Putin warnt Bundesregierung vor „Taurus“-Lieferung an Ukraine Kremlchef Wladimir Putin warnt erneut vor einem „sehr schweren Schaden“ für die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland, falls die Bundesregierung den Marschflugkörper Taurus an die Ukraine liefern sollte. Da die Bedienung der Waffe von Bundeswehroffizieren und von Satellitendaten abhängig sei, bedeute ihr Einsatz eine direkte Beteiligung Deutschlands am Ukraine-Krieg, sagte Putin bei einem Treffen mit Journalisten. Die Gesprächsrunde, bei der auch die Deutsche Presse-Agentur dabei war, fand am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg statt.
Bundeskanzler Friedrich Merz hatte im Wahlkampf vehement die Lieferung der Waffe gefordert, die weite Strecken zurücklegen und gesicherte Bunkeranlagen zerstören kann. Nach der Amtsübernahme machte Merz jedoch deutlich, dass die neue Bundesregierung nicht mehr im Detail öffentlich darüber reden wolle, welche Waffen sie an die Ukraine liefere. „Natürlich ist das im Bereich des Möglichen“, sagte Merz Ende Mai über eine etwaige Lieferung des Marschflugkörpers. Merz verwies zugleich darauf, dass dies eine mehrmonatige Ausbildung von Soldaten in der Ukraine erfordern würde. So könnte eine Beteiligung deutscher Soldaten an dem Einsatz der Waffe vermieden werden, sagen Experten. Wenn man das System in einem halben oder einem Jahr liefern würde, nütze es der Ukraine heute nichts, betonte Merz. Deshalb verbessere man die militärische Unterstützung des Landes heute.
Auf den Kriegsverlauf selbst hätten Taurus-Marschflugkörper nach Putins Worten keinen Einfluss, weil die russische Armee auf der gesamten Frontlinie die Initiative habe. Auch wenn die Ukraine derlei Waffenhilfe aus Deutschland erhalten sollte, werde sich am Vormarsch der russischen Truppen nichts ändern. „Die russischen Truppen haben strategische Vorteile in allen Richtungen. Unsere Streitkräfte greifen auf der gesamten Front an“, sagte Putin. Seine Angaben sind nicht von unabhängiger Seite überprüfbar.
Zugleich forderte Putin die Ukraine auf, sich auf das russische Angebot zu Friedensverhandlungen einzulassen, ehe sich die Lage des Nachbarlandes weiter verschlechtere. Russland hatte zuletzt einen Katalog mit Maximalforderungen überreicht. So verlangt Moskau etwa, dass Kiew auf die von Russland annektierten ukrainischen Gebiete verzichtet. Die Ukraine lehnt das kategorisch ab. Putin drohte dem Land erneut, dass Russland seine Kriegsziele mit militärischer Gewalt erreichen werde, wenn es auf dem Verhandlungswege keine Lösung geben sollte.
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