Der Sommer ist da. Und da zieht es einen doch eher raus als in dunkle, schwitzige Hallen. Und wenn man schon dabei ist, kann man doch gleich ein paar Meter aus München raus. Zum Beispiel nach Starnberg. Dort startet in den nächsten Tagen der Kultursommer. Und dort tritt am 26. Juni der tolle Münchner Blues-Sänger San2 & his Soul Patrol zusammen mit dem Spider-Murphy-Gang-Pianisten Ludwig Seuss auf. Einen Tag später folgen Florian Paul & die Kapelle der letzten Hoffnung. Der Auftrittsort ist der Münchener Ruder- und Segelverein „Bayern“ (Seepromenade 2). Da stellt sich doch schon beim Namen ein Urlaubs-Feeling ein. Nicht viel anders geht es einem bei der Alten Floßlände Wolfratshausen, wo am 5. Juli die Bad Tölzer Indierock-Helden Bananafishbones spielen.

Manch anderer denkt bei Urlaub eher an ein Zelt. Und das gibt es bekanntlich auf Tollwood. Wer will, kann dort sogar die Heilung finden. Gemeint ist in dem Fall die gleichnamige Band mit Mitgliedern aus Dänemark, Deutschland und Norwegen, die am 1. Juli zusammen mit The Hu in der Musik-Arena auftritt. Heilung wollen mit ihrem rituellen Folk-Sound Meditations- und Trancezustände hervorrufen. Und The Hu kreuzen mongolische Musik mit Rock und Metal. Das verspricht ein originelles, wenn nicht sogar mystisches Erlebnis. Wer eher auf Bewährtes setzt, bekommt das sicherlich von Element of Crime am 10. Juli in der Musik-Arena. In dem Fall: Gehobenen Kaschemmen-Swing mit gewohnt eigener Note. Die aktuelle Tour der Berliner Band heißt „Unscharf mit Katze“.

Was läuft in der Literatur

:Lesend in den Sommer gleiten

Mit Kurt Tucholsky nach Schweden, mit Maike Albath nach Neapel und mit Louis Lewitan und Stephan Lebert zu den blinden Flecken vieler Familien  – was in München in der zweiten Juni- und der ersten Juli-Hälfte an Lesungen geboten ist.

Aber bleiben wir beim Zelt. Darin trifft man nicht selten auch Artistinnen, wie sie Nik West eine ist. Erleben konnte man das im vergangenen Juli in München im Mini Pavillon, wo sich die einst von Prince geförderte Funk-Queen in Pink-Manier von oben in einem Tragegeschirr durch den Raum wirbelnd auf die Bühne abseilen ließ. Da sie auch eine tolle Sängerin und noch bessere Bassistin ist, könnte man sagen: So ein Spektakel hat sie gar nicht nötig. Trotzdem: Mal sehen, ob sie das am 4. Juli auch in der Muffathalle macht. Dort ist am 7. Juli mit Marcus Miller noch so ein Saiten-Artist zu erleben, der sich als einer der prägenden Finger-Akrobaten im Bereich Jazz und Fusion dagegen auf seine technische Finesse auf dem E-Bass verlässt.

Bereits am 2. Juli tritt im Ampere mit Vieux Farka Touré der Sohn des legendären, 2006 verstorbenen Wüsten-Blues-Königs Ali Farka Touré auf. Auch der Sohn ist ein Gitarren-Virtuose, den mancher gar den „Hendrix der Sahara“ nennt. Von der Wüste in Mali ins ebenfalls sehr trockene Los Angeles, wo B-Real, Sen Dog und DJ Muggs alias Cypress Hill herstammen. Die gehören mit ihrem Latin-Rap zu den ganz Großen des Hip-Hop. Im letzten Jahr konnte man sie, wie es vor 28 Jahren ein Simpsons-Gag prophezeite, in der ehrwürdigen Royal Albert Hall gemeinsam mit dem London Symphony Orchestra erleben. Ins Zenith kommen sie am 7. Juli ganz Oldschool ohne Orchester. Aber Klassiker sind ihre Songs auch so.

Das gilt auch für „Dancing on the ceiling“ oder „All night long“, die man sich 9. Juli beim Konzert von Lionel Richie in der Olympiahalle erhoffen darf. Mit „Say Hello To The Hits“ ist jedenfalls die aktuelle Tour des Soulsängers und Schmusebarden überschrieben. Auch schon immer was fürs Herz, wenn auch auf andere Art, waren die Lieder von Bernd Begemann & die Befreiung, die am 11. Juli in der Milla spielen. Mit seinem charmanten Songwriter-Pop und pointierten Alltagsbeobachtungen gehört Begemann seit den Neunzigerjahren zu den prägenden Figuren der Hamburger Szene.

Aber, hach, jetzt sind wir doch in den schwitzigen Hallen gelandet. Deshalb nochmal raus. In der Glockenbachwerkstatt spielen am Fish’n Blues am 25. Juni G. Rag y los Hermanos Patchekos und am 9. Juli Dr. Will & The Wizards auf. Und am 4. und 5. Juli findet im Import Export weitgehend Open Air das Zarda Festival statt, mit den aufregendsten neuen Stimmen der Musikszenen in Nordafrika. Auch da ist das Urlaubs-Feeling garantiert.