Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen… – ja wohin eigentlich? Vor dieser Frage steht so mancher, der an einem Montag gern ins Lokal gehen möchte, um sich bekochen und bedienen zu lassen. „Da hat doch alles zu“, lautet oft die Antwort. In der Tat ist der Montag ein beliebter Ruhetag in der Gastronomie. Irgendwie war das ja schon immer so, oder? Vermutlich weil die Wochenenden eher Großkampftage sind.

So ähnlich erklärt es auch Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in NRW: „Die meisten Betriebe haben am Wochenende geöffnet, und wer nicht sieben Tage durcharbeiten kann und einen Ruhetag braucht, entscheidet sich vermutlich für den Montag, weil es ein eher umsatzschwacher Tag ist.“ Mittlerweile gebe es aber eine viel größere Bandbreite an Angeboten in der Gastronomie. „Es gibt heute individuellere Modelle. Ausgehend von Fragen wie ‚Was kann ich mit meinem Personal abbilden?‘ und ‚Wo lohnt sich das auch?‘, es gibt ja auch einen wirtschaftlichen Druck.“ Die Pandemie habe vieles verändert. „Fachkräftemangel gab es vorher auch schon“, sagt Hellwig, „aber Corona hat einiges forciert.“ Auch bei den Wünschen der Arbeitnehmer habe sich vieles geändert im Vergleich zu früher.

Das ist ein gutes Stichwort für Alexander Bliersbach vom Drusushof an der Erftstraße. Der 43-Jährige ist seit sechs Jahren Pächter des traditionsreichen Lokals und nimmt seitdem alle Krisen mit, wie er selbst sagt. Steigende Kosten und sinkende Kaufkraft sind natürlich auch bei ihm ein Thema. „Ich versuche, es ins Positive zu steuern“, sagt er, um „vor der Zeit zu sein und meinen Mitarbeitern einen gewissen Mehrwert zu geben, damit sie bleiben und ich mich auf sie verlassen kann.“ Fachlich, freundlich, familiär sind dabei seine Schlagworte.

Aktuell hat der Drusushof für mindestens zwei Jahre eine Baustelle vor der Tür – Kanal- und Infrastruktur in der Erftstraße werden erneuert. Zum Baustart Anfang Mai hat Bliersbach die Öffnungszeiten geändert: Nun ist auch sonntags Ruhetag – „für die Familie“, wie es auf der Homepage heißt. Montags ist schon seit Oktober 2024 geschlossen – dafür ist „Sachen erledigen“ vermerkt und Dinge wie Buchhaltung sind gemeint. „Transparenz ist wichtig“, sagt Bliersbach. „Der Montag bot sich an, weil wir an dem Tag keine Stammtische oder andere regelmäßige Gruppierungen hatten.“

Wenn Alexander Bliersbach nach getaner Büroarbeit dann Lust hat, etwas essen zu gehen, steht er vor der gleichen Frage wie alle anderen auch. Also lohnt ein Blick auf diejenigen, die geöffnet haben. Eine Auswahl:

Knapp zwei Jahre hat es das Restaurant Spitzweg auf dem Glockhammer durchgehalten mit dem montäglichen Ruhetag. Im Mai 2023 hatte sich Inhaberin Marika Weinhold-Blum dazu entschlossen, neben dem Sonntag auch Montag nicht mehr zu öffnen. Es war die Zeit „nach dem Corona-Run“, wie sie sagt – als nach den Lockdowns und der großen Verunsicherung das Geschäft in der Gastronomie wieder anzog. „Von vier Sonntagen hatten wir dreieinhalb doch geöffnet wegen Feierlichkeiten.“ Für Gruppen ab 20 Personen öffnet das Restaurant nämlich nach Absprache mittags oder an Sonntagabenden. Die Arbeit stand dem Spitzweg-Team schließlich „Oberkante Unterlippe“, so Weinhold-Blum, deshalb habe man „die Reißleine gezogen“. Die neue Wendung – seit Ende Februar 2025 wieder montags zu öffnen – hat mehrere Gründe: Die gute Überredungskunst der Stammkundschaft, das eigene Empfinden, dass montags viele gastronomische Betriebe geschlossen haben, und nicht zuletzt die steigenden Kosten. „52 Montage im Jahr machen sich bemerkbar“, so Weinhold-Blum. Und bis jetzt ist sie mit dem Resultat „sehr, sehr zufrieden“.

Auch Susanne Schoepe, Inhaberin der Hafenliebe (Am Zollhafen), unterteilt die gastronomische Zeitrechnung klar in vor und nach Corona. Bis dahin war sonntags und montags geschlossen, an den anderen Tagen gab es aber zusätzlich einen Mittagstisch. Wenn man mit einer Schicht arbeitet, sind die Arbeitsstunden naturgemäß endlich. Aber: „Das Homeoffice hat den Mittagstisch nahezu überflüssig gemacht“, sagt Schoepe, „Privatkunden gehen selten auswärts Mittag essen.“ Nun öffnet das Restaurant erst um 17.30 Uhr – dafür aber auch montags. „Und das ist unser bester Tag“, sagt Susanne Schoepe. „Wir haben auch ein sehr gutes Firmengeschäft und Unternehmer, die ihre Mitarbeiter oder Geschäftspartner einladen.“

Besonders ausgefallen sind die Öffnungszeiten der Trattoria Gigante an der Preußenstraße im Stadionviertel. Denn dort ist samstags der Ruhetag. Und das hat schlichtweg Tradition. Daniele Gigante hat die Öffnungszeiten von seinem Vater Dionigi übernommen, der von Beginn an samstags geschlossen hatte. „Das ist ein großes Privileg“, sagt Daniele Gigante, der die Trattoria jetzt seit mehr als zehn Jahren führt. „Wir sind ein kleiner Betrieb, da kann man für Privates nicht einfach freinehmen. Aber wir haben sechs Tage gut zu tun, sodass wir uns das erlauben können.“ Vor allem freitags herrsche Hochbetrieb, aber auch montags und dienstags sei viel zu tun – eben weil viele andere geschlossen haben.

Ein noch kleinerer Betrieb ist die Trattoria da Fabiano an der Drususallee. Inhaber Fabiano Meloni hat einen Küchenhelfer, der stundenweise mithilft, und ist ansonsten auf sich alleine gestellt. „Ich wollte mal sehen, wie es läuft“, sagt er mit Blick auf den Montag. Viele Gäste hätten danach gefragt. Ergebnis: „Manchmal ist viel los, manchmal gar nix.“ Ein früher Feierabend kommt dem 73-Jährigen montags allerdings entgegen. Denn gleich im Anschluss zieht es ihn in sein Jagdrevier im Westerwald. Dienstags hat die Trattoria nämlich geschlossen, weil der Chef di Cucina eigenhändig zum Jagdgewehr greift. Die Gäste danken es ihm später, wenn sie seine Wildspezialitäten wie Reh, Wildschwein oder Hase auf dem Teller haben – klassisch zubereitet nach Art der sardischen Hausmannskost.

Traditionelle griechische Gerichte, aber auch eine wechselnde Auswahl an deutscher Hausmannskost gibt es in der Taverne Yia Mas an der Hafenstraße. In dem Eckhaus, das früher ein typisches Männer-Lokal für Griechen war, wo Karten gespielt und getrunken wurde, tobt sich Maria Eleftheriadis kulinarisch aus. Auch dort ist montags geöffnet – Ruhetag ist der Sonntag.

Über eine umfangreiche Speisekarte verfügt das Restaurant Achilles Am Stadtgarten an der Schorlemerstraße. Familie Dimitriou ist stolz auf ihr „stilvolles Ambiente mit einem Hauch von Antike“ und empfängt ebenfalls montags ihre Gäste. Geschlossen ist dafür am Mittwoch.

„Auf der Furth ist montags gastronomisch nicht viel los“, sagt Oliver Lebioda, Inhaber der gleichnamigen Gaststätte an der Geulenstraße. Der deshalb mit seinen Öffnungszeiten (montags auf, dienstags zu) ein Exot ist. „Das ist schon immer so gewesen“, sagt der 58-Jährige, der das Wirtshaus, das eine feste Institution in der Nordstadt ist, in dritter Generation führt. „Der Montag lohnt sich für uns auf jeden Fall“, sagt Lebioda, „wir sind gut ausgebucht und haben viele Stammgäste.“ Die dürfen sich montags auf Düsseldorfer Bier vom Fass freuen. Füchschen und Schlüssel gibt es nämlich dann – im wöchentlichen Wechsel.

