Amateurfußball

Millionen Klicks und mega Investitionen – die Geschichten der Saison

Fr 20.06.25 | 18:01 Uhr | Von Fabian Friedmann

Zweikampf zwischen Patrick Breitkreutz (BFC Preussen, links) und Valentin Rode (Mahlsdorf). (Bild: imago/Matthias Koch)Bild: imago/Matthias Koch

Der Amateurfußball in Berlin und Brandenburg lieferte auch in dieser Saison allerhand sportliche Höhepunkte, diskussionswürdige Dramen und kuriose Randnotizen. Wir haben zum Saisonende fünf Geschichten herausgesucht. Von Fabian Friedmann


Strittiges Aufstiegstor zwischen Preussen und Mahlsdorf

Es war der strittige Moment des Berliner Amateurfußballs in den vergangenen Wochen, der auch überregional für reichlich Gesprächsstoff und Millionen Klicks in den sozialen Netzwerken sorgte: das Tor in der fünften Minute der Nachspielzeit im alles entscheidenden Meisterschaftsendspiel der Oberliga Nord zwischen dem BFC Preussen und Eintracht Mahlsdorf.

„Wembley-Tor“ und nicht hinter der Linie, sagten die einen. Einen korrekten Treffer sahen die anderen, vor allem die, die den Preussen nahestehen. Fakt ist: Der Treffer zählte und Preussen stieg auf, weil Schiedsrichter-Assistent Tim Gerstenberg anzeigte, dass der Schuss von Lenny Stein hinter die Linie sprang, nachdem der die Latte getroffen hatte.

In der Folge hatten beide Vereine einen Social-Media-Kleinkrieg angezettelt mit Video-Schnipseln des Tores, die beweisen sollten, dass es ein Tor war oder eben nicht. Auch Tage später hatten sich die Gemüter nicht beruhigt. Die Verantwortlichen aus Mahlsdorf veröffentlichten ein Statement, in dem der Vorstand erklärte: „Wir wurden durch eine Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns um die Meisterschaft gebracht.“ Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob der Ball drin war oder nicht.

Akzeptieren müssen die Mahlsdorfer die Tatsachenentscheidung allerdings und so wird bereits emsig für die neue Oberliga-Saison geplant. Mittelfeldspieler Björn Jopek hängt die Schuhe an den Nagel und wird bei seinem Ex-Verein 1. FC Union Berlin als Cheftrainer die U15 übernehmen. Auch der erfahrene Mittelfeldspieler Rico Gladrow wechselt zurück in seine Heimat zu Phönix Wildau. Dafür kommt der erfahrene Fußballfunktionär Lothar Hamann als sportlicher Leiter nach Mahlsdorf. Mit ihm wird die Eintracht einen neuen Anlauf nehmen, um diesmal den Aufstieg in die Regionalliga zu schaffen – vorzugsweise vor dem letzten Spieltag.


SD Croatia spielt nach 24 Jahren (wahrscheinlich) wieder Oberliga

Der SD Croatia kürte sich in diesem Jahr zum Meister der Berlin-Liga und hat nach 24-jähriger Abstinenz den sportlichen Aufstieg in die Oberliga geschafft. Der Klub aus Berlin-Tempelhof, der 1972 von kroatisch-stämmigen Sportlern als NK Hajduk Berlin gegründet wurde und 1989 mit dem NK Croatia verschmolz, darf sich damit „Berliner Meister 2025“ nennen. Die Pokalübergabe wird jedoch erst am 11. Juli über die Bühne gehen, im Rahmen des Sommerfestes des Berliner Fußballverbandes (BFV).

Ein Grund für den Erfolg von Croatia ist – neben einer starken Rückrunde – vor allem Trainer-Urgestein Ayhan Bilek. Der 60-Jährige, der schon zahlreiche Stationen im Berliner Fußball vorzuweisen hat, bezeichnete den Erfolg mit Croatia als den größten seiner bisherigen Laufbahn. Als Spieler kam Bilek für Hertha BSC sogar auf vier Einsätze in der zweiten Liga.

