierung des Denkmals“ untersuchen. Damit ist die inzwischen insolvente Agentur Milla & Partner gemeint, die nach Ansicht der Bundesregierung nicht erklären konnte, wie es zu den zahlreichen Verzögerungen und Kostensteigerungen kam.

Der finanzielle Schaden, der durch das jahrelange Hin und Her entstand, ist ganz enorm: Insgesamt 12,6 Millionen Euro verschwanden bisher in den Planungen und Streitereien, im Bau des Sockels und im Prüfungsauftrag für HPB.

Die Sockel-Baustelle ruht seit Jahren und gibt ein hässliches Bild vor der Schlossfassade ab. Es ist nicht nur ein Bild des Jammers, sondern vor allem des Versagens der öffentlichen Hand, die nicht in der Lage ist, ein Denkmal zu errichten.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de