Das Bürgerhaus Reuterhof an der Rheinuferstraße in Grimlinghausen hat eine jahrhundertealte Geschichte und ist die einzige Gaststätte in städtischem Eigentum. Gern gebucht wird sie auch für Versammlungen und Feste. Die gutbürgerliche Küche können sich Gäste auch auf der Terrasse, von der aus man den Rheinblick genießen kann, schmecken lassen. Auch montags, denn Ruhetag ist am Dienstag.

Täglich geöffnete Lokale

Einige Restaurants – vor allem in der Stadtmitte und am Markt – verzichten gänzlich auf einen Ruhetag. So wie das Mauerwerk am Hamtorwall, das Inhaber Christos Vasileiou gemeinsam mit seinen Cousins Konstantinos und Ilias Boulis führt. „Mitten in der Stadt bot sich eigentlich der Sonntag als Ruhetag an“, erzählt Konstantinos Boulis, „weil dann die Geschäfte geschlossen sind und die Laufkundschaft wegfällt. Aber letztlich haben wir nie zu gehabt.“ Wenn der Umsatz stimmt und genügend Personal da ist, könne man sich das leisten. „Die Teams um unsere beiden Köche rotieren natürlich.“ Der Montag sei im Mauerwerk sogar ein starker Tag. Häufig mit Neukunden und nicht selten auch mit anderen Gastronomen, die selbst an dem Tag geschlossen haben. „Man muss zusammenhalten“, sagt Boulis, „die Konkurrenz kommt nicht aus der eigenen Stadt, sondern aus Düsseldorf.“

Die Hafenbar an der Batteriestraße macht an genau einem Tag im Jahr früher zu als üblich. Und das ist Silvester ab 15 Uhr. Auf die Frage, wie das an den anderen 364 Tagen zu stemmen ist, hat auch Lirim Iberdemaj nur eine Antwort: „Mit viel Personal.“ Der Geschäftsführer hat das Lokal samt Strandclub und Öffnungszeiten im Januar dieses Jahres von seinem Vater übernommen, ist aber schon seit 16 Jahren im Betrieb. Der Montag sei früher mal schwächer gewesen, jetzt aber genau so gut wie die anderen Wochentage, abgesehen natürlich von Freitag und Samstag. „Wir sind die Anlaufstelle für jedes Klientel und jedes Alter, für Meetings und Familien, für Jugendliche zum Cocktail trinken und Ältere zum Frühstücken oder Kaffee und Kuchen“, so Iberdemaj.

Bierliebhaber dürfte besonders freuen, dass auch das Brauhaus Im Dom an der Michaelstraße auf einen Ruhetag verzichtet. Die Traditionsgaststätte ist seit 1601 verbürgt und heute die einzige Neusser Hausbrauerei. Einen Blick hinter die Kulissen können Interessierte bei Brauereiführungen an ausgewählten Terminen werfen, die gut bürgerliche, regionale Küche samt der großen Getränkeauswahl gibt es täglich.

„Aufmachen!“ lautet auch die Prämisse im Schwan am Markt. „Wir machen nicht einen Laden auf, um dann zu schließen“, sagt Thomas Verfürth, Küchendirektor der Schwan-Restaurants in Düsseldorf und Neuss. Doch auch bei ihnen steht und fällt das ganze mit dem Personal. „Nach Corona hatten wir in den anderen Schwänen eine Zeit lang montags Ruhetag, in Neuss war aber nur vormittags zu“, sagt Verfürth. Hier sei montags erstaunlicherweise ein guter Tag. Das dafür verantwortliche Personal möchte er hervorheben: „Seit einiger Zeit sind Yassine Idrissi Atouf und Kenja Vitaliano wieder in der Betriebsleitung tätig. Sie sind sehr herzlich und bei den Kunden beliebt.“

Angefangen bei einer Frühstücksauswahl über Snacks und Salate, Kuchen und andere Süßspeisen, Hauptgerichte und bis hin zu Cocktails reicht das Angebot an allen Tagen die Woche auch im Marktcafé und in der Filiale von Extrablatt. Das Vicus Italiano startet mittags und bietet Antipasti, Pasta, Risotto sowie Fleisch- und Fischgerichte, inspiriert von Norditalien, dem Piemont und dem Mittelmeer. Ein Plus bei schönem Wetter sind die Terrassen auf dem Markt – zum Sehen und Gesehenwerden.