Mit Croatia will Bilek auch das Abenteuer Oberliga angehen. Einziges Hindernis sind dabei noch die Auflagen des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV). Deren Statuten schreiben vor, dass der Verein eine gewisse Anzahl an Jugendteams für die kommende Saison melden muss. Laut Klub-Verantwortlichen sollte Croatia die Hürde meistern. Die Entscheidung für die Zulassung zur Oberliga will der NOFV bis zum kommenden Mittwoch, 25. Juni treffen.


Das Fußballmärchen des RSV Eintracht aus Stahnsdorf

Das größte Fußballmärchen im Land Brandenburg schrieb der RSV Eintracht aus Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark). Im Pokalfinale setzte sich der Außenseiter gegen Oberliga-Konkurrent VfB Krieschow mit 1:0 durch und feierte den ersten Brandenburger Landespokal-Sieg der Vereinsgeschichte. Im Volksparkstadion zu Neuruppin war Ernes Matjaz (44.) der entscheidende Torschütze für den RSV, der sich seitdem auf die Premiere im DFB-Pokal freuen darf.

Im Anschluss daran ereilte die Eintracht auch noch etwas Losglück, denn in der 1. Pokalrunde wartet kein Geringerer als der mehrmalige Deutsche Meister und Pokalsieger 1. FC Kaiserslautern. Das Spiel gegen den aktuellen Zweitligisten wird im Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam-Babelsberg stattfinden. Ein würdiger Rahmen für die Premiere im DFB-Pokal der Eintracht, deren Anhänger bereits von der großen Pokal-Sensation träumen.


Union Klosterfelde steigt erstmals in die Oberliga auf

Ein weiterer, fußballerischer Höhepunkt in Brandenburg ist die Meisterschaft von Union Klosterfelde in der Verbandsliga. Die Mannschaft aus dem 3.500 Einwohner zählenden Örtchen aus dem Barnim wird damit nächste Saison in der Oberliga Nord an den Start gehen und dort auf namhafte Gegner treffen. Für Klosterfelde ist es der erste Ausflug in derartige sportliche Sphären.

Das Schaulaufen des Teams von Trainer Kevin Hetzel findet am Samstag um 15 Uhr zu Hause gegen die TSG Einheit Bernau statt. Mit dabei sind auch die beiden besten Torschützen der Klosterfelder: Caner Özcin (17 Treffer) und Philipp Einsiedel (15 Treffer). Beide standen in der vergangenen Saison noch in Diensten von Berliner Oberligisten: Caner spielte bei TuS Makkabi, Einsiedel für Lichtenberg 47. Der sportliche Erfolg kam also nicht zufällig, da der Verein zuletzt ordentlich in erfahrene Spieler investiert hatte, aber auch eine gute Mischung mit eigenen Nachwuchskräften fand.


Delay Sports steigt weiter auf und plant groß

Das ehrgeizigste und zugleich öffentlichkeitswirksamste Projekt im Berliner Amateurfußball ist ohne Zweifel der Verein Delay Sports. Der 2021 gegründete Klub des Influencers Elias Nehrlich ist den nächsten sportlichen Schritt gegangen und hat den souveränen Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. In 29 Spielen gab es nur eine Niederlage bei einer Tordifferenz von +186 (!).

Zuletzt machte Delay Sports Schlagzeilen durch den geplanten Kauf eines Geländes in Berlin-Mariendorf, das zuvor von Viktoria 89 Berlin genutzt wurde. Ab 2026 sollen dort die Heimspiele von Delay stattfinden, begleitet von Events, Jugendfußball und gesellschaftlichem Engagement. Bis 2028 ist laut Vereinsangaben gar ein „modernes Fußballzentrum“ geplant.

Das Investitionsvolumen soll sich im achtstelligen Bereich bewegen. Laut dem Amateurfußball-Portal „FuPa Berlin“ soll auch der künftige Regionalligist BFC Preussen ein Teil des gesamten Deals sein. Bis zum September wolle man eine gemeinsame Presseerklärung zu den Plänen abgeben, sagte der sportliche Leiter der Preussen, Pierre Seiffert.

Wer Delay Sports noch ein letztes Mal zu Kreisliga-Zeiten in der alten Spielstätte im Volkspark Wilmersdorf erleben möchte, der hat am Sonntag um 12 Uhr die Gelegenheit dazu: Zu Gast ist dann der Grünauer BC II, der noch gegen den Abstieg kämpft.

Sendung: rbb UM6, 21.06.2025, 18 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann