Köln – Er wirkt noch sehr jung, aber schon hochprofessionell: Mit Aufnahmen von Überwachungskameras fahndet die Polizei nach einem Bombenleger. Er jagte mutmaßlich im Auftrag der Drogen-Mafia ein Restaurant in die Luft.

Am 19. Juni gegen 4.30 Uhr zerstörte eine gewaltige Explosion ein kurdisch-türkisches Restaurant an der Ecke Kalk-Deutzer-Straße/Deutzer Ring in Köln-Kalk. Ein Sprecher der Polizei am Tag des Anschlags: „Durch die Wucht der Explosion im Eingangsbereich zerbarsten die Fensterscheiben und Stühle wurden auf den Gehweg vor dem Lokal geschleudert.“ Zum Glück war niemand in der Gaststätte, es gab keine Verletzten.

Polizisten sichern am Morgen nach der Explosion Spuren vor dem zerstörten Restaurant

Polizisten sichern am Morgen nach der Explosion Spuren vor dem zerstörten Restaurant

Foto: Daniel Evers

Lokal gehört Vater von mutmaßlichem Drogenboss

Sicher scheint: Das Restaurant wurde nicht zufällig ausgewählt. Es gehört dem Vater von Sermet A. (23). Er soll für die niederländisch-marokkanische Mocro-Mafia rund 700 Kilo Marihuana in einer Lagerhalle in Hürth gelagert haben. Als davon 350 Kilo von rivalisierenden Dealern geklaut wurden, begann eine Serie von Bombenanschlägen, Entführungen, auf Video festgehaltene Folter zur Einschüchterung der Gegenseite.

Sermet A. sitzt wegen des Kölner Drogenkriegs in U-Haft

Sermet A. sitzt wegen des Kölner Drogenkriegs in U-Haft

Foto: Privat

Sermet A. flüchtete, wurde in Frankreich gefasst, wartet in U-Haft auf seinen Prozess. Doch befriedet wurde der Drogenkrieg von Köln dadurch offenbar nicht.

Der Attentäter scheint kurz vor der Explosion mit einem Mobiltelefon zu hantieren. Womöglich, um Aufnahmen für seine Auftraggeber zu machen

Der Attentäter scheint kurz vor der Explosion mit einem Mobiltelefon zu hantieren. Womöglich, um Aufnahmen für seine Auftraggeber zu machen

Foto: Polizei NRW

Kameras erfassen Bombenleger

Der Anschlag auf das Restaurant folgt dem Muster bisheriger Attentate im Zusammenhang mit dem verschwundenen Marihuana: Am frühen Morgen schleicht ein junger, vermummter Mann an das Zielobjekt, platziert seinen Sprengsatz. Bevor er vom Tatort flüchtet, macht er vermutlich ein Handy-Video von der scharf gemachten Bombe. Ein in der Szene üblicher Arbeitsnachweis für die Auftraggeber.

Innen- und Außenbereich des Lokals wurden durch die Explosion verwüstet

Innen- und Außenbereich des Lokals wurden durch die Explosion verwüstet

Foto: Daniel Evers

Gleichzeitig filmen ihn zwei Überwachungskameras am Restaurant. Bilder, mit denen die Ermittlungsgruppe „Sattla“ jetzt nach dem etwa 1,80 Meter großen Bombenleger in Hoodie und Jogginghose fahndet. Die Polizei: „Bei seiner anschließenden Flucht in Richtung der Technischen Hochschule Deutz wurde der Mann in Begleitung eines weiteren Unbekannten beobachtet, bei dem unklar ist, ob es sich um einen Mittäter oder um einen Zeugen handelt.“

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Die Ermittler des Kommissariats 23 bitten um Hinweise auf den oder die Täter unter der 0221 229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de