„Ich bin Patrick. Sie hören es wahrscheinlich nicht, aber ich bin gar nicht von hier. Ich komme aus Amsterdam und bin ein typischer Holländer.“ Mit diesen Worten beginnt fast jede seiner Shows. Gesprochen mit diesem unschuldigen niederländischen Akzent, und was wie eine fast schüchterne, gar entschuldigende Vorstellung klingt, ist in Wahrheit die Ankündigung einer Bedrohung. Das wird wenige Sätze später offenkundig – denn: Holland liegt tief, sehr tief. An manchen Stellen bis zu sieben Meter unter dem Meeresspiegel, sagt Patrick. Und weil der Klimawandel nicht mehr zu stoppen ist, werden wir über kurz oder lang den Salat haben: 17 Millionen orangene Klimaflüchtlinge aus Holland. Alle mit einem Wohnwagen. Alle auf der linken Spur unserer Autobahnen. „Und die Frage ist: Schaffen wir das?“, fragt sich und das Publikum Patrick Nederkoorn.
Dass die Zuhörer in Anbetracht der „orangenen Gefahr“ (O-Ton Nederkoorn) nicht in Panik verfallen, liegt – klar – am niederländischen Comedian. Der erzählt vom Schreckensszenario so nett, als würde er alle zum Trost gleich eine Frikandel spezial spendieren. Ein bisschen Typ Schwiegersohn. Ein bisschen auch die Wiedergeburt von Rudi Carrell. Inzwischen ist er fast so erfolgreich wie damals sein Landsmann, nur eben viel witziger, frecher. Patrick Nederkoorn ist so etwas wie ein Shootingstar der Comedy-Szene hierzulande. Zuletzt trat er fünf Mal im Kommödchen auf; fünf Mal war die Show ausverkauft: Mit Patrick, dem Holländer, der sich vor geraumer Zeit eifrig im Sprachkurs angemeldet hat mit dem Titel Deutsch, warum nicht? Das Seminar hat was gebracht, denn inzwischen ist er um diese Erkenntnis reicher: „Ich weiß jetzt, warum nicht!
Und so hangelt er sich durch seine Show in jenem radebrechenden Deutsch, das falsch, gerade noch verständlich und vor allem sympathisch rüberkommt. Auch darum genießt er im Kommödchen inzwischen fast so etwas wie Familienanschluss. Comedy-Liebe auf den ersten Blick, gewissermaßen. Jedenfalls sind alle begeistert – und brechen mit ihm zu neuen Ufern auf: zur ersten Late Night Show in Deutschlands berühmtester Kabarettbühne! „Die Talk Show wird mein erstes improvisiertes Bühnenprogramm sein; und es ist seit langem die erste Talk Show von einem Niederländer in Deutschland mit niederländischen Gästen“, sagt uns Nederkoorn. Er scheint dabei selbst so neugierig auf das Ergebnis zu sein, wie das interessierte Publikum. Und das ist Programm, schließlich sind nach seinen Worten das „Theater und auch die Kabarettbühne inzwischen vielleicht die einzigen Orte, an denen Menschen zusammenkommen und sich nur auf eine einzige Sache konzentrieren.“ Sein Vorbild? Ina Müller! „Ihre Show schaue ich mir sehr gerne an, weil die Atmosphäre in der Kneipe so herzlich ist, dazu witzig und interessant.“
Das klingt sehr freundlich, lieb und nett. Manchmal gibt er sich auch auf der Bühne so, wenn er in seinen Soloprogrammen fragt, warum es in Deutschland bloß so viele Witze über Holländer gäbe. Müssten sich nicht alle ganz doll liebhaben? Und dann schaut er in den Saal mit einem Blick, der intensive Stuhlkreis-Erfahrung vermuten lassen könnte. Um im gleichen Atemzug lustvoll ein paar Witze nachzulegen, wobei dieser zum harmlosen Warmup-Programm gehört: Was macht ein Holländer nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft seiner Nationalmannschaft? Er schaltet die Playstation wieder aus.
Auch kleine Solonummern soll es in der Late Night Show geben. So zwischendurch und vor allem am Anfang: „Das Publikum muss aufgewärmt sein, wenn der erste Gast kommt“, sagt der 41-Jährige. Doch nur komisch soll es auch wieder nicht sein. Er wolle Kabarett nur über zu Themen machen, über die er auch selbst nachdenke. Und das Kommödchen ist für ihn genau der richtige Ort, „an dem man politisch sein darf.“ So auch in der ersten Late Night Show mit dem heimlichen Motto der Diversität und der Geschichte eines Opernsängers, der mit 75 sein Comingout hatte, sowie der Biologin Ilse Tutter, die quer durchs queere Tierreich mal ein Bild davon geben wird, wie viele Tiere eigentlich ihr Geschlecht ändern können oder homosexuell sind.
Sein Ziel? „Wenn wir mit Spaß ein wenig die Herzen der Menschen öffnen können.“ Man muss ihn einfach gern haben, Patrick, den Holländer.