Die Rauminstallation fügt sich nahtlos in die Stuktur der Kunsthalle ein. (Foto: Wolkje Lenz)
Die Kunsthalle Münster lädt seit Anfang der Woche zu einer neuen Ausstellung ein. Bis Mitte September werden die Skulpturen und Installationen der katalanischen Künstlerin Rosa Tharrats präsentiert.
Die Ausstellung mit dem Titel „We Are Full of Winds and Sea and Solar Threads” [Frei übersetzt: Wir sind voller Wind und Meer und Sonnenfäden] lädt dazu ein, die Beziehung zwischen dem Menschlichen und der Natur zu überdenken. In ihrem Zentrum befindet sich die Installation „Vestir el viento“ – Den Wind einkleiden – die nahezu den kompletten Ausstellungsraum einnimmt.
Die Künstlerin verbindet robuste Seile und Spanngurte mit verschiedenen Stoffen und anderen Materialien, die in ihrer Auswahl beinahe willkürlich erscheinen. Auf dem Boden der Kunsthalle werden Marmorplatten zu Ankerpunkten für die Seile, die sich durch den ganzen Raum spannen. An den Fenstern kommt es zu einem besonderen Spektakel, wenn die dort platzierten Folien das Sonnenlicht in bunt schimmernden Farben an die Wände werfen. Ein ästhetisches Zusammenspiel von unterschiedlichsten Materialien und Formen.
Was Besucher*innen auf den ersten Blick undurchsichtig erscheinen kann, bekommt tiefere Bedeutung, wenn man die Hintergründe der Ausstellung kennt. Tharrats kombiniert in ihren Werken bewusst Stoffe, Kleidungsstücke und andere Elemente, die sie aus einem eigenen fortlaufenden Archiv entnimmt. Mit den Kontrasten zwischen industriell gefertigten Second-Hand-Kleidungsstücken und natürlichen Stoffen wie Seide, deutet sie eine Interaktion zwischen Mensch und Natur an.
Durch diese Kombinationen möchte Tharrats auf die Verletzlichkeit der Natur, besonders der Ozeane, aufmerksam machen. Anfang des Jahres unternahm die Künstlerin eine Reise mit einem Expeditionsschiff des Schmidt Ocean Institutes zu den Südlichen Sandwichinseln im subarktischen Südatlantik. Bilder, die auf dieser Reise entstanden sind, werden in ihrem Film „The underwater divines are flying and floating and melting with us“ [Frei übersetzt: Die traumhaften Unterwasserwesen fliegen und treiben und verschmelzen mit uns] präsentiert. Man sieht Unterwasseraufnahmen von zuvor unbekannten Wesen, die in Bilder von Tharrats textilen Strukturen übergehen, wie sie auf dem Expeditionsschiff aufgespannt im Wind flattern.
Das Werk besteht aus den unterschiedlichsten Dingen, die Rosa Tharrats in ihrem Archiv gesammelt hat. (Foto: Wolkje Lenz)
Das im Film dargestellte dynamische Treiben der Natur hat durchaus etwas Beruhigendes an sich. Gleichzeitig machen Tharrats Werke auf dringende ökologische Herausforderungen aufmerksam, die einem hier auf eine ganz andere Art und Weise vorgehalten werden. Schließlich sind die Bilder, die vom Ozean gezeigt werden, derart faszinierend, dass man sich nicht damit abfinden möchte, diese Unterwasserwelt zu zerstören.
Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm begleitet. Dazu gehören Performances, die in der Kunsthalle die Arbeit von Wind, Wasser und Sonne übernehmen sollen und die Installation in Bewegung bringen. Außerdem wird es eine Lesegruppe und einige Führungen durch den Ausstellungsraum geben.
Die Kunsthalle Münster präsentiert aktuell noch eine zweite Ausstellung in der Stadthausgalerie Münster. Dort sind die Fotografien und Videos des brasilianischen Künstlers Jonathas de Andrade zu sehen. Er befasst sich mit Konflikten und anderen Herausforderungen wie den Folgen von Kolonialismus und Sklaverei auf die brasilianische Gesellschaft. Diese Ausstellung ist noch bis zum 20.07. für Besucher*innen geöffnet.
„We Are Full of Winds and Sea and Solar Threads“ ist noch bis zum 21.09.2025 in der Kunsthalle Münster ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag jeweils von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Weitere Informationen zur Ausstellung und dem Begleitprogramm könnt ihr unter www.kunsthallemuenster.de finden.
Wolkje ist 2023 für ihr Studium der Kommunikationswissenschaft nach Münster gekommen. Hier versucht sie, so viele Veranstaltungen und Events mitzuerleben, wie nur möglich. Sie macht viel Sport, interessiert sich aber auch für Kunst und Musik.