Das Rathaus von Berlin-Spandau warnt ungewohnt drastisch vor dem Betreten des Wilhelm-von-Siemens-Parks. Der Grund: eine üble Eichenprozessionsspinner-Plage. Nicht nur im Rathaus ist jetzt Kritik zu hören, sondern auch in der Nachbarschaft.

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Aber erst einmal die Lage: Gemeinsam mit dem Nachbarbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf werde aktuell ein „Krisenplan“ erstellt, so das Rathaus. Spezialfirmen zur Bekämpfung der Plage entlang der Wege seien beauftragt. Allerdings wurden Warnhinweise an die Bevölkerung mitgeteilt – hier die vier wichtigsten Aussagen.

  • Keine Raupen und Nester berühren!
  • Unbedingt Leinenpflicht beachten, da die Haare durch das Hundefell übertragen werden können!
  • Kleidung nach Parkbesuch gründlich reinigen!
  • Anlieger sollen Fenster und Türen geschlossen halten!

„Viele Nachbarn sind hier von Allergien betroffen und klagen über heftigen Hautausschlag und starken Juckreiz oder auch Atemproblemen“, berichtet Tagesspiegel-Leserin Rebekka Kurpiers-Stahl aus Siemensstadt. Besonders betroffen seien auch die Straßenzüge rund um den Rohrdamm. „Keiner fühlt sich zuständig im Bezirk Spandau und Charlottenburg Nord, uns vom starken Befall zu befreien.“

Vor zwei Tagen war bereits das benachbarte Strandbad Jungfernheide wegen der Eichenprozessionsspinner geschlossen worden. Haare der Raupen würden von den Bäumen hinüber ins Freibad fliegen. Dauer der Schließung: unbekannt.

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„Besonders betroffen sind große Teile des Wilhelm-von-Siemens-Parks sowie angrenzende Schulen, Kitas, Straßenzüge und Privatflächen“, bestätigt auch das Bezirksamt um Umwelt- und Grünflächenstadtrat Thorsten Schatz, CDU. Aufgrund möglicher Reaktionen durch die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners solle man den Siemens-Park daher möglichst meiden.

Eine vollständige Bekämpfung des Parks ist ausgeschlossen.

Bezirksamt Spandau

Im Park wurden Warnschilder aufgehängt. Allerdings, so das Rathaus: „Eine vollständige Bekämpfung des Parks ist ausgeschlossen.“ Das Bezirksamt teilte mit, dass es für die Bäume auf öffentlichen Flächen zuständig sei, also „Parkanlagen, Schulen, soziale Einrichtungen, Sportflächen, Straßen usw.“ Für Privatflächen sind die Eigentümer verantwortlich. Eine Meldepflicht bestehe nicht.

128

Bäume in Spandau waren laut Pflanzenschutzamt im letzten Jahr befallen.

Immer wieder ist der Eichenprozessionsspinner im grünen Bezirk Spandau ein Problem. Allein 128 Bäume waren im vergangenen Jahr laut Pflanzenschutzamt befallen.

FDP fordert mehr Engagement – auch mit Blick auf 2026

Im Frühjahr 2025 hatte die Spandauer FDP-Fraktion um Matthias Unger auch schon auf das nahende Problem im Siemens-Park hingewiesen und die Plage im Rathaus thematisiert. Deshalb ist der Ärger jetzt noch größer („haben die Schilderungen im Tagesspiegel mit Erschrecken gelesen“). Das Bezirksamt „spiele auf Zeit“ und „ignoriere“ das Problem, so die FDP. „Es gibt längst erprobte Gegenmaßnahmen, von umweltverträglicher Absaugung über Nistkastenprojekte für natürliche Fressfeinde bis hin zu professionellen Bekämpfungsstrategien – doch Spandau hinkt hinterher.“

2026 müsse die Bekämpfung viel ernster genommen werden – „mit flächendeckenden Maßnahmen und transparenter Kommunikation mit der Bevölkerung“, so Unger zum Tagesspiegel

Der Eichenprozessionsspinner befindet sich aktuell in der sogenannten „Prozessionsphase, in der er sich in Gruppen zusammenzieht und Nester an Baumstämmen und Ästen baut“, so das Bezirksamt.

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Der große Park liegt ganz im Osten des Bezirks und grenzt an den Ortsteil Charlottenburg-Nord und die Jungfernheide. Am Park befindet sich unter anderem das Siemens-Gymnasium.