Halle/MZ. – An diesem Montag, 23. Juni, verwandelt sich das Verlagsgebäude der Mitteldeutschen Zeitung an der Delitzscher Straße 65 in ein kleines Zentrum der Lebensrettung. Von 10 bis 14 Uhr lädt das Universitätsklinikum Halle (UKH) zur öffentlichen Blutspende – offen für Mitarbeitende ebenso wie für alle Hallenser.

Was viele nicht wissen: Die Mehrheit der Blutkonserven landet nicht auf der Intensivstation, sondern wird für Routineeingriffe, Chemotherapien oder chronische Erkrankungen benötigt. „Es ist der klinische Alltag, der die Versorgung so essenziell macht“, erklärt Dr. Julian Hering, Leiter der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum. Spektakuläre Notfälle, in denen dutzende Konserven in kurzer Zeit gebraucht werden, machen nur einen Bruchteil aus.

Blutspenden in Halle: Momentan leere Lager

Umso drängender ist die Lage im Sommer: Urlaubszeit, Semesterferien und Einschränkungen nach Auslandsreisen. „Gerade in diesen Wochen sind unsere Lager angespannt“, sagt Hering. „Dann müssen wir teilweise Konserven von anderen Blutspendediensten zukaufen, um unsere Patienten zu versorgen.“

Dabei gilt: Blut kann bislang nicht künstlich ersetzt werden. „Seit etwa zwanzig Jahren gibt es Versuche, die Wirkung von Blutzellen im Labor nachzubilden. Einige Präparate existieren – allerdings nur für den militärischen Bereich, weil sie eine hohe Toxizität haben“, erklärt Hering. „Im zivilen medizinischen Alltag ist das keine Option. Ein echter Durchbruch ist bislang nicht gelungen. Deshalb bleiben wir auf menschliche Spenden angewiesen.“

Die Aktion bei der MZ ist Teil einer ganzen Reihe mobiler Termine, die das UKH organisiert – im Umland, an Hochschulen, in Betrieben. Ziel ist es, auch Menschen zu erreichen, die nicht regelmäßig ins Klinikum kommen. „Wir versuchen, dorthin zu gehen, wo die Menschen sind – und wenn sie nicht zur Spende in das Klinikum kommen können, kommen wir eben zu ihnen“, sagt Bernhard Schulze, Referent für Spenderwerbung am UKH. Dass der Termin bei der Mitteldeutschen Zeitung stattfindet, sei dabei kein Zufall. „So ein Ort bringt vieles mit, was wir brauchen: eine gute Infrastruktur, viele Mitarbeitende, eine hohe Bekanntheit – und eine Leserschaft, die dem Haus vertraut,“ so Schulze. „Das ist ein schönes Umfeld – und für viele eine niedrigschwellige Gelegenheit, sich einzubringen.“

Blutspenden kann Leben retten.Blutspenden kann Leben retten.

(Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Voraussetzungen zum Blutspenden

Blutspenden ist dabei weniger kompliziert, als viele denken: Wer zwischen 18 und 68 Jahren alt ist, mindestens 50 Kilogramm wiegt und sich gesund fühlt, kann mitmachen. „Wichtig ist, vorher gut zu trinken, zwischen einem und 1,5 Liter, und gut zu frühstücken. Und wer sich nicht ganz sicher ist, wird vor Ort von unseren Ärztinnen und Ärzten eingeschätzt,“ erklärt Hering.

Nach der Spende gibt es einen Imbiss und eine kleine Aufwandsentschädigung. „Für manche ist das ein richtiges Ritual geworden. Sie kommen regelmäßig her, manchmal auch als Gruppe von Kollegen, spenden und essen danach gemeinsam. Das ist eine richtig schöne Stimmung in der Cafeteria“, sagt Schulze mit einem Lächeln.

So viele Blutkonserven werden an der Uniklinik Halle jedes Jahr benötigt

Jährlich werden am UKH rund 14.000 Blutkonserven und 4.000 Blutplättchenpräparate benötigt. Letztere kann das Klinikum vollständig selbst abdecken. Für die roten Blutkörperchen jedoch – die klassischen Konserven – reichen die Spenden nicht aus. „Wir liegen immer noch 30 Prozent unter dem Bedarf, den wir haben“, berichtet Hering.

Deshalb zählt jede einzelne: „Blutspenden ist wahrscheinlich die einfachste Form, Leben zu retten“, sagt Schulze. „Es kostet wenig Zeit, tut nicht weh – und kann für jemanden den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.“

Der 23. Juni bietet also nicht nur die Möglichkeit, sich einen Bonus fürs Gewissen zu holen. Sondern vor allem: ein oder sogar mehrere Leben zu retten.