Umbau in London: So wurde eine einstige Feuerwache zur minimalistischen Splitlevel-Wohnung mit zwei Highlights.

Schon vor einigen Jahren designte Lee Broom den Kronleuchter „Chant“ aus mundgeblasenen Glaswürfeln mit rundem Detail in der Mitte, von den gängigen Glasbausteinen der 70er inspiriert. Der Designer hat zwar auch schon Sofas, Stühle und Tische erdacht, doch am meisten haben es ihm Licht und Leuchten angetan. Erst in Mailand zeigte Broom in Kooperation mit Lladró die neue Leuchtenkollektion „Cascade“, für die er sich von Laternen aus Transparentpapier inspirieren ließ. Diese hier sind aber aus Porzellan. Zu den 3 Days of Design feierte Lee Broom kürzlich gleich zwei Debüts – er stellte das erste Mal überhaupt in diesem Format in Kopenhagen aus. Und er lancierte seine erste portable Tischleuchte, die auf seinen Kronleuchter „Chant“ referiert. Das neue, kabellose Licht heißt ebenfalls „Chant“ und war im Kontext der Ausstellung „From Here Now“ des Designers in Dänemark zu sehen. Sowohl die frische Lancierung als auch der Kronleuchter kommen in seinem Apartment in London vor, das der Kreative für sich umbaute und gestaltete – und einmal eine Feuerwache war!

Wie der Herr, so die Wohnung: Lee Broom in seinem Apartment in London.

Felix SpellerVon der Mode zum Möbeldesign – und eigenem Label Lee Broom

Lee Broom kommt aus Birmingham – und eigentlich aus der Mode. Um ganz genau zu sein, begann er im Kindesalter mit dem Schauspielern. Doch mit 17 Jahren gewann er den „Young Designer of the Year Award“ in London, an dem er kurzerhand teilgenommen hatte, mit Vivienne Westwood in der Jury. Die Modedesignerin lud Broom dazu ein, in ihr Atelier zu kommen. Aus dem Besuch wurde ein Jahr, in dem er für Westwood arbeitete, danach ging er zum Studieren ans Central Saint Martins und wollte eigentlich sein eigenes Modelabel gründen. Um sich nach dem Studium erst einmal über Wasser zu halten, half er bei der Renovierung einer Bar in Notting Hill – polsterte Möbel, nähte Vorhänge, suchte Farben aus, richtete sie ein. Die Bar entwickelte sich zum Hotspot, und nach und nach ergaben sich für Lee Broom immer mehr Interiorjobs. „Nach vier Jahren gründete ich dann tatsächlich mein eigenes Label, nur eben keine Modemarke“, lacht der Designer. Sein Stil entwickelte sich über die Jahre hinweg und liegt nun zwischen eleganter Zurückgenommenheit und materialintensiver Eklektik.

Von der Feuerwache zur hellen Splitlevel-Wohnung mit Industrial Charme

Davon erzählt auch Lee Brooms Apartment in London, in dem er mit seinem Partner lebt. „Ich wohne seit vielen Jahren in dieser Wohnung, sie hat viele Veränderungen durchgemacht“, erzählt er. „Außerdem ist sie so etwas wie mein Testlabor – für neue Beleuchtung und Möbel.“ Das Apartment war einmal eine Feuerwache. „Bis heute hat das Apartment dort, wo im 19. Jahrhundert der Eingang für die Kutschen war, ein Fenster“, sagt Lee Broom. Die riesigen Stahlträger, die von der Lounge aus zu sehen sind, erzählen von der Vergangenheit. Sie sieht man erst, seitdem Lee Broom sie nach dem Kauf der Wohnung freilegte. Auch die Wände wurden offener gestaltet, sie sind jetzt nicht mehr komplett durchgezogen, was einen fließenden Übergang schafft. Diesen Effekt verstärken die Splitlevels, mit kurzen Treppenaufgängen miteinander verbunden. „Der Dreh- und Angelpunkt der Wohnung ist die Lounge, die ich gerne Atrium nenne“, sagt der Designer. „Hier sitzen wir gerne mit Freunden.“ Das liegt auch an den vier Meter hohen Decken, die Volumen erzeugen – und doch ist der offene Raum intim und hell. „Die Balustraden passten meiner Meinung nach nicht zum industriellen Charakter der Stahlträger, deshalb entfernten wir sie.“ Den Umbau übernahm der Designer mit seinem Studioteam selbst, lediglich der Bauunternehmer war extern.