Es sei dringlich und wichtig, dass die EU handelt, schreibt OpenAI in einem Entwurf, in dem das KI-Unternehmen aus den USA eine ganze Reihe Forderungen an die Europäische Union stellt. Vieles davon ist hinlänglich bekannt, die Vorteile etwa, die KI für die Gesellschaft und die Wirtschaft bringen soll. Einiges davon ist vor allem aber auch schon längst in der Umsetzung, etwa Einrichtungen und Initiativen, um KI zu fördern und zu verbreiten.

OpenAI schreibt: „Wir sind der Meinung, dass die EU mutiger und entschlossener handeln muss, um die Möglichkeiten der KI zu maximieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie verantwortungsvoll eingesetzt wird, um mögliche negative Auswirkungen abzumildern.“ Vier Grundsätze seien entscheidend für den Erfolg der EU. Chips, Daten, Energie und Talente seien ein Punkt. Die Vorschriften sollten gestrafft und aufeinander abgestimmt werden. KI solle möglichst breit eingeführt werden. Und zu guter Letzt müssten europäische Werte widergespiegelt werden. Das Drohen vor einer chinesischen Einflussnahme sticht in dem veröffentlichten Paper immer wieder hervor.

Gesetze sollen vereinfacht werden

OpenAI unterstütze den AI Act, hoffe aber zugleich auf ein „Digital Simplification Package“, gemeint ist eine Vereinfachung der KI-Regeln, da gleich zahlreiche Gesetze in der EU KI betreffen. OpenAI zählt 100 Gesetze und 270 Regulierer von 27 Mitgliedsstaaten. Tatsächlich ist ein Überdenken der KI-Verordnung und der Datenschutzgrundverordnung wohl aufseiten der EU bereits im Gespräch.

Klar, dass die EU OpenAI zufolge mehr Geld ausgeben soll. „Konkret muss Europa in der Lage sein, Rechenleistung von Weltklasse, saubere Energie im Überfluss, umfangreiche und vielfältige Datensätze und qualifizierte Arbeitskräfte zu produzieren und zu nutzen.“ In der Vergangenheit habe die wirtschaftliche Stärke Europas auf Infrastrukturen wie Autobahnen, Fabriken und Universitäten beruht; „in der Zukunft der KI wird es um Supercomputer, Glasfasernetze, Stromnetze und Forschungszentren gehen.“ Nun ist es allerdings kein Geheimnis, dass eine Vielzahl von Mitarbeitern bei den KI-Unternehmen in den USA aus Deutschland und Frankreich sowie China kommen. Die Grundlagenforschung in der EU hat einen guten Ruf.

Noch mehr Geld für Infrastruktur

OpenAI beschreibt Initiativen wie die auf dem AI Summit in Paris angekündigten 200 Milliarden Euro für KI-Infrastruktur als Schritt in die richtige Richtung. Die EU möchte eine Verdreifachung der bestehenden Kapazitäten von Rechenzentren in den kommenden fünf bis sieben Jahren. Geplant sind sogenannte KI-Gigafactories, die allen Nutzern offenstehen, was die EU-Kommission als einen großen Unterschied zu den Großprojekten in anderen Staaten der Welt wie den USA oder China verstanden wissen will. Das Project Stargate in den USA etwa wird voraussichtlich nur OpenAI zugutekommen.

Es gibt zudem bereits zahlreiche Einrichtungen und Initiativen, wie etwa in Deutschland die Mission KI unter deren Dach sogenannte Datenräume aufgebaut werden und mit dem AI Grid ein Netzwerk, das KI-Wissenschaftler, Nachwuchstalente und Unternehmen zusammenbringen soll. Das Thema Daten ist also auch nicht exklusiv von OpenAI in dem Paper angesprochen.

Sich selbst bringt OpenAI als zuverlässigen Partner ins Spiel. So beginnt das Paper mit einer Auflistung mehrerer Kooperationen mit Instituten, Universitäten und Unternehmen aus Europa, beispielsweise dem Max-Planck-Institut in München und der Sehbehindertenhilfe Be-my-Eyes aus Dänemark. Da passt auch, dass OpenAI fordert, dass 100 Millionen Europäer bis 2030 in KI-Fähigkeiten geschult werden sollen, dazu solle es 10.000 KI-Kompetenz-Botschafter geben.

Für die USA hat OpenAI einen ähnlichen Blueprint veröffentlicht. Darin vergleicht das Unternehmen KI mit der Automobilindustrie und spricht von einer Reindustrialisierung.

(emw)