Die legendäre Pianistin Martha Argerich eröffnet ihr Festival in der Laeiszhalle gemeinsam mit den Weltstars Maxim Vengerov an der Violine und Mischa Maisky am Cello mit Werken von Beethoven und Haydn. Das Publikum erlebte einen Abend voller Emotionen und musikalischer Höhepunkte.
In der Opening Night macht jedes Festival der Klassik klar, was es zu bieten hat. Das gilt auch für das Martha Argerich Festival, das am Freitagabend in der Laeiszhalle mit einem unvergesslichen Konzertereignis begann. Die 84-jährige Klaviervirtuosin, Namens- und Gastgeberin des Festivals der Symphoniker Hamburg, bat zwei alte Freunde auf die Bühne der Laeishalle. Gemeinsam mit den Weltstars Mischa Maisky am Cello und Maxim Vengerov an der Geige sorgte Argerich für einen großen Abend mit Werken von Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn.
Sarabande von Bach für Hamas-Geisel Alon Ohel
Den Auftakt des Konzerts bestritt die legendäre Pianistin nach der Begrüßung des Publikums durch den Symphoniker-Intendanten Daniel Kühnel allerdings allein. Sie widmete die Sarabande aus der 2. Partita von Johann Sebastian Bach dem seit knapp zwei Jahren von Hamas-Terroristen im Gaza-Streifen festgehaltenen israelischen Pianisten Alon Ohel. Ihr Spiel wurde zu einem ergreifenden Appell für Frieden und Freiheit.
Zu Beginn des regulären Programms spielte Argerich anschließend gemeinsam mit Maxim Vengerov die Violinsonate Nr. 8 G-Dur von Beethoven. Hier wurden schon all jene Qualitäten offenbar, durch die das Konzert bis zum Ende bestechen sollte. Technisch sind alle drei Musiker brillant, sie können sich also ganz dem Zusammenspiel widmen, das hier in drei Dialoge und in ein harmonisches Gespräch zu Dritt mündete. Hohes Tempo bedeutet dabei in den betreffenden Passagen ebenso Vergnügen wie einfühlsames Miteinander. Jeder ließ den oder die anderen aussprechen, jeder hörte zu und nahm sich zurück, um das große Ganze der einzelnen Werke, die Essenz der Musik zum Ausdruck zu bringen.
Mischa Maisky als kongenialer Partner der Pianistin
Das Hamburger Publikum, das zum Husten bekanntlich ins Konzert geht, versuchte bei der Eröffnung des Argerich Festivals, dieser Tätigkeit überwiegend zwischen den Sätzen nachzugehen, statt dort zu applaudieren, wie es in der Elbphilharmonie inzwischen in vielen Konzerten der Fall ist. Das gelang meist recht ordentlich, auch im zweiten Stück des Abends, der Cellosonate Nr. 5 D-Dur von Beethoven, in der Mischa Maisky der Pianisten ein wahrlich kongenialer Partner war. Über Strecken sind die Streicherkonzerte Beethovens ohnehin getarnte Klavierkonzerte – und es kommt zu echten Debatten in spannungsgeladener Harmonie zwischen den Instrumenten, bei denen mal der Flügel, mal die Geige oder das Cello das Thema vorgibt.
Nach der Pause legte dann wieder das Duo Vengerov und Argerich los, diesmal mit der Violinsonate Nr. 10 G-Dur Beethovens, in der Vengerov leicht und locker federnd die Klavierläufe umspielte, während Argerich wie stets expressiv und gefühlvoll Takt und Tiefe vorgab. Den fulminanten Abschluss des ersten Festivalabends bildete das Klaviertrio Nr. 39 G-Dur von Joseph Haydn aus dem Jahre 1795, das mit seinem dynamischen Finale für ein kammermusikalisches Feuerwerk sorgt. Das Publikum in der ausverkauften Laeiszhalle erhob sich zum Applaus begeistert von den Stühlen. Als Zugabe spielten die drei Meister eine zauberhafte Fassung des Schubert-Lieds „Du bist die Ruh“, wobei Geige und Cello den Gesangspart übernahmen.
Yulianna Avdeeva springt für Ivo Pogorelich ein
Das Martha Argerich Festival wird heute mit einem Piano-Recital von Yulianna Avdeeva fortgesetzt, die für den erkrankten Ivo Pogorelich einspringt. Avdeeva errang weltweite Bekanntheit, als sie 2010 den ersten Preis bei Chopin-Wettbewerb errang. Beim Festival spielt sie eine Auswahl der 24 Präludien und Fugen von Dmitri Schostakowitsch sowie 24 Préludes von Frédéric Chopin. Weitere 15 Konzerte in hochkarätiger Besetzung und mit spannender Programmierung sind beim Festival bis zum 29. Juni zu erleben. Im Anschluss an das 10. Symphoniekonzert der Symphoniker Hamburg unter Leitung von Sylvain Cambreling mit Messiaens „Des Canyons aux étoiles …“ erklingt nach der Pause das „Encore“ zum Abschluss des Martha Argerich Festials am 29. Juni in der Laeiszhalle. Die Pianistin spielt gemeinsam mit Clara-Jumi Kang und Adiran Iliescu an der Violine, Timothy Ridout an der Bratsche sowie Jing Zhao am Cello das Klavierquintett Es-Dur von Robert Schumann.
Das ganze Programm unter: https://www.symphonikerhamburg.de/konzerte