Braucht die Welt wirklich ein Buch über Fischbrötchen? Aber klar! Denn über den norddeutschen Klassiker lässt sich erstaunlich viel erzählen. Das beweist der Greifswalder Gottfried Haufe mit dem Buch „Die Welt des Fischbrötchens“.
Auch Fische kommen zu Wort
Der 34-Jährige beschäftigt sich auf 161 Seiten bei weitem nicht nur mit der Geschichte des Fischbrötchens, sondern lässt auch die Fische selbst, den Rapper Marteria, den Sänger der Band Feine Sahne Fischfilet, berühmte Fischbrötchen-Verkäufer von der Küste und Fischerei-Experten zu Wort kommen. Am 1. April erscheint das Buch im Rostocker Hinstorff-Verlag.
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Am 1. April erscheint das Sachbuch „Die Welt des Fischbrötchens“ im Rostocker Hinstorff-Verlag. Geschrieben hat es der 34 Jahre alte Greifswalder Gottfried Haufe, der am liebsten Fischbrötchen mit Bismarckhering mag.
Wer jetzt einen Bildband oder ähnlich fotostarke Literatur erwartet, der irrt. Stattdessen halten die Leserinnen und Leser eher ein kunstvoll illustriertes Fachbuch über den norddeutschen Klassiker in den Händen. Haufe geht dabei auf sehr viele Fakten rund um das Fischbrötchen ein, fast wie in einer Masterarbeit.
Für ihn habe sich das Schreiben wegen der Kürze der Texte eher wie eine Hausarbeit angefühlt, sagte Haufe der Deutschen Presse-Agentur. „Oder vielmehr wie viele kleine Hausarbeiten, denn die Herangehensweise des Zusammentragens von Wissenswertem zu einem bestimmten Teilbereich des Themas hat mich schon an meine Studienzeit erinnert.“
Fakten und Funfacts zum Fischbrötchen
Und so werden Fragen beantwortet wie: Wann wurde der berühmte Küstensnack das erste Mal in den Geschichtsbüchern erwähnt und wie kam der Fisch zum Brötchen? Gelten Krabben zwischen den Weizendeckeln noch als Fischbrötchen? Und welches ist denn nun das einzig wahre Fischbrötchen?
Mit der Kulturgeschichte des Fischbrötchens auf die Leipziger Buchmesse: Hinstorff-Verlagsleiterin Eva Maria Buchholz und ihr Stellvertreter Andreas Meyer. (Foto: Jens Griesbach)
Eine klare Antwort darauf gibt es übrigens nicht, denn das ist natürlich Geschmackssache. Aber sowohl der Autor als auch der interviewte Rostocker Rapper Marteria lassen nichts auf das Brötchen mit Bismarckhering kommen.
Die Richtung des Fisches im Brötchen ist wichtig
Haufe hat bei seiner Recherche für das Buch selbst auch viel Neues entdeckt: „Ich glaube, ich habe mir vorher nie darüber Gedanken gemacht, in welche Richtung der Fisch im Brötchen liegen muss, ehrlicherweise. Dass der Rollmops zunächst offenbar in Berlin berühmt geworden ist und dass man nach alter Weisheit zum Neujahr eine Heringsseele an die Decke werfen sollte, sind aber auch schöne Entdeckungen.“
Fischbrötchen ganz frisch – die bereitet Martin Porath in Wismar zu. Der Imbiss zur Fischerkoppel von Saager und Seemann gilt als Geheimtipp in der Hansestadt. (Foto: Volker Bohlmann)
Viel Lesespaß bringen deutlich lockerer geschriebene Kapitel jenseits des kulturhistorischen Abrisses: die vielseitigen Informationen zu den typischen Fischbrötchen-Fischen aus Ost- und Nordsee sowie Interviews und Reportagen mit Küsten-Originalen. Dass die Fische selbst – vom Hering über den Dorsch bis hin zum Lachs – auch kurz zu Wort kommen, ist ein cleveres Stilmittel zur Auflockerung.
Möwen mit eigenem Kapitel
Selbst die Möwe als Fischbrötchendiebin bekommt ein Kapitel. Und Möwe ist nicht gleich Möwe und auch nicht gleich Fischbrötchendiebin, weiß man nach der Lektüre ganz genau.
Illustriert hat das in meerblau gehaltene Fischbrötchen-Buch der Rostocker Sebastian Volgmann, der in seiner Heimat schon viele maritime Motive an Fassaden und Wände sprühen durfte. Die kantigen, modernen und klaren Formen sind dabei eines seiner Markenzeichen.
Endlich ein Fischbrötchen-Buch
Das Fisch-Informationszentrum in Hamburg, ein von Unternehmen und Verbänden der deutschen Fischwirtschaft gegründeter Verein, zeigte sich von der wissenschaftlich-kulinarischen Lektüre begeistert. „Das erste Buch über das Fischbrötchen – endlich! Als Fisch-Informationszentrum begrüßen wir diese umfassende und facettenreiche Auseinandersetzung mit einer der beliebtesten maritimen Spezialitäten Deutschlands“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Die Kombination aus Kulturgeschichte, persönlichen Einblicken, wissenschaftlichen Aspekten und kulinarischen Traditionen im Buch mache deutlich, dass das Fischbrötchen weit mehr sei als ein schneller Snack: „Es ist ein Stück lebendige Esskultur mit tiefen Wurzeln in unserer Fischereigeschichte.“
Weltfischbrötchentag zur Feier des maritimen Snacks
Das Fischbrötchen – egal ob mit Bismarckhering, Matjes, Brathering, Rollmops, Lachs, Makrele, Backfischfilets, Fischfrikadellen – hat damit nicht nur sein wohl erstes eigenes Buch. Schon länger gibt es auch am ersten Sonnabend im Mai den Weltfischbrötchentag, der im Norden jedes Jahr zelebriert wird.
Eine Möwe lauert vor dem Verkaufskutter von Backfisch-Udo auf das nächste Opfer. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa)
„Die Welt des Fischbrötchens“ ist ein Buch, das auch nachdenklich macht. Denn es spart Themen wie Überfischung, Klimaveränderungen und Fachpersonalmangel nicht aus. Und es macht Hunger und Lust auf einen spontanen Ausflug an die Küste.
Martieria posiert mit Fischbrötchen auf einer aktuellen Broschüre des Hinstorff-Verlags. Dabei trägt er sogar ein T-Shirt mit einem maritim-abgewandelten Motiv im Stil des berühmten „Döner Kebab“-Aufdrucks. (Foto: Simon Voigt)