Schaut man sich um in den Vorlesungssälen und Seminarräumen der Universitäten, sind viele Studentinnen zu zählen. Sogar schon in der Schule interessieren sich mehr Schülerinnen als Schüler für Gestaltungsfragen und entwerfen interessante Tiny Houses und Gemeinschafts-Pavillons, wie jüngst ein von der Architektenkammer ausgelobter Wettbewerb für Schulen in Baden-Württemberg zeigte.

Auch in den Großraumbüros der Architektenbüros arbeiten viele Frauen an Architektur– und Stadtplanungsprojekten. In den Büros der Geschäftsführung allerdings sieht es anders aus – immer noch. Und dies vermutlich nicht nur, weil Männer lieber nur Männer an die Spitze wählen wollen würden.

Architektur-Schau in Stuttgart

So oder so, ist es keine schlechte Idee, ein Festival für Frauen in der Architektur zu veranstalten, wie es jetzt bundesweit stattfindet. Denn die ernüchternden Zahlen sprechen für sich: Während Frauen im Architekturstudium mittlerweile rund 58 Prozent der Studierenden stellen, sind nur etwa 24 Prozent der freischaffenden Architektinnen und Architekten weiblich, die Zahlen hat der Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Baden-Württemberg bekannt gegeben.

Der BDA im Land beteiligt sich am Festival mit einer Ausstellung im Stuttgarter Wechselraum. Über 50 Frauen des BDA Baden-Württemberg präsentieren ihr Werk, darunter Architektinnen, Stadtplanerinnen und außerordentliche Mitglieder, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten für Baukultur engagieren. „Diese Frauen übernehmen Verantwortung: In einem Berufsfeld, in dem weibliche Perspektiven lange unterrepräsentiert waren, treten sie mit ihrer Arbeit selbstbewusst hervor“, heißt es in der Ankündigung.

BDA-Landesvorsitzende und Stuttgarter Architektin Liza Heilmeyer führt in die Ausstellung ein. Foto: Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Ein eigener Bereich in der Schau ist Pionierinnen im BDA Baden-Württemberg gewidmet: Nachwuchsforscherinnen am Institut für Architekturgeschichte (ifag) der Universität Stuttgart Tuba Benli und Sarah Mohamad Ali präsentieren Biografien und Werke früherer Mitglieder, die sich in einem noch stärker männlich geprägten Umfeld behauptet haben – und bis heute inspirierende Vorbilder sind.

Gut wäre, wenn dies mit der Schau gelänge: Lust auf Verantwortung machen, Möglichkeiten dafür schaffen, zeigen, was für großartige Architektinnen auch schon leiten, Lehrstühle innehaben, sichtbar machen, was schon erreicht wurde – oder, wie es die 1968 geborene Architektin und Partnerin bei ABMP Susanne Preßer aus Freiburg in ihrem Grußwort zur Ausstellung mitgibt: „Traut euch! Kinder und Karriere sind vereinbar. Erwartet kein Lob. Sucht euch Verbündete!“

Info

Ausstellung
Die Schau „Architektinnen• BDA in Baden-Württemberg“ im Wechselfraum (Friedrichstraße 5 im Zeppelin Carré) in Stuttgart findet vom 24. Juni bis 25. Juli 2025 statt. Die Vernissage ist am 23. Juni um 19 Uhr. Öffnungszeiten, Di – Fr 15–18 Uhr und nach Absprache. Am 7. Juli geschlossen.

Festival
Die Ausstellung ist Teil des WIA 2025-Festivals, das erste bundesweite Festival zur Sichtbarmachung von Frauen in Architektur, Innenarchitektur, Stadt- und Freiraumplanung sowie Bau- und Ingenieurbaukunst und Baukultur. Vom 19. bis 29. Juni präsentieren mehr als 200 Akteurinnen und Akteure in ganz Deutschland rund 265 Veranstaltungen, die sich für mehr Vielfalt in der Baukultur einsetzen.