Halle. Ähnlich wie bei den Grünen ziehen sich auch bei der UWG zwei Stammkräfte in den Hintergrund zurück. Sowohl Karin Kozlowski als auch Karl-Heinz Wöstmann wollen künftig etwas kürzertreten. Der langjährige Fraktionsvorsitzende hatte diesen Schritt eigentlich schon vor drei Jahren geplant, aber aufgrund der Personalsituation der UWG ein wenig nach hinten verschoben.

Doch bevor am 14. September die Kommunalwahl ansteht, hat der 73-Jährige Nägel mit Köpfen gemacht und seinen zweiten Platz auf der Reserveliste an den Fraktionskollegen Sebastian Manke abgetreten, der sich in der laufenden Wahlperiode als sachkundiger Bürger im Schul- und Sportausschuss mit seinem Engagement hervorgetan habe. Wöstmann selbst ist nun an achter Position gelistet und wird daher aller Voraussicht nach nicht mehr im neuen Stadtrat vertreten sein.

„Es haben sich jetzt neue Leute gefunden, die Verantwortung übernehmen“, freut sich Wöstmann. Mit der Aussicht auf eine passivere Rolle innerhalb seiner Fraktion lässt er seine bisherige Zeit als Lokalpolitiker gemeinsam mit seinem Gast Revue passieren. „Ich habe das über 20 Jahre gemacht“, überlegt Wöstmann. Erst Ende 2023 hatte Wöstmann den Fraktionsvorsitz an Anja Pohlmann übergeben. 2003 hatte er diesen von Fritz Schlüpmann geerbt.

Wöstmann als Förderer von Gemeinschaft in Halle

Die UWG Halle geht mit neuem Logo und neuer Homepage in den Wahlkampf. - © UWG Halle

Die UWG Halle geht mit neuem Logo und neuer Homepage in den Wahlkampf.
(© UWG Halle)

Schon zuvor hatten ihn die Mitglieder der UWG überreden wollen, politisch für die Fraktion aktiv zu werden. „Aber ich habe damals in Herford gearbeitet“, erinnert sich Wöstmann, „da hätte ich die Termine nicht vernünftig wahrnehmen können.“ Als er schließlich in den Vertrieb der TWO nach Halle wechselte, stand dem Fraktionsvorsitz nichts mehr im Wege.

„Ich habe schon als Kind an den Sitzungen des Gemeinderates von Hörste teilgenommen“, erzählt Wöstmann, dessen Interesse an Politik immer gleichbleibend groß war. Die Entscheidung, für die UWG Politik zu machen, traf er dann aus persönlichen Gründen. „Es war der Wunsch eines guten Freundes von mir, der sehr mit seiner Gesundheit zu kämpfen hatte. Den wollte ich ihm erfüllen.“

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Seitdem setzt sich Wöstmann für Haller Projekte ein, die den Menschen vor Ort Gemeinschaft ermöglichen sollen. „Durch einen Antrag der UWG können nun geförderte Sommerfeste wie etwa in Hesseln oder Kölkebeck stattfinden“, berichtet er stolz. Und auch an der Umsetzung der Haller Gesamtschule hatte die UWG-Fraktion maßgeblichen Anteil. „Wir waren damals das Zünglein an der Waage“, erinnert er sich an die Abstimmung, die aufgrund der Stimmen der Unabhängigen Wählergemeinschaft zugunsten einer solchen Schulform in Halle ausfiel. Dieser Erfolg sei allerdings zugleich mit dem größten Tiefpunkt seines Schaffens verbunden, so Wöstmann.

In Verantwortung erlebt Wöstmann politische und persönliche Enttäuschungen

Während seiner politischen Tätigkeit hat Karl-Heinz Wöstmann Erfolge gefeiert, aber auch Tiefpunkte erlebt - jetzt wird er mehr Zeit für sich haben. - © Tobias Barrelmeyer

Während seiner politischen Tätigkeit hat Karl-Heinz Wöstmann Erfolge gefeiert, aber auch Tiefpunkte erlebt – jetzt wird er mehr Zeit für sich haben.
(© Tobias Barrelmeyer)

„Nach der Abstimmung hat mich ein guter Bekannter vom Handball – ein Kritiker der Gesamtschule – gefragt, was wir denn für unsere Stimmen gekriegt hätten“, sagt er mit versteinerter Miene. „Das hat mich persönlich verletzt.“

Den Vorwurf der Bestechlichkeit will sich Wöstmann nicht gefallen lassen. „Es geht uns bei der UWG stets um die Sache und um nichts anderes.“ Genau das sei es, was er an der Vereinsgemeinschaft so schätze. „Es besteht immer die Möglichkeit, unterschiedlich abzustimmen – es gibt keinen Fraktionszwang.“

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Einen weiteren Rückschlag musste Wöstmann Ende der 2000er Jahre hinnehmen, als die Haller Politik über eine Sporthalle für das Dorf Hörste beriet. Wöstmann selbst war lange Vorsitzender im dortigen Sportverein, der TG Hörste. „Die Ratsmitglieder aus Hörste hatten uns ihre Stimmen unabhängig von ihrer Fraktion zugesichert“, sagt Wöstmann. „Bei der entscheidenden Abstimmung stimmten sie jedoch gegen eine Sporthalle in Hörste“, fährt er fort. „Wir hatten das Konzept fix und fertig und dann sagten die anderen: April, April. Das war sehr enttäuschend.“ Auch die Bürger, die im Vorfeld in die Konzeptarbeit miteinbezogen worden waren, hätten sich damals getäuscht gefühlt. Statt in Hörste wurde eine weitere Sporthalle in Halle gebaut, heute bekannt als „Masch 2“.

Bekannter Lokalpolitiker wird Entwicklung von Halle weiter begleiten

Auch wenn nicht immer alles so gekommen ist, wie es sich Karl-Heinz Wöstmann gewünscht hätte, so sieht er die Stadt Halle doch gut auf die Zukunft vorbereitet. „Gerade im Bereich Bildung sind wir jetzt gut aufgestellt“, findet er. „Aktuell brauchen wir aber mehr sozialen Wohnungsbau.“

Wenn auch aus dem Hintergrund, so wird er die politischen Entwicklungen seiner Heimatstadt doch weiter verfolgen. „Ich kandidiere ja auch für Hörste und werde mein Mandat – für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich dort gewinne – auch wahrnehmen“, versichert Wöstmann schmunzelnd. „Und wenn jemand einmal meinen Rat braucht, dann werde ich natürlich helfen.“

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