Es ist eine drastische Maßnahme, die der Autobauer Citroën ergriffen hat: Das Unternehmen hat für rund eine halbe Million seiner Fahrzeuge einen Fahrstopp verhängt. Das heißt, Citroën fordert die Besitzer der Autos auf, ihren Wagen vorerst stehenzulassen. Der Grund ist eine potenziell tödliche Sicherheitslücke. Die Airbags, die vom japanischen Unternehmen Takata stammen, können explodieren.
Betroffen sind laut der Citroën-Mutter Stellantis etwa 441 000 Fahrzeuge der Modelle C3 und DS3 aus den Baujahren 2009 bis 2019. In Deutschland geht es um 56 194 Autos, teilt der Autobauer auf SZ-Anfrage mit. Die Besitzer der Wagen sollen „ab sofort nicht mehr mit dem Modell fahren und sich für die notwendige, kostenlose Reparatur an das Händlernetz wenden.“ Zwar sind auch in anderen Stellantis-Fahrzeugen Takata-Airbags verbaut, zum Beispiel bei Opel. Doch diese haben laut des Herstellers eine andere Art von Gasgeneratoren und seien deshalb nicht von dem Rückruf betroffen.
Ein Airbag von Takata. Er soll eigentlich bei Unfällen die Insassen schützen, doch in manchen Fällen passiert offenbar das Gegenteil. (Foto: SEBASTIEN BOZON/AFP)
Auslöser für die Entscheidung von Citroën ist ein tödlicher Unfall, der sich im französischen Reims vergangene Woche ereignete. Eine 37-Jährige war mit ihrem C3 von der Straße abgekommen, gegen die Leitplanke geprallt und dabei tödlich verletzt worden. Laut dem ermittelnden Staatsanwalt lassen die Verletzungen im Gesicht der Frau darauf schließen, dass die Gaskapseln im Airbag explodiert waren. Der Airbag schützte sie also nicht, sondern könnte sogar für ihren Tod (mit)verantwortlich sein. Laut der Zeitung Le Monde hat die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen Totschlags eingeleitet. Der französische Verkehrsminister Philippe Tabarot soll die Führungskräfte von Citroën einbestellt und auf den nun verhängten „Stop Drive“ gedrängt haben.
Denn der Unfall ist nicht der Erste, der durch fehlerhafte Gaskartuschen in Takata-Airbags Schlagzeilen macht. Bis zu dem Vorfall im Reims war es laut dem französischen Verkehrsministerium bereits zu 29 Unfällen mit elf Todesopfern in Übersee und einem in Frankreich im Zusammenhang mit den Takata-Airbags gekommen. Bislang ging der Autobauer davon aus, dass die Airbag-Fehlfunktionen nur in sehr heißen und feuchten Regionen auftreten – dazu zählt Reims in Norden Frankreichs jedoch nicht.
Auch andere Autohersteller hatten bereits große Probleme mit den Gasgeneratoren in den Airbags von Takata. Seit 2013 gab es deshalb immer wieder Rückrufaktionen, etwa beim VW und Mercedes. Insgesamt waren mehr als 100 Millionen Fahrzeuge betroffen.