Berlin – Er ist nach eigenen Worten noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, doch plötzlich standen 15 Polizisten vor seiner Wohnungstür. Brian G. (35) wurde Opfer einer Verwechslung: „Die Polizei hielt mich für einen brutalen Messer-Angreifer!“

Am 1. Juni geschah im Berlin-Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde ein furchtbares Verbrechen: Um 2.40 Uhr morgens wurde eine junge Frau (19) an der Schwarzmeerstraße von einem Unbekannten mit einem Messer attackiert. Als die Mutter (51) hinzukam und helfen wollte, wurde auch sie angegriffen. Beide Opfer kamen ins Krankenhaus, die junge Frau schwebte in Lebensgefahr.

Plötzlich stehen 15 Polizisten vor der Tür

Seit dem 5. Juni fahndet die Polizei mit einem Phantombild nach dem Täter. Der Tatverdächtige sei 20 bis 30 Jahre alt, von schlanker Statur, etwa 1,70 Meter groß und habe raspelkurzes Haar, so die Polizei: „Vermutlich ist er psychisch auffällig.“ Dazu der Hinweis: „Er selbst nannte sich Brian.“ Es war wohl dieser Satz, der für den Polizei-Einsatz bei Brian G. in Reinickendorf sorgte.

Mit diesem Phantombild sucht die Berliner Polizei den Angreifer

Mit diesem Phantombild sucht die Berliner Polizei den Angreifer

Foto: Polizei

An seiner Adresse tauchten plötzlich 15 Polizisten auf. Fragten die Nachbarn über ihn aus und warnten sie, keinesfalls Kontakt mit ihm aufzunehmen. Der Türspion seiner Wohnung wurde von außen verklebt, dann klingelten die Polizisten bei ihm.

„Falscher“ Brian eine Dreiviertelstunde lang befragt

„Ich war noch im Urlaub, mein Mitbewohner öffnete“, sagt Brian G. „Die Beamten schoben ihn zur Seite und schauten in jedes Zimmer, ob ich zu Hause bin.“

Brian G. war im Urlaub, als die Polizei vor seiner Tür stand

Brian G. war im Urlaub, als die Polizei vor seiner Tür stand

Foto: Parwez

Bevor die Polizisten wieder abzogen, hinterließen sie einen handgeschriebenen Zettel mit einer Telefonnummer und der Aufforderung: „Bitte melden Sie sich schnellstmöglich“.

Als Brian G. tags darauf die Nummer anrief, wollten ihm die Polizisten nicht sagen, worum es geht. „Stattdessen kamen sie mit fünf Beamten zu mir“, berichtet er. „Zwei befragten mich eine Dreiviertelstunde lang, zwei standen vor der Zimmertür Wache und einer im Hausflur.“

Lesen Sie auch„Wie konnte man mich da verwechseln?“

Die Beamten hätten ihn überreden wollen, eine DNA-Probe abzugeben. „Aber das habe ich abgelehnt.“ Was Brian G. verwundert: „Der Mann auf dem Phantombild ist 20 Zentimeter kleiner als ich, jünger als ich, hat kürzere Haare als ich – wie konnte man mich da verwechseln?“

Ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft zu BILD: „Die Polizei ist einem Hinweis aus der Bevölkerung nachgegangen und hat die Anschrift überprüft.“ Zudem habe der Täter geäußert, dass er mit Vornamen Brian heißt. Der Sprecher betont: „Eine Wohnungsdurchsuchung durch die Beamten fand nicht statt.“

Nach der Messer-Attacke sitzt eine Frau im Rettungswagen

Nach der Messer-Attacke sitzt eine Frau im Rettungswagen

Foto: Axel Billig/Pressefoto Wagner

Brian G. wartet auf Entschuldigung der Polizei

„Der Täter konnte bis heute nicht namhaft gemacht werden“, so der Sprecher. Immerhin wird Brian G. nicht weiter verdächtigt: „Herr G. wird hier nicht als Beschuldigter des Verfahrens geführt.“

Der sagt: „Ich schätze die Arbeit der Berliner Polizei. Doch ein Wort der Entschuldigung wäre schön gewesen.“