Standdatum: 22. Juni 2025.
Autorinnen und Autoren:
Matthias Röhrs
Tobias Patzler (links) und Pascal Gluderer haben gemeinsam „Finite Air“ gegründet.
Bild: Radio Bremen | Matthias Röhrs
Viele Studentinnen und Studenten haben vor, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Doch nur ein kleiner Teil setzt dieses Vorhaben auch in die Tat um. Zwei Bremer wagen den Schritt.
Tobias Patzer ist ein Bastler. „Also für mich war die Hauptmotivation eigentlich, dass ich einfach coole Sachen bauen möchte“, sagt der 29-Jährige. Erst vor Kurzem hat er seinen Abschluss in Space Engineering an der Uni Bremen gemacht. Hoch ins All streben Patzer und sein Studienfreund Pascal Gluderer nicht mehr. Ihnen reicht die Erdnähe, dafür streben die beiden aber nach Unabhängigkeit in ihrer Arbeit. Und haben deswegen Finite Air gegründet.
Ein Unternehmen, das gut zum Bastler Patzer passt. Finite Air baut Drohnen nach den individuellen Wünschen der Kunden – oder besser: Möchte sie bauen. Das Unternehmen ist ganz frisch auf dem Markt, bisher arbeiten sie noch an ihrem ersten Projekt. „Wir sind aber auch gerade noch in der Gründung, also sind noch sehr früh. Den Kundenstamm aufzubauen, das geht gerade erst richtig los“, sagt der 26 Jahre alte Gluderer. Seit Oktober 2024 arbeiten sie daran, für den Anfang hält sie eine Förderung über Wasser, zu der ihnen das Bridge-Netzwerk der Bremer Hochschulen verholfen hat, eine Art Gründerberatung für Studierende.
20 Gründungen aus den Hochschulen pro Jahr
Ein Fünftel der Studentinnen und Studenten in Deutschland will nach einem Bericht des Startup-Verbands nach Abschluss ein Unternehmen aufbauen. Aber nur wenige setzen ihre Pläne tatsächlich in die Tat um. Der Verband bezieht sich auf eine Erhebung von 2024, für die gut 2.000 Studenten nach ihren beruflichen Plänen fünf Jahre nach ihrem Studium befragt wurden. Im Land Bremen berät das Bridge-Netzwerk Geschäftsführerin Meike Goos zufolge rund 160 Projekte, erreiche aber durchaus mehr Interessierte. Sie spricht von rund 2.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an mehreren Dutzend Workshops im Jahr. Im Ergebnis blieben rund 20 Ausgründungen aus den Bremer Hochschulen übrig, bei denen Interessierte auch den Schritt wagen.
Pascal Gluderer und Tobias Patzer haben für ihre Gründung die gleichen Gründe wie viele andere. Ganz vorne steht die Unabhängigkeit, dafür nehmen sie auch 60-Stunden-Wochen in Kauf: „Mit jeder Aufgabe, die man gerade bearbeitet, weiß man, warum man die tut. Und nicht, weil es einem ein Vorgesetzter gesagt hat. Das ist extrem erfüllend“, sagt Gluderer. Deshalb stand zuerst der Plan, überhaupt zu gründen. Danach erst kam die Idee zu Finite Air.
Dass aber nicht jeder soweit gehen mag wie sie, haben Gluderer und Patzer bereits erlebt. Anfangs waren sie noch zu viert. Zwei haben sich zurückgezogen. Gluderer hat Verständnis. „Das war ja noch neben dem Studium, das war eh schon eine zeitanspruchsvolle Phase. Wir haben neben dem Studium noch gearbeitet. Wir hatten sehr viel Workload. Und die haben für sich zu diesem Zeitpunkt entschieden, dass es für sie noch nicht wirklich zu verfolgen ist.“ Auch die beiden Gründer hätten immer wieder Momente gehabt, in denen sie sich gegenseitig zum Weitermachen motivieren mussten.
Uns wurde häufig genug gesagt das ist nicht machbar, das sind zu große Investments. Das funktioniert so nicht. Erstmal auch selbst weiter an die Idee zu glauben, war eine der Herausforderungen dabei.
Tobias Patzer, Gründer von Finite Air
Viele brechen Vorhaben ab – aus guten Gründen
Gründe, warum manche aus dem Traum, aussteigen, kennt auch Meike Goos. Oft sei das Team nicht das Richtige, manchmal funkt ein attraktives Jobangebot von außerhalb dazwischen, manchmal fehle aber auch der lange Atem. Wer es schafft, sind Studentinnen und Studenten, „die dranbleiben, die das wirklich umsetzen wollen. Die auch die bürokratischen Hürden nehmen und sich durch manche Bereiche fuchsen, von denen sie noch nie gehört haben.“
Wer übrig bleibt, sind jene: Sie wollen einen „Imapct erzielen“, so die Bridge-Geschäftsführerin, „etwas für die Gesellschaft bewirken wollen“. Die Bandbreite der Ideen sei groß. Von maßgeschneiderten Drohen wie bei Finite Air, über Tiefseeroboter bis hin zu veganen Schokoriegeln sei alles dabei.
Ganz am Anfang der Unternehmensgeschichte ist noch nicht abzusehen, was aus Finite Air einmal wird. Gespräche mit anderen aus der Branche stimmen Gluderer positiv, dass sie mit der Firma irgendwann in sichere Häfen einlaufen. Patzer: „Das Positive ist, dass das eigentlich vom eigenen Beitrag abhängig ist. Das heißt, man kann auch selbst etwas dafür tun, dass man diese Sicherheit bekommen kann.“
Information zum Thema
Tipps für die Gründung
Für einen guten Start des eigenen Unternehmens hat Meike Goos, Geschäftsführerin des Bridge-Netzwerkes, ein paar Tipps parat. Sie berät gründungsinteressierte Studentinnen und Studenten an der Universität, das Netzwerk ist aber an allen Bremer Hochschulen vertreten.
- „Man sollte etwas machen, wo man wirklich dahinter steht“, sagt Goos. Wer Herzblut in der Sache hat, sei auch bereit, die nötige Zeit und Energie zu investieren..
- Fürs Gründen braucht man ein gutes Team. „Man sollte das mit Leuten zusammen machen, mit denen man sich gut versteht, mit denen man sich auch gut vorstellen kann über einen längeren Zeitraum zusammenzuarbeiten.“.
- Eine solide Basis aufbauen. Nicht nur finanziell, es gibt zum Beispiel Förderprogramme und Stipendien, auch in Sachen Weitsicht. Checks, ob die eigenen Vorstellungen auch auf dem Markt ankommen, seien wichtig. Man brauche einen guten Überblick..
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Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
Bremen Next, Next am Morgen, 17. Juni 2025, 8:10 Uhr