Die Lagedarstellung im Katastrophenschutz revolutionieren – das ist die Idee der Brüder Frederic und Robin Förster sowie Rüdiger Knoll. Gemeinsam haben sie den Ideenwettbewerb Rheinland-Pfalz in der Kategorie „2. Ideenreifegrad“ für sich entschieden.
Der Gedanke kam Frederic Förster beim Einkaufen. Im Supermarkt wurden die Preise auf kleinen ePaper-Displays angezeigt. Diese digitale Technik ermöglicht eine gut lesbare Darstellung, die sich zum Beispiel per NFC (Nahfeldkommunikation) aktualisieren und ändern lässt. Da das elektronische Papier Infos dauerhaft anzeigt und nur Energie benötigt, wenn die Anzeige geändert wird, ist es extrem flexibel einsetzbar.
Im Einsatz wächst das Chaos
Der promovierte Ingenieur Förster war als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Maximiliansau im Jahr 2021 bei der Flutkatastrophe im Ahrtal im Führungsdienst tätig und erlebte dort hautnah die Grenzen klassischer Lagedarstellungen mit beschrifteten Kärtchen: „Nach einigen Stunden ist vieles unleserlich – und das Chaos wächst“, so Förster. Auf den Kärtchen wird zum Beispiel notiert, wo sich welche Einheit gerade befindet. Diese müssen nicht nur auf Landkarten auf Magnetwänden verschoben, sondern auch inhaltlich aktualisiert werden.
Eine rein digitale Lösung? Laut dem Fachmann keine praktikable Lösung, müssten bei Großschadensereignissen dann überall mehrere Bildschirme hängen, die unter Umständen nicht so leicht aufzutreiben wären. Aber auch bei kleinen Einsätzen wären die ePaper-Schilder flexibel und einfach einsetzbar, sind Förster und seine Mitstreiter sicher. Die kleinen Displays lassen sich über eine mobile Programmierstation mit integrierter Software beschreiben, aktualisieren und verwalten.
Darstellung weiter auf Magnetwand
Der Clou: Auch wenn die Inhalte digital erstellt und gespeichert werden, erfolgt die Darstellung weiterhin physisch auf einer Magnetwand – ganz wie bei der klassischen analogen Lagedarstellung. Die Zuordnung von Einheiten an Einsatzstellen sollen zukünftig direkt auf der digitalen Lagekarte gespiegelt werden. Durch die automatische Datenspeicherung und Auswertung, etwa zur Dokumentation oder Einsatzanalyse, werden Zeit und Ressourcen eingespart und eine rechtssichere Nachverfolgbarkeit gewährleistet. Das System ist so konzipiert, dass es auch ohne Internetverbindung funktioniert.
Für die Umsetzung hat sich Frederic Förster ein schlagkräftiges Team an Bord geholt: Sein Bruder Robin Förster, seit über 25 Jahren im Feuerwehrwesen aktiv und heute Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg, bringt wertvolle Erfahrungen aus der Verbandsarbeit und der rechtlichen Praxis als Jurist mit ein. Unterstützt werden die beiden von Rüdiger Knoll, einem erfahrenen ehemaligen Notfallsanitäter und Produktmanager eines internationalen Rettungsgeräteherstellers. Gemeinsam entwickelten sie das System weiter und gaben ihm einen Namen: HybridCommand. Ein Patentantrag schützt die technische Grundidee rechtlich und bildet die Basis für die Weiterentwicklung und spätere Vermarktung.
Die Kategorie, in der die drei kreativen Köpfe erfolgreich waren, geht es um Projekte, in der es bereits Prototypen und Machbarkeitsanalysen gibt. Die Preisverleihung fand kürzlich in Koblenz statt. Zuvor waren sie auf regionaler Ebene erfolgreich und wurden in Kaiserslautern ausgezeichnet. Was nun folgt: Gespräche – mit Partnern, Förderern und interessierten Organisationen. Denn die Vision der Försters und Knoll ist klar: Die Idee aus der Region soll bald bundesweit im Einsatz sein.
Info
Website: www.hybridcommand.com
Ein Beispiel für ein digitales Display.Foto: Markus Burck