Der Anblick der Brücke ist nicht so schön. Aber es entwertet ja nicht das Ambiente und das, was dann auf der Leinwand zu sehen sein wird.
Jacqueline Wolgemut
geht seit vielen Jahren regelmäßig zu den Dresdner Filmnächten
Auch sie habe ein ungutes Gefühl beim Anblick der Brücke, sagt Yanniks Mutter Jacqueline. „Der Anblick der Brücke ist nicht so schön. Aber es entwertet ja nicht das Ambiente und das, was dann auf der Leinwand zu sehen sein wird.“ Die Freude am Filmeschauen, wollen sich Mutter und Sohn deswegen nicht vermiesen lassen.
Mütter unter sich: Gemeinsam einen guten Film genießen
Vier Sitzreihen weiter weg sitzen zwei Frauen und unterhalten sich angeregt. Wie bei vielen Besuchern an diesem Abend ist der wohl einmalige Anblick der in Abriss befindlichen Carolabrücke Gesprächsthema. Sie freue sich, die Dresdner Altstadtkulisse zu sehen, sagt Maria Rabe.
Dazu gehöre dieses Jahr eben auch die Ruine der Carolabrücke. „Die Baustelle ist wie sie ist. Man kann es nicht ändern“, sagt die 28-Jährige. Für sie und ihre Freundin Astrid sei ohnehin wichtiger: einen entspannten Abend mit einem guten Film erleben.
Das war einmal: Filmnächte von Carolabrücke aus schauen
Auch Astrid Carstensen nimmt es gelassen. „Ich sehe solche Baustellen öfters, weil ich Bauingenieurin bin“, sagt sie und muss lachen. In den vergangenen Jahren hätten die beiden Freundinnen noch manche Filmnacht von der Carolabrücke aus verfolgt, so die 38-Jährige.
Die beiden Mütter freuen sich auf die gemeinsame Zeit und den Film des Abends „Die leisen und die großen Töne“. Die Tragikkomödie des Franzosen Emmanuel Courcol war für den französischen Filmpreis César 2025 in sieben Kategorien nominiert.
Eventmanager über stressige Monate und hohe Kosten
Am Geländer der Tribünenterasse steht der Geschäftsführer der Dresdner Filmnächte, Philip Hartmanis, und schaut auf die sich langsam füllenden Sitzreihen. Hinter ihm lägen anstrengende Monate nach dem Brückeneinsturz. „An dem Morgen, als wir davon hörten, haben alle sofort gesagt, dass es das Ende dieses Festivals sein kann“, erzählt er. Die Filmnächte hätten deswegen auf der Kippe gestanden.
Die Unsicherheit, die daraus entsteht, ist das Teuererste. Wenn ich nicht weiß, wie das Event aussehen kann, kann ich mich nicht darauf konzentrieren, ein gutes Event abzuliefern.
Philip Hartmanis
Geschäftsführer der Dresdner Filmnächte
Ein entscheidender Punkt dabei: wegen der Brückenbaustelle sei es teurer geworden, so Hartmanis. „Es hat uns an die Grenzen unserer Möglichkeiten gebracht.“ Allein die Kosten für eine neue Zufahrtsstraße zum Festivalgelände hätten im sechsstelligen Bereich gelegen. „Die Unsicherheit, die daraus entsteht, ist das Teuererste. Wenn ich nicht weiß, wie das Event aussehen kann, kann ich mich nicht darauf konzentrieren, ein gutes Event abzuliefern.“