Buch-Cover: World Press Photo Yearbook 2025

Stand: 22.06.2025 06:00 Uhr

Der Wettbewerb „Pressefoto des Jahres“ fokussiert sich 2025 auf Bilder der Hoffnung. Trotz globaler Krisen zeigt der Bildband „World Press Photo 2025“ berührende, hoffnungsvolle Motive.

von Guido Pauling

Wenn Pressefotografen wichtige, aufrüttelnde Aufnahmen machen, fällt Hinsehen oft schwer. Kriege, Naturkatastrophen, Krisen prägen die Nachrichten. Gut, wenn mutige Fotografinnen und Fotografen das alles dokumentieren, doch das Bild der Gegenwart sieht düster aus. Beim Wettbewerb „Pressefoto des Jahres“ hat die Jury diesmal einen anderen Blick aufs Weltgeschehen gesucht. Bilder von Hoffnung und Zuversicht sollten mehr Aufmerksamkeit bekommen. Keine leichte Aufgabe, solche Bilder zu finden. Doch es gibt sie – wie der Bildband „World Press Photo 2025“ zeigt.

Hoffnungschimmer trotz Schicksalsschlägen

Dieser Blick des kleinen Jungen ist es, der sich den Betrachtern tief ins Innere eingräbt. Mahmoud ist verstümmelt worden, er hat beide Arme verloren. Im März 2024 war er mit seiner Familie auf der Flucht vor einem Angriff der israelischen Streitkräfte auf Gaza-Stadt. Eine Explosion – dann waren die Arme weg. Der Neunjährige hat überlebt. Nun ist er ein Kriegsopfer auf einer Fotografie, wie man sie schon so fürchterlich häufig gesehen hat.

Aber etwas ist hier anders. In Mahmouds Blick liegt eine Mischung aus Traurigkeit und Mut. Schicksalsergeben sitzt er da, und zugleich ungebrochen. Als würde er denken: „Ja, es hat mich erwischt. Aber wer weiß – wenn ich Prothesen bekommen könnte, käme ich wieder klar.“

Das Pressefoto des Jahres der Fotografin Samar Abu Elouf zeigt beides: den Horror, den palästinensische Zivilisten derzeit erleben, und die noch immer vorhandene Hoffnung, vielleicht eines Tages ein halbwegs normales Leben führen zu können.

Aufgeben kommt nicht in Frage

Hoffnung trägt auch der Bodybuilder Tamale Safalu in sich. Der muskulöse junge Mann aus Uganda hatte 2020 bei einem Motorradunfall ein Bein verloren. Sein Körper, sein ganzer Stolz – entstellt. Was soll’s? Tamale hat nun eine Metallstange anstelle des Unterschenkels. Je ein gigantischer Bizeps rechts und links, ein beeindruckend trainierter nackter schwarzer Oberkörper, geballte Fäuste: So steht er da vor der fleckig-gelben, schmutzigen Wand seines Hauses. Ein Kraftpaket, ein Bild von einem Mann in Rückenansicht. Direkt links neben seinem Kopf trocknet Wäsche auf einer Leine, Sportklamotten, Trainingshosen. Tamales Augen sieht man nicht von hinten. Doch man darf ganz sicher sein: Sein Blick ist selbstbewusst, zuversichtlich. Behindert – na und? Aufgeben kommt nicht in Frage.

Aufgeben? Kommt überhaupt nicht in Frage! Sagen sich die jungen Frauen in Kabul, die gerade den Geburtstag einer Freundin feiern. Im Wohnzimmer hinter zugezogenen weißen Vorhängen, versteht sich. Die Taliban haben schließlich Musik und Tanzen verboten; sowieso, und den Frauen erst recht. Afghanistans Frauen feiern weiterhin, verborgen im Privaten. Und eine Pressefotografin darf dabei sein und Bilder machen.

Widerstandskraft im Angesicht von Hindernissen

Etwas ist anders gewesen beim diesjährigen Wettbewerb „Pressefoto des Jahres“, schreibt die Geschäftsführerin der World Press Photo Foundation im Vorwort:

Die Entscheidung, hoffnungsvollen Geschichten bei den preisgekrönten Beiträgen mehr Raum zu geben. In den letzten Jahren haben fotojournalistische Arbeiten größtenteils düstere und erschütternde Aspekte des Lebens dokumentiert – Konflikte, Naturkatastrophen und humanitäre Krisen. Es ist aber zugleich angezeigt, auch Geschichten von Widerstandskraft, Hoffnung und positivem Wandel in den Blick zu rücken.

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Denn das, schreibt Joumana El Zein Khoury, zeige doch allen, „dass positiver Wandel auch im Angesicht scheinbar überwältigender Widrigkeiten möglich ist.“

Buchcover: World Press Photo Yearbook 2024

Der Jury ist es in diesem Jahr besonders schwer gefallen, auch Pressefotos auszuwählen, die nicht von Leid, Zerstörung und Trauer erzählen.

Hoffnung in einer brennenden Welt

Man kann sagen: Erstaunlich, wie hoffnungsvoll die World Press Photo Foundation sich gibt in einer Welt, in der es überall brennt: politisch, ökologisch, zwischenmenschlich. So vieles ist so katastrophal! Aber es stimmt: Etwas Hoffnung bleibt. Aufgeben kommt für viele nicht in Frage.

Wie für Chamunolwa Jimayi, den einzigen Fahrer des „Elephant Response Teams“ in Livingstone, Sambia. Seine Organisation versucht, Konflikte zwischen Menschen und Elefanten zu entschärfen, wenn die Tiere aus Not in die Stadt vordringen und Gärten plündern. Ein zweiter Fahrer, der ihm mal hilft? War nicht zu finden, alle hauen ab. Chamunolwas Porträt am Steuer zeigt ein Gesicht voll Kummer und Verantwortungsgefühl. Es braucht keine Worte. Die Lage? Elend. Aufgeben? Ach was.

Buch-Cover: World Press Photo Yearbook 2025

World Press Photo 2025

von

Seitenzahl:
240 Seiten
Genre:
Bildband
Verlag:
Hatje Cantz
ISBN:
978-3-7757-5938-0
Preis:
32 €