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„Wir glauben, dass das Mindeste, was die Europäer tun können, darin besteht, Israel ausdrücklich zu verurteilen und ihre Unterstützung für Israel einzustellen“, sagte der iranische Botschafter und ständige Vertreter bei den Vereinten Nationen in Genf, Ali Bahraini, im Interview mit Euronews.
Europa habe zu dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran begetragen, so Bahraini. Durch sein Zögern, Israels Aggression zu verurteilen und durch seine Unfähigkeit, das Atomabkommen von JCPOA 2015 aufrechtzuerhalten.
„Die Straffreiheit, die Israel gewährt wurde, ermutigt es, weiterhin neue Verbrechen zu begehen. Und diese Straffreiheit ist auf die Untätigkeit der Europäer zurückzuführen, von den USA und dem Sicherheitsrat“, erklärte Bahraini.
„Wir bitten und fordern Europa auf, Israel zu drängen, die Aggression zu beenden. Europa sollte seiner Verantwortung gerecht werden und der Straffreiheit, die Israel genießt, ein Ende setzen. Europa sollte aufhören, Israel finanziell, militärisch oder durch Nachrichtendienste zu helfen oder zu unterstützen. Und Europa sollte eine starke Rolle dabei spielen, den USA und Israel zu erklären, dass die iranische Nukleartechnologie nicht etwas ist, das sie zerstören können.“
E3 treffen iranischen Außenminister zu Atomgeprächen
Bahraini sagte, dass das, was er als „Versagen Europas“ bezeichnete, den Außenministern Frankreichs, Deutschlands und Großbritanniens – gemeinsam bekannt als die E3 – am Freitag bei Gesprächen in Genf vorgelegen werde.
Die vier Außenminister treffen sich, um über das iranische Atomprogramm zu sprechen, das im Mittelpunkt des aktuellen Konflikts mit Israel steht.
Seit dem Rückzug der USA aus dem ursprünglichen Atomabkommen 2018 durch Donald Trump betrachtet der Iran die Einigung als ungültig und hat die Urananreicherung fortgesetzt. Derzeit liegt sie bei 60 Prozent. Das ist technisch gesehen zwar immer noch unter dem waffenfähigen Niveau von 90 Prozent, aber weit über den 3,67 Prozent, die damals im Abkommen festgelegt wurden.
Der Iran sagt sein Atomprogramm sei friedlich und diene ausschließlich zivilen Zwecken. Israel hingegen behauptet, Teheran arbeite auf den Bau einer Atomwaffe hin, die gegen Israel eingesetzt werden könnte.
„Es gibt noch ein Zeitfenster für Diplomatie“
Bahraini sagte Euronews, dass es immer noch ein Zeitfenster für die Diplomatie gebe, um ein neues Atomabkommen zu erreichen. Aber zuerst müsse Israel die Angriffe stoppen.
„Für unser Volk und unser Land ist es jetzt die erste Priorität, die Aggression und die Angriffe zu stoppen“, sagte er gegenüber Euronews.
„Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass es im Moment wahrscheinlich ist, eine Art von diplomatischer Idee oder Initiative zu finden, weil es für uns unangemessen wäre, im Moment über irgendetwas anderes nachzudenken oder zu reden, als die Aggressoren zu stoppen“, betonte Bahraini.
Der militärische Konflikt ist längst auch zu einem Konflikt der Worte geworden. Zwischen dem Iran und Israel, aber auch von Donald Trum.
Auf die Frage von Reportern, ob er beabsichtige, das US-Militär in den Konflikt einzubeziehen, um an der Seite Israels den Iran anzugreifen, sagte Trump: „Vielleicht tue ich es, vielleicht auch nicht. Niemand weiß, was ich tun werde.“
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu interpretierte diese Äußerungen als Zeichen der Unterstützung und dankte Trump in einer Fernsehansprache später dafür, dass er „zu uns steht“.
Darauch hin erklärte die iranische Botschaft bei den Vereinten Nationen, dass kein Vertreter des Landes „vor den Toren des Weißen Hauses kriechen“ werde, um ein Atomabkommen mit den USA zu erreichen. Bahraini sagte, für ihn sei klar, dass „die USA bei dem, was Israel jetzt tut, mitschuldig sind“.
Militärschläge gegen USA
Er sagte, der Iran werde sehr entschlossen reagieren, wenn die USA „die roten Linien überschreiten“. Er schloss militärische Schläge gegen das Land nicht aus. „Unsere Streitkräfte beobachten die Situation. Es ist ihre Sache zu entscheiden, wie sie reagieren wollen“, sagte der iranische UN-Botschafter.
„Was ich Ihnen mit Sicherheit sagen kann, ist, dass unsere Streitkräfte die Situation sehr gut im Griff haben und die Bewegungen der USA sehr genau einschätzen und berechnen können. Und sie wissen, wo die USA angegriffen werden sollten“, warnte Bahraini.
Irans Stellung im Nahen Osten geschwächt
Der Iran finanziert eine Reihe von militanten Gruppen in der Region, darunter die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon und die Huthis im Jemen. Auch wenn die Gruppen unterschiedliche Ziele verfolgen, verbindet sie ihr Hass auf Israel.
Als Israel vergangene Woche den Iran angriff und dieser zurückschlug, wurden Befürchtungen laut, dass die militanten Gruppen an Teherans Seite mitkämpfen könnten – als Gegenleistung für die iranische Finanzierung und Ausbildung. Bislang ist das nicht geschehen.
„Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir zuversichtlich, dass wir Israel eigenständig besiegen und die Aggression stoppen können, ohne dass wir bei irgendjemandem um Hilfe bitten werden“, erklärte Bahraini.
„Ich persönlich glaube, dass Israel keine Einheit ist, mit der man verhandeln kann. Was wir tun müssen, ist, die Aggression zu stoppen, und wir müssen Israel zeigen, dass es nicht in der Lage ist, die roten Linien gegenüber dem Iran zu überschreiten“, so Bahraini.