Die Welt blickte am Sonntag gespannt auf die Reaktion Irans, nachdem Präsident Donald Trump erklärt hatte, die USA hätten Teherans wichtigste Nuklearanlagen ,,vernichtet“ und sich damit Israel bei der größten westlichen Militäraktion gegen die Islamische Republik seit deren Revolution von 1979 angeschlossen.

Die Schäden waren sogar aus dem All sichtbar, nachdem US-Bunkerbrecherbomben mit einem Gewicht von 30.000 Pfund in den Berg oberhalb von Irans Atomanlage Fordow eingeschlagen waren. Teheran schwor, sich um jeden Preis zu verteidigen, und feuerte eine weitere Salve von Raketen auf Israel ab, bei der Dutzende Menschen verletzt und Gebäude in Tel Aviv zerstört wurden.

Doch möglicherweise, um einen offenen Krieg mit der US-Supermacht zu vermeiden, hatte Iran bislang noch keine seiner wichtigsten Vergeltungsdrohungen gegen die Vereinigten Staaten selbst umgesetzt – weder Angriffe auf US-Basen noch den Versuch, den weltweiten Ölnachschub abzuschneiden.

Der iranische Außenminister Abbas Araqchi erklärte in Istanbul, Teheran werde alle möglichen Antworten in Erwägung ziehen. Eine Rückkehr zur Diplomatie werde es erst geben, nachdem Iran Vergeltung geübt habe, sagte er.

,,Die USA haben gezeigt, dass sie kein Respekt vor dem Völkerrecht haben. Sie verstehen nur die Sprache der Drohung und Gewalt“, so Araqchi.

Trump bezeichnete die Angriffe in einer Fernsehansprache als ,,spektakulären militärischen Erfolg“.

,,Irans wichtigste Anlagen zur Urananreicherung sind vollständig und total vernichtet worden. Iran, der Tyrann des Nahen Ostens, muss nun Frieden schließen. Wenn nicht, werden künftige Angriffe noch größer und viel einfacher sein“, sagte er.

Dennoch betonte seine Regierung, dass kein Befehl für einen umfassenderen Krieg zur Absetzung des streng religiösen schiitischen Kleriker-Regimes, das seit 1979 in Iran herrscht, erteilt worden sei.

,,Diese Mission zielte nicht auf einen Regimewechsel ab und ist es auch nicht“, sagte Verteidigungsminister Pete Hegseth im Pentagon. ,,Der Präsident hat eine präzise Operation genehmigt, um die Bedrohungen unserer nationalen Interessen durch das iranische Nuklearprogramm zu neutralisieren.“

US-Vizepräsident JD Vance erklärte, Washington befinde sich nicht im Krieg mit Iran, sondern mit dessen Nuklearprogramm. Durch das US-Eingreifen sei dieses nun ,,um sehr lange Zeit zurückgeworfen“ worden.

In einem Schritt, der als Irans effektivste Drohung gegen den Westen gilt, stimmte das Parlament für die Schließung der Straße von Hormus – dem Eingang zum Golf, durch dessen enge Gewässer, die Iran mit Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten teilt, fast ein Viertel des weltweit verschifften Öls transportiert wird.

Irans Press TV berichtete, dass die Schließung der Meerenge die Zustimmung des Obersten Nationalen Sicherheitsrats erfordere, eines Gremiums unter Leitung eines Vertrauten von Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei.

Der Versuch, den Ölnachschub aus dem Golf durch eine Schließung der Meerenge zu unterbrechen, könnte die weltweiten Ölpreise in die Höhe treiben, die Weltwirtschaft ins Wanken bringen und nahezu unweigerlich einen Konflikt mit der mächtigen Fünften US-Flotte provozieren, die im Golf stationiert ist und für die Offenhaltung zuständig ist.

US-Außenminister Marco Rubio warnte Iran am Sonntag in einem Interview mit Fox News Sunday vor Vergeltungsmaßnahmen für die US-Angriffe und sagte, ein solcher Schritt wäre ,,der größte Fehler, den sie je gemacht haben“.

Rubio erklärte zudem in der CBS-Sendung ,,Face the Nation“, die USA hätten ,,weitere Ziele, die wir treffen könnten, aber wir haben unser Ziel erreicht“. Später fügte er hinzu: ,,Derzeit sind keine weiteren Militäroperationen gegen Iran geplant – es sei denn, sie provozieren uns.“

Der UN-Sicherheitsrat sollte am Sonntag auf Antrag Irans zusammentreten. Iran forderte das 15-köpfige Gremium auf, ,,diesen eklatanten und rechtswidrigen Akt der (US-)Aggression in schärfster Form zu verurteilen“.

BUNKERBRECHER

Israel, das den Krieg mit einem Überraschungsangriff auf Iran am 13. Juni begonnen hatte, erklärte seit langem, sein Ziel sei die Zerstörung des iranischen Nuklearprogramms. Doch nur die USA verfügen über die massiven 30.000-Pfund-Bomben – und die riesigen B2-Bomber, die sie abwerfen – um unterirdische Ziele wie Irans Urananreicherungsanlage in Fordow, die unter einem Berg liegt, zu zerstören.

Satellitenbilder, die Reuters nach dem Angriff vorlagen, zeigten offenbar Schäden sowohl am Berg oberhalb der Anlage als auch an nahegelegenen Eingängen.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erklärte, nach den US-Angriffen seien keine erhöhten Strahlenwerte außerhalb der Anlage gemessen worden. Ein ranghoher iranischer Informant teilte Reuters mit, dass der Großteil des hochangereicherten Urans aus Fordow vor dem Angriff an einen anderen Ort gebracht worden sei.

Obwohl klar sei, dass US-Luftangriffe die Anlage Fordow getroffen hätten, sei es noch nicht möglich, das Ausmaß der unterirdischen Schäden zu beurteilen, sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi gegenüber CNN.

Von Reuters kontaktierte Iraner beschrieben ihre Angst angesichts eines möglichen Großkriegs mit den USA.

,,Unsere Zukunft ist düster. Wir haben keinen Ort, an den wir gehen können – es ist, als würden wir in einem Horrorfilm leben“, sagte Bita (36), eine Lehrerin aus der zentraliranischen Stadt Kashan, bevor das Telefonat abbrach.

Ein Großteil Teherans, einer Hauptstadt mit 10 Millionen Einwohnern, ist inzwischen weitgehend verlassen, da viele Bewohner vor den israelischen Bombardierungen aufs Land fliehen. Laut iranischen Behörden wurden seit Beginn der israelischen Angriffe über 400 Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten.

Iran feuert weiterhin Raketen auf Israel ab und tötete in den vergangenen neun Tagen mindestens 24 Menschen – das erste Mal, dass iranische Geschosse in großer Zahl Israels Verteidigung durchdrangen. Die Eliteeinheit der Revolutionsgarden erklärte, in der jüngsten Salve in der Nacht 40 Raketen auf Israel abgefeuert zu haben.

Am Sonntag heulten in weiten Teilen Israels Luftschutzsirenen und zwangen Millionen Menschen in Schutzräume.

In Tel Aviv fand Aviad Chernovsky (40) nach dem Verlassen eines Schutzbunkers sein Haus nach einem Volltreffer zerstört vor. ,,Es ist momentan nicht leicht, in Israel zu leben, aber wir sind sehr stark. Wir wissen, dass wir siegen werden“, sagte er.

Während der vergangenen neun Kriegstage tötete Israel einen Großteil der iranischen Militärführung mit Angriffen auf Basen und Wohngebäude, in denen hochrangige Personen schliefen. Premierminister Benjamin Netanjahu sprach offen über die Möglichkeit, so lange weiterzumachen, bis die klerikale Führung der Islamischen Republik gestürzt ist, bestritt aber, dass dies sein Hauptziel sei.

Trump schwankte zwischen Angeboten, den Krieg diplomatisch zu beenden, oder sich ihm anzuschließen, und äußerte zeitweise sogar öffentlich Gedanken über die Tötung des iranischen Obersten Führers. Sein letztlicher Entschluss, sich an dem Konflikt zu beteiligen, ist das größte außenpolitische Risiko seiner Karriere.

Netanjahu gratulierte Trump zu einer ,,mutigen Entscheidung“. Auch Oppositionsführer Yair Lapid lobte Trump und sagte, die Welt sei nun ein sicherer Ort.