Inhalt / Kritik
Seine Zeit als Pinkerton-Privatdetektiv liegt lange hinter dem Revolverhelden Sugar Colt (Jack Betts aka Hunt Powers). Seit dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges hat er sich auf andere, lukrativere Geschäfte konzentriert und es zu einigem Erfolg gebracht. Daher interessiert es ihn zunächst wenig, als sein alter Boss ihn mit einer neuen Mission beauftragt, denn einige Angehörige als vermisst gemeldeter Soldaten der Nordstaaten erhalten seit einiger Zeit Erpresserbriefe. Ihre Söhne werden angeblich gefangen gehalten und nur gegen Zahlung des enormen Lösegelds wieder frei gelassen. Als sein Boss kurz nach ihrem Gespräch von einem Unbekannten ermordet wird, beschließt Sugar Colt, die Mission doch anzunehmen und macht sich, getarnt als Doktor Tom Cooper, auf in das kleine Dorf Snake Valley, wo die Soldaten zuletzt gesehen wurden. Schon kurz nach seiner Ankunft macht er Bekanntschaft mit den örtlichen Schlägern, die, kontrolliert von Colonel Haberbrook (Julian Rafferty), das Dorf und seine Bewohner kontrollieren. Colt ist jedoch nicht umsonst einer der besten Agenten Pinkertons gewesen und weiß seine Fähigkeiten der Täuschung und an der Waffe gekonnt einzusetzen, um die Spur der vermissten Soldaten aufzunehmen.
Western und Komödie
Regisseur Franco Giraldi drehte zu Beginn seiner Karriere, wie viele seiner Kollegen, vor allem Western und machte später nur noch Komödien und Dokumentationen. Seine wohl interessanteste Zusammenarbeit war die mit Sergio Leone, für den er bei Für eine Handvoll Dollar ein paar Sequenzen sowie Außenaufnahmen drehen durfte. Sein Talent für das Genre fällt bereits in seinen beiden ersten Filmen Die 7 Pistolen des McGregor und Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern auf. Letzterer ist im englischsprachigen Ausland unter dem Titel Sugar Colt bekannt. Anders als seine Kollegen setzte Giraldi bei seinen Arbeiten nicht alleine auf die Konventionen des Genres, denn in Rocco finden sich beispielsweise auch komödiantische Elemente und der Verkleidungen und Täuschungen des Titelhelden machen dieses fast schon zu einer Art Geheimagent. Darüber hinaus nimmt Giraldi, wie viele seiner Kollegen, Bezug auf die US-amerikanische Geschichte und erzählt eine packende Geschichte, die unter anderem auf die dunkle Vergangenheit und die Profiteure eines Krieges Bezug nimmt.
Dabei ist Rocco ein Western, der sich grob in zwei Segmente unterteilen lässt. Im ersten Teil tritt Sugar Colt im Grunde nur als Detektiv oder Agent auf, er täuscht sein Umfeld durch seine Verkleidung als Doktor Cooper und schafft sich so das Vertrauen der misstrauischen Bewohnern Sugar Valleys. Giraldis Film spielt zwar vor einer Western-Kulisse, doch vieles in diesem Teil seines Filmes fühlt sich sehr untypisch für das Genre an, was durchaus kein Kritikpunkt ist. Vielmehr wird Hunt Powers’ Figur so eine Dimension gegeben, die man ansonsten nur von Figuren wie beispielsweise einem Sartana oder den vielen Rollen eines Lee Van Cleefs kennt. Sugar Colt ist gerissen, ein Charmeur und einer, sich sich verstellen und täuschen kann, bis er dann alle Informationen hat, die er für seine Mission und deren Erfolg benötigt. Der zweite, und leider auch schwächere Teil funktioniert dann schon eher wie einer der vielen europäischen Western, die man kennt, samt der ein oder andere Gewaltspritze, die natürlich nicht fehlen darf. Positiv ist dennoch anzumerken, dass Giraldi ein paar sehr spannende und ästhetisch gelungene Schusswechsel zeigt, unter anderem das Duell Sugar Colts mit Haberbrooks Handlangern in einer sehr spärlich beleuchteten Scheune oder das Finale, bei dem auch die Filmmusik Luis Enrique Bacalov gut zur Geltung kommt.
Trompetenklänge
Handwerklich und erzählerisch ist Rocco ein sehr solider Western. Interessant ist, vor allem in Bezug auf die komödiantischen Stellen, der ernste Hintergrund der Geschichte. Nicht nur die Verluste des Krieges werden thematisiert oder wie dieser ganze Landstriche verwüstet und Menschen traumatisiert hat, sondern Giraldis Film zeigt auch diejenigen, die aus dem Krieg und dessen Ausgang Profit schlagen wollen. Besonders clever ist hier der wiederholte Einsatz einer einsamen Trompete, die den eingesperrten Soldaten Hoffnung spendet und dem Helden als geschicktes Ablenkungsmanöver dient. Im bereits angesprochenen Finale bringt Giraldi all dies, mit reichlich Pathos, zu einem etwas kitschigen, aber dennoch folgerichtigen Schluss. Vorher jedoch muss Hunt Powers noch ein paar Mal in Szene gesetzt werden, vielleicht um auch diese Figur zu einem Helden für viele weitere Fortsetzungen zu machen.
Credits
OT: „Sugar Colt“
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1966
Regie: Franco Giraldi
Drehbuch: Giuseppe Mangione, Augusto Finocchi, Sandro Continenza, Fernando Di leo, Franco Giraldi
Musik: Luis Enrique Bacalov
Kamera: Alejandro Ulloa
Besetzung: Jack Betts, Soledad Miranda, Julian Rafferty, Jeanne Oak, James Parker